Adaptive Infrastruktur - Koppelung soll einfacher werden

Compaq setzt auf Blade-Server und Software

21.12.2001
MÜNCHEN (CW) - Compaq will seinen Kunden den Umgang mit seinen Wintel-Servern erleichtern. Besonders flache "Blade"-Server sollen nach dem Konzept "Adaptive Infrastructure" mit Software und Verwaltungs-Tools gekoppelt werden. Mit Details wollen die Texaner allerdings erst Anfang 2002 herausrücken. Ähnliche Strategien der Konkurrenz sind jedoch schon angelaufen.

Laut Andreas Knöpfli, Compaqs Vice President der Industry Standard Server Group für Europa, beruht die Adaptive-Infrastructure-Initiative auf vier Säulen. Anwender sollen zu jeder Zeit Zugriff auf die Systeme haben ("Virtual Presence and Control"). Dieser Zugang könne über verschiedene Endgeräte erfolgen, unter anderem auch per Handy oder Handheld. Standardkomponenten sollen sich schnell und einfach zum Gesamtsystem hinzufügen lassen ("Dynamic Resource Scaling"). Unter anderem sollen sich Software-Images zügig auf andere Rechner überspielen lassen ("Automated System Provisioning"). Kritische oder vom Ausfall bedrohte Komponenten sollen mit Hilfe von Hardware- und Software-Tools identifiziert und so weit möglich automatisch durch Backup-Komponenten ersetzt werden ("Intelligent Fault Resilience").

Laut den von Compaq angestellten Beispielrechnungen könnten Administratoren mit den neuen Tools Zeit und Geld sparen. Sechs Web-Server ließen sich demnach binnen 40 Minuten ins Netz einklinken. Mit herkömmlichen Methoden seien dafür neun Stunden erforderlich.

Die Compaq-Strategie wird sich jedoch in der Praxis noch beweisen müssen. Konkrete Produkte sind erst für Anfang 2002 angekündigt. Hardwareseitig sollen Blade-Server als "BL"-Serie im Produktportfolio der "Proliant"-Reihe eine wichtige Rolle spielen. Die zunächst als Ein-Prozessor-Maschine konzipierten Rechner sollen alle Komponenten auf einer Platine vereinen. Über 200 dieser Blades werden laut Compaq in einem 19 Zoll großen Standard-Rack Platz finden. Im Lauf des nächsten Jahres sollen Zwei- und Vier-Wege-Rechner folgen.

Auch Sun und HP bauen BladesDie Rechner der BL-Serie sollen mit dem "Proliant Essentials Foundation Pack" ausgestattet werden. Dieses Softwarepaket enthält unter anderem die bereits bekannten Tools "Smart Start" und den "Insight Manager". Neben den Basispaketen will Compaq "Value Packs" schnüren, die mit zusätzlichen Funktionen aufwarten. Für diese Angebote müssen die Kunden jedoch zahlen.

In Sachen Blade-Server wird Compaq seine Klingen mit Hewlett-Packard (HP) und Sun kreuzen müssen. HP hat für Januar 2002 erste Flach-Server seiner eigenen Blade-Reihe angekündigt. Die etwa 2000 Dollar teuren Modelle vom Typ "bc 1100" sollen mit auf 700 Megahertz getakteten Pentium-III-CPUs von Intel arbeiten. Im weiteren Verlauf des nächsten Jahres gelangen laut Roadmap des Herstellers Rechner mit Intel-Xeon- und PA-Risc-Prozessoren auf den Markt. Für die Verwaltung der Systeme legt HP die eigene System-Management-Software "Openview" bei.

Auch Sun Microsystems beschäftigt sich mit Blade-Server-Plänen. Allerdings liegen die Kalifornier im Rennen etwas zurück. Ende 2002 sollen die ersten Rechner herauskommen. Details sind noch nicht bekannt. Die Server sollen mit Suns "I-Change"-Technik ausgerüstet werden. Damit werde das Software-Management vereinfacht.

Mit dieser Softwareinitiative treten die Sun-Verantwortlichen gegen Compaqs Adaptive-Infrastructure-Strategie an. Doch andere Unternehmen verfolgen ähnliche Ziele. So will beispielsweise IBM unter dem Projekt "Eliza" sich selbst verwaltende und reparierende Server entwickeln. HP lässt seine Initiative unter dem Motto "Always On" laufen.

Nach Einschätzung der Analysten von International Data Corp. (IDC) sollen im Jahr 2005 etwa zwei Millionen Blade-Server weltweit verkauft werden. Damit würden etwa fünf Milliarden Dollar umgesetzt. (ba)