Comline AG: Bodenständigkeit als Erfolgsfaktor

08.03.2001
Von Angelika Fritsche
Vor gut zehn Jahren an den Start gegangen, hat sich die Dortmunder Comline AG einen guten Namen als Anbieter von Dokumenten- und Informations-Management-Systemen (DMS) erworben.

Roland Bracht, Vorstandsvorsitzender der Dortmunder Comline AG, kann seinen Stolz nicht verbergen. Gleich mehrmals wurde das 1989 gegründete Softwareunternehmen in einschlägigen Branchen-Rankings auf den vordersten Rängen plaziert, so beispielsweise in der “Europe´s Top 500 Liste”, welche die wachstumsstärksten Firmen in 15 EU-Ländern benennt.

Roland Bracht
Roland Bracht

Was den 38-Jährigen besonders erfreut hat: In der “Top 100 NRW”, die unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Wolfgang Clement steht, schnitt Comline als bestes einheimisches IT-Unternehmen ab, und zwar mit Top-Noten für Kundennähe, Schnelligkeit sowie Mitarbeiter- und Teamorientierung. Die Comline AG ist ein echtes Ruhrgebiets-Gewächs. Der erste Baustein für die heute rund 200 Mitarbeiter starke Firma wurde an der Uni Dortmund gelegt. Dort studierte Bracht Informatik und Betriebswirtschaftslehre und arbeitete in einem Forschungsprojekt zum Thema offene Systeme sowie Netzwerktechnologie mit. Die Forschungsergebnisse stießen auf großes Interesse in der Wirtschaft, durften aber von der Universität selber nicht industriell verwertet werden. Also gründete Bracht mit zwei Kommilitonen und einem Professor als “mentalem Motor” das IT-Unternehmen und suchte sich einen starken Kooperationspartner: Mit der Siemens AG setzte Comline zunächst Projekte in der Vernetzung großer Telekommunikationssysteme um – zum Beispiel für Ford Europa.

Längst hat sich die stetig expandierende IT-Firma einen Namen als Anbieter von Dokumenten- und Informations-Management-Systemen (DMS) für die Finanzdienstleistungsbranche sowie für den öffentlichen Sektor erworben. “Wir sind kein klassischer Produktentwickler sondern verstehen uns als Projektentwickler, der seine Kunden ganzheitlich in deren Projektvorhaben begleitet”, wirbt der Geschäftsführer für sein Unternehmen. Bei Großkunden aus Wirtschaft und Politik wird die Dienstleistung der Dortmunder Firma, die inzwischen Geschäftsstellen in Frankfurt, München und Berlin unterhält, rege nachgefragt. “Denn die schnelle und zugleich einfache Verfügbarkeit von Dokumenten und Papieren ist heute ein wichtiger Wettbewerbsfaktor und entscheidet zunehmend über die Effizienz von Institutionen”, verweist Bracht auf den Bedarf. So stehen auf der Kundeliste des IT-Dienstleisters Bundes- und Landesbehörden, Industrieverbände wie der Deutsche Industrie- und Handelstag (DIHT) in Berlin oder der Arbeitgeberverband der Metall- und Elektroindustrie in Köln, die über das gesamte Bundesgebiet verteilten Betriebs- und Innungskrankenkassen sowie die Postbank AG in Frankfurt. Für die Postbank AG, die derzeit mehr als 800 Millionen Dokumente und Belege – darunter vier Millionen Kundenunterschriften sowie 700 Millionen Kontoauszüge – elektronisch verwaltet, haben die Dortmunder ein Konfigurations-Management entwickelt.

Dadurch soll trotz der Datenfülle der schnelle Zugriff auf Millionen von Dokumenten gewährleistet werden. Eine neue E-Business-Lösung für Finanzdienstleister hat Comline mit seinem Produkt “eLoan” entwickelt. Darüber lassen sich komplette Kreditgeschäfte – von der Beratung über die Kalkulation bis hin zum Vertragsabschluss – abwickeln. “Die Zukunft liegt in der Erweiterung des Portfolios an Internet-Produkten über die Bereiche Zahlungsverkehr und Wertpapiere hinaus: Finanzierungen, Kredite, Leasing und Versicherungen sind die aktuellen Themen”, erklärt Bracht den Vorstoß ins Internet-gestützte Kreditgeschäft. Die Innovationsfreudigkeit eines Unternehmens steht und fällt mit den Mitarbeitern – davon ist Firmengründer Bracht felsenfest überzeugt. Bei der Suche nach kreativen Köpfen profitiert die Comline AG von ihrem Standort. Umgeben von gleich mehreren Universitäten und Fachhochschulen mit einem ausgewiesenen Informatik- und Technikprofil konnten die Dortmunder ihren Nachwuchs bisher frisch weg aus den Hörsälen in Dortmund, Bochum, Duisburg und Essen oder von der Fernuniversität Hagen unter Vertrag nehmen. Dabei kommt der Softwarefirma vor allem die besondere Mentalität der Menschen im Ruhrgebiet zugute: ihre Bodenständigkeit.