1000 Inlandsfilialen stellen sich um

Commerzbank investiert in Windows NT

10.07.1998

Etwa 1100 Intel-basierte "Primergy-Server" der Modelle 460 und 760 wird die Siemens-Nixdorf Informationssysteme GmbH liefern, dazu kommen 15000 "Scenic-Pro"-PCs und 10000 Flachbildschirme. Die Installation in etwa 1000 Filialen beginnt im August dieses Jahres und soll im Mai 1999 abgeschlossen sein. Für die neue Systemarchitektur sind die Norcom Software und Consulting GmbH, München, und Microsoft zuständig.

Zugunsten von NT als Client- und Server-Betriebssystem sprachen mehrere Gründe, führt Wilhelm Meier, Gruppenleiter Architektur und Qualitätssicherung bei der Commerzbank, aus. Bereits vor zwei Jahren sei absehbar gewesen, daß das 16-Bit-Windows auf den Clients den Applikationsbetrieb bald nicht mehr gewährleisten könne. Die Anwendungen sollten jedoch weiterhin auf einer Microsoft-Plattform laufen. Man entschied sich für das vergleichsweise stabile NT.

Das bisherige Zusammenspiel von AIX-Servern und Windows-Clients habe laut Meier die IT-Kosten unnötig in die Höhe getrieben. Um diese Reibungsverluste zu verringern, will die Commerzbank nun auch auf den Filial-Servern mit lokaler Datenhaltung Windows NT einsetzen.

Marketing und Sachzwänge

Server mit aufwendigen Datenbankapplikationen dagegen wandern in eine zentrale Server-Farm. Als Betriebssystem kommen hier nach wie vor MVS und Unix sowie NT in Frage. Somit arbeiten auch nach der NT-Einführung noch 90 Prozent der Commerzbank-Anwendungen mit grundlegenden IT-Komponenten, die nicht aus der Microsoft-Welt stammen.

Um den Entscheidungsprozeß zu beschleunigen, lud Microsoft das Entscheidungsgremium nach Redmond ein, was seine Wirkung nicht verfehlte. Vorher war die Frage, welches das nächste Server-Betriebssystem werden sollte, noch offen gewesen. Wie Meier einräumt, habe die Marketing-Maschinerie Microsofts durchaus zu der Entscheidung beigetragen. Allerdings hätten sich IT-Leiter der Commerzbank vor dem Einstieg in die Microsoft-Welt auch beim Wettbewerber Vereinsbank schlau gemacht.

Nach ersten Erfahrungen mit den NT-Servern steht für Meier fest: "Man kann gar nicht früh genug mit Skalierbarkeitstests anfangen. Wir sind an Grenzen gestoßen." So ließen sich beispielsweise nicht so viele Endbenutzer und Concurrent User an einen Server hängen wie erwartet.

Als Testinstallation diente den Commerzbank-Entwicklern eine Intranet-Anwendung, ein Informationssystem mit kurzen Transaktionen. Derzeit können rund 5000 bis 6000 Benutzer darauf zugreifen. Dafür mußte man sich allerdings von dem reinrassigen objektorientierten Ansatz verabschieden. Jetzt sei die Anwendung eher "im Microsoft-Sinne komponentenbasiert", wie Meier sich ausdrückt. Trotz dieses Tunings müsse für bessere Performance noch an einigen "Schräubchen" gedreht werden.

Auch in puncto Sicherheit verlassen sich die Commerzbank-Entwickler nicht allein auf Funktionen des Microsoft-Betriebssystems. Sie setzen auf eine Applikationslösung, die allerdings bereits vor drei Jahren in Angriff genommen wurde.