Kolumne

"Compaq macht ernst"

27.06.1997

Endlich kann Compaq das Bemühen um den Markt für unternehmensweite Datenverarbeitung mit einer wichtigen Akquisition unterstreichen. Der PC-Krösus kauft sich Technologie und einen Namen, der ihm Zugang zu den bisher verschlossenen Chefetagen von Banken, Versicherungen, Luftfahrtgesellschaften und anderen Renommierkunden verschafft.

Die für drei Milliarden Dollar übernommene Tandem Corp.(siehe Seite 1) verbindet zwei Welten: Einerseits ist sie Marktführerin im Bereich ausfallsicherer, fehlertoleranter Systeme (Himalaya) inklusive eigenem Betriebssystem (Nonstop-Kernel) und Verbindungstechnik (Servernet); andererseits hat das Unternehmen versucht, mit eigenen Servern im NT-Markt Fuß zu fassen und Lösungen für das Skalierbarkeitsproblem von Microsofts Betriebssystem anzubieten.

Tandems Technologie im NT-Sektor könnte Compaqs eigene Angebote in diesem Segment bereichern. Das in die Ehe gebrachte Hard- und Software-Know-how im Bereich fehlertoleranter Rechner fehlte den Texanern bisher schlicht und einfach.

Soweit zur Technologie. Ob Compaq mit dieser Übernahme aber auch die zweite Voraussetzung erfüllt, um in der Rechneroberliga erfolgreich mitzuspielen, ist noch nicht ausgemacht. Schließlich vermag dort nur zu punkten, wer auf eine gut organisierte Vertriebsmannschaft zurückgreifen sowie exzellenten Service und Support bieten kann. Damit haben die Texaner keine Erfahrung, da sie bisher ausschließlich auf die indirekte Vertriebsschiene gesetzt haben. Und ob die Tandem-Mannschaft für eine solche Aufgabe groß und fit genug ist, bleibt abzuwarten.

Eines ist allerdings sicher: Will Compaq-Chef Eckhard Pfeiffer sein Versprechen wahr machen, nach der Jahrtausendwende hinter IBM und Hewlett-Packard mit 40 Milliarden Dollar Jahresumsatz den drittgrößten Computerhersteller zu führen, dann sind Akquisitionen das einzige Mittel dazu.

Außerdem scheint der Marsch in Richtung auf die unternehmensweite Datenverarbeitung den meisten Erfolg zu versprechen. Im PC-Markt gerät Compaq genauso wie die anderen klassischen Markenanbieter immer stärker durch Konkurrenten wie Dell und Gateway unter Druck, zumal entsprechende Übernahmeversuche in diesem Segment gescheitert sind.