Neue Systeme sollen der IBM Kunden abwerben:

Compaq setzt auf Intels Chip-Satz P9

17.06.1988

HOUSTON (IDG) - Im Wettstreit an der 386-Front will Compaq dem Marktführer Terrain abringen: Neben einem neuen Rechner auf Basis des 80386 hat der texanische Hersteller ein zweites System angekündigt. Den ersten Mikrocomputer, der mit Intels kürzlich angekündigtem Chip-Satz P9 ausgestattet ist. Er könnte das preisgünstigste System in dieser Leistungsklasse werden.

Der Rechner zielt in erster Linie auf Kunden ab, die sich sonst für das mit 25 Megahertz getaktete Modell /70 von IBM entscheiden würden. Dieses gilt unter Marktkennern als wichtige Plattform für OS/2 und den Presentation Manager. lntels Chip-Satz P9 ist intern in 32 Bit-Architektur aufgebaut und hat einen 16-Bit-Datenbus, den das Unternehmen auch für die 80286er-Systeme verwendet. Der neue Rechner verarbeitet Software für 32-Bit-Systeme mit entsprechend geringerem Tempo. Durch den Chip-Satz ließe sich mit dieser Maschine die interne Verarbeitungsleistung eines Prozessors 80386 zum Preis eines 80286 anbieten.

Ob die Kunden in den Genuß eines angemessenen Preises kommen, ist jedoch fraglich. Verkauft Compaq den P9-PC zum Preis eines ATs, werden sich für diese Leistungsklasse des Unternehmens kaum noch Abnehmer finden. Der Hardwarehersteller selbst hat einen Preis von rund 3500 Dollar ins Auge gefaßt. Marktexperten sind der Meinung, das System ließe sich aufgrund der neuen Technologie auch für 2500 Dollar anbieten.

Der Rechner auf Basis des Intel 80386 hat - wie auch sein Pendant von IBM - eine Taktfrequenz von 25 Megahertz. Den zu erwartenden Verkaufspreis will Compaq erst bekanntgeben, wenn Big Blue die Karten für das Modell /70 auf den Tisch gelegt hat. Compaq-Benutzer setzen allerdings weniger auf die P9-Technologie als auf den 80386-Desktop mit der schnellen Taktfrequenz. Solange der Preis stimme - so ein Anwender - sei jede Leistungssteigerung der Prozessoren willkommen.