Compaq: Gewinnrückgang läßt Aktienkurs dramatisch abstürzen

31.05.1991

27 Prozent Kursverlust an einem Börsentag bescherte Compaq seinen Aktionären. Die Ankündigung, man werde im zweiten Quartal 1991 lediglich 25 Cent je Aktie verdienen - nach 1,18 Dollar im zweiten Quartal 1990 -, führte zu dem scharfen Kurseinbruch. Damit hat sich der Compaq-Kurs seit seinem zyklischen Hoch von 74,25 Dollar Ende Februar 1991 in weniger als drei Monaten mehr als halbiert. Schon Ende April hatte der Bericht über das erste Quartal 1991 zu einem 15prozentigen Tagesverlust der Aktie geführt. Der Kurssturz damals geschah trotz eines im Vorjahresvergleich um 24 Prozent gesteigerten Gewinns. Die Erwartungen erwiesen sich als zu optimistisch, und außerdem wurde für das zweite Quartal ein Gewinnrückgang angekündigt. Das jetzt in Aussicht gestellte Ergebnis ist weitaus schlechter als befürchtet.

Neben den Schwierigkeiten in den rezessionsgeschüttelten USA kommen Einbrüche in den traditionell Compaq-starken europäischen Märkten hinzu. An dieser Konstellation dürfte sich fundamental bis weit in das zweite Halbjahr 1991 hinein nichts ändern.

Die heftigen Kursreaktionen bei Compaq-Aktien zeigen, daß Wallstreet-Kurse immer noch sehr viel Konjunkturoptimismus vorwegnehmen. Häufen sich die negativen Gewinnüberraschungen für das zweite Quartal, dürften weitere Kursrückschläge folgen. Dies würde eine Phase der Pessimismusübertreibung einläuten, welche zu Kaufkursen führt.

In bezug auf Compaq ist das Verhalten der Insider interessant. Sie sind in den USA verpflichtet, die Börsenaufsicht über Käufe und Verkäufe von Aktien derjenigen Unternehmen, in denen sie Insider sind, zu informieren. Diese Berichtspflicht ist je nach Stellung des Aktionärs innerhalb des Unternehmens abgestuft und kann soweit gehen, daß Vorstandsmitglieder vor einem Verkauf persönlich gehaltener Aktien des Unternehmens, welchem sie vorstehen, die Zustimmung der Börsenaufsicht einholen müssen.

Seit April 1990 hat es lediglich im Oktober 1990 Käufe durch einen Compaq-Insider gegeben. Die Compaq-Aktie wurde damals im Baisse-Strudel auf einen Jahres-Tiefkurs von 35,5 Dollar heruntergerissen. Die Wertpapieranalysten von Value Line veröffentlichen die Insider-Transaktionen (neben vielen anderen). Dem einzigen Kauf im Oktober standen 1990 seit April 16 Insider-Verkäufe gegenüber.

Fazit: Das Compaq-Management scheint eine flexible Anlagepolitik zu pflegen. Sobald wir wieder erhebliche Insider-Käufe des Compaq-Managements beobachten, werden wir die Chancen eines Kaufs der Aktie prüfen. +