PC-Cloner bricht mit Silicon Graphics

Compaq: Grafik-Ambitionen fallen dem Sparkurs zum Opfer

31.01.1992

MOUNTAIN VIEW (CW) - Nicht mal ein Jahr hielt die Ehe zwischen der Compaq Computer Corp. und Grafikworkstation-Spezialist Silicon Graphics Inc. (SGI).

Das im April 1991 geschlossene Technologie- und Aktienabkommen modifizierten beide jetzt dahingehend, daß SGI den von Compaq für 135 Millionen Dollar erstandenen 13prozentigen Vorzugsaktienanteil zum Schätzpreis von 150 Millionen zurückkauft. Bekräftigt haben beide hingegen ihr im Frühjahr 1991 geschlossenes gegenseitiges Technologielizenzierungs-Abkommen.

Unter der Prämisse, daß SGI bis zum 31. Juli 1992 den genannten Betrag an Compaq überweist, wird Compaq den Aktienanteil an SGI zurückgeben. Außerdem werden die Texaner um den deutschen Top-Manager Eckhard Pfeiffer an die Kalifornier eine Zahlung von 3,75 Millionen Dollar vornehmen.

Nach Aussagen von Gary Stimac, Compaqs Senior Vice-President und Verantwortlicher für die Technologieentwicklung, habe die Zusammenarbeit nicht die gewünschten Resultate in Form vermarktbarer Produkte gebracht. Von Bedeutung für die Compaq-Entscheidung war zudem, daß man in Houston, Texas, nach Worten von Stimac erkannte, mit SGI auf einen Anbieter von Nischenprodukten gestoßen zu sein. Compaq wolle sich indes verstärkt auf Massenprodukte konzentrieren, die - bei technologisch hohem Stand schnell und zu agressiven Preisen auf den Markt geworfen werden können.

Eine Informationsquelle innerhalb von Silicon Graphics äußerte gegenüber der CW, die technologische Zusammenarbeit habe sich als schwieriger erwiesen als vorherzusehen war. "Wir haben uns allerdings beide nicht aufeinander zubewegt", übte der Informant Selbstkritik. Indes habe auch der Wechsel an der Compaq-Konzernspitze in erklecklichem Maße zu dem jetzigen Bruch beigetragen: "Mit Pfeiffer schwenkten die Texaner wieder auf die alte Compaq-Linie mit deren angestammte Produktlinie ein."

Marktbeobachter fragen sich trotzdem, wohin die Reise für den ehemals durch exorbitante Umsatz- und Gewinnsteigerungen und technologische Führerschaft bekannten PC-Cloner gehen soll. Ein Firmensprecher bekräftigte, daß Compaq an seinem ACE-Engagement festhalten werde. Stimac bestätigte, Compaq bemühe sich auch weiterhin um die Entwicklung und Vermarktung von kommerziell nutzbaren RISC-Workstation auf Basis des Mips-Prozessors.

Nach Bekanntwerden der Trennung von Silicon Graphics stieg der Kurs der Compaq-Aktie um einen Dollar auf 32,875. Die SGI-Aktie mußte jedoch einen Abfall um 2,375 auf 47,75 Dollar hinnehmen.