Z-8000 und Hyperion als IBM- und Apple-Konkurrenz:

Commodore drängt in den Professional-Markt

13.04.1984

HANNOVER (CW) - Als Grundstein einer neuen Rechnerfamilie im professionellen Bereich präsentierte die Commodore GmbH, Frankfurt, den Mikrocomputer Z-8000. Der von Experten als Antwort auf den Macintosh von Apple bezeichnete Rechner soll unter einem Unix-ähnlichen Betriebssystem arbeiten. Neben dem Z-8000 wurden von den Frankfurtern noch einige Neuheiten für den Homecomputer-Markt vorgestellt.

Der Z-8000 basiert auf dem 16-Bit-Mikroprozessor Z-8000 von Zilog, der bisher nur von wenigen Mikrocomputer-Herstellern als CPU eingesetzt wurde. Gegenwärtig sind maximal zwei Arbeitsplätze an das Multiuser-System anschließbar. Commodore plant jedoch, die Mehrplatzfähigkeit auf über acht Benutzerplätze auszudehnen. Zum Preis der Messe-Neuheit wollte der neue Commodore-Präsident H. Smith auf der Pressekonferenz in Hannover keine Angaben machen. Branchenkenner erwarten jedoch, der Z-8000 gilt als direkter Wettbewerber zum Macintosh von Apple und anderen "68000"-Mikrocomputern, einen Preis von rund 9000 Mark.

Bei dem in Hannover vorgestellten Modell handelt es sich um einen Prototypen. Die Strategie, den Z-8000 bereits jetzt anzukündigen, obwohl er erst zur Jahreswende 1984/85 auf den Markt kommen dürfte, gilt als eine Änderung in der Commodore-Marketingpolitik. Commodore will nach eigenen Angaben mit dieser frühen Vorstellung vor allem die "Unix-Welt" für diesen Rechner interessieren. So behauptete auch K. Klessig, Präsident des Unix-orientierten Softwarehauses Quadrato, daß die hauseigene Büroautomations-Software auf der Commodore-Neuheit läuft.

Der Z-8000 verfügt standardmäßig über eine Hauptspeicherkapazität von 128 KB sowie über 32 KB-ROM und 128 KB Bildschirmspeicher. Das monochrome Terminal hat eine Auflösung von 1024 x 1024 Bildpunkten.

Als Tastatur ist entweder eine ASCII- oder DIN-Tastatur mit numerischem Block und zehn programmierbaren Tasten verfügbar. Die beiden integrierten Diskettenlaufwerke haben eine Speicherkapazität von jeweils 1,3 MB. Eine der Floppystationen kann durch eine 10-MB-Plattenstation ersetzt werden. Ferner könne der Mikro mit einem arithmetischen Co-Prozessor und für die Dateneingabe mit einer Maus ausgestattet werden. Commodore erwartet, so Deutschland-Chef Alwin Stumpf, daß der Z-8000 der erfolgreichste kommerzielle Computer des Hauses werden wird. Seinen Optimismus gründet Stumpf vor allem auf das der Unix Version 7 angepaßte Betriebssystem.

Ferner stellte das Frankfurter Unternehmen im Homecomputer-Bereich verschiedene Neuheiten vor. So bietet Commodore jetzt eine 350-Mark-Version des CBM 64 unter der Bezeichnung C 16 an. Auch der C 264, in den USA schon vor Monaten angekündigt, erlebte in Hannover seine Europa-Premiere. Als Leistungserweiterung der Serie 64 präsentierte Commodore die Btx-Fähigkeit dieser Geräte.

Eine weitere Aktivität des Homecomputer-Marktführers ist der Einstieg in den IBM-PC-kompatiblen Markt, wobei der entsprechende Rechner jedoch keine eigene Entwicklung ist. Im Gespräch ist der Hyperion der kanadischen Bytec. Jedoch ist nach Worten des europäischen Marketing-Managers von Bytec, Trevor Duplock, noch kein endgültiger Vertrag zwischen den beiden Unternehmen abgeschlossen worden. Commodore wolle, so Duplock, auf der Hannover-Messe erst die Marktresonanz auf diese Ankündigung testen.

Nach eigenen Angaben wird das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr weltweit einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Dollar tätigen. Im Vorjahr betrug der Umsatz rund 681 Millionen Dollar. Konzernchef Marshall F. Smith gründete seine Erwartungen auf einen "hohen Auftragsbestand für Heimrechner wie auch für kommerzielle Systeme". In der Bundesrepublik erwartet Alwin Stumpf gar einen Umsatzzuwachs von etwa 240 Prozent auf 350 Millionen Mark (Vorjahr 103,3 Millionen Mark).