Client-Server hilft die Geschaeftsprozesse zu verbessern Ingo Fleckenstein Marketing-Leiter der Space Info Systems GmbH in Hannover

25.03.1994

Client-Server ist zweifellos das aktuellste Schlagwort in der DV- Branche. Nach einer Recherche der "Computerworld" betrachten 45 Prozent der Grossanwender Client-Server als die fuer den Unternehmenserfolg wichtigste Informationstechnologie. Die Ursache dieser Entwicklung ist nicht ganz klar: Vermutlich ist der Client- Server-Boom verschiedenen Faktoren zu verdanken - etwa dem Vordringen intelligenter Arbeitsplatzsysteme wie PCs oder Workstations, dem enormen Leistungszuwachs bei Mini- und Midrange- Systemen oder auch dem Versagen der Grossrechner-DV, bei der die Kosten fuer Wartung und Pflege ausuferten.

Welchen Nutzen erwarten Unternehmen von einer Client-Server- Struktur? Neben den Kostenvorteilen - erste Anwendererfahrungen belegen diese eindeutig - sind es vor allem qualitative Aspekte:

- Anwender koennen leichter und flexibler auf Datenmaterial zugreifen (SQL, Easy SQL, QBE, QBO).

- Die Bearbeitung erfolgt intuitiv und vorgangsgesteuert.

- Anwender sind produktiver (die Gartner Group spricht von bis zu 50 Prozent).

- Das Berichtswesen wird verbessert, weil mit Online-Management- Informationen (EIS) gearbeitet werden kann.

Das moderne Informations-Management spiegelt die Wandlung in der Organisation wider, die sich derzeit in vielen Unternehmen vollzieht. Hierarchische Strukturen werden von flachen, netzartigen abgeloest. Client-Server-Anwendungen bilden dafuer eine ausgezeichnete Basis: Sie garantieren, dass jeder Rechner genau die Aufgaben zugeteilt bekommt, fuer die der jeweilige Arbeitsplatz vorgesehen ist.

Die Informationstechnik hat in modern gefuehrten Betrieben einen hohen Stellenwert - insbesondere dann, wenn sie zur Sicherung der Unternehmensziele strategisch eingesetzt wird. Die IT unterstuetzt nicht nur Funktionen und Geschaeftsablaeufe, sie leistet viel mehr. Sie kann dazu beitragen, Geschaeftsprozesse nach den Grundsaetzen des Business-Re-Engineering zu optimieren.

Die derzeit sehr beliebte Lean-Philosophie geht von schlanken Strukturen aus, vom absolut Notwendigen. Immer mehr Unternehmen nutzen nun die Einfuehrung eines neuen Informationssystems, um schlanker zu werden und die internen Ablaeufe kritisch zu pruefen.

Auf diesem Wege lassen sich Schwachstellen systematisch aufdecken. Redundant durchgefuehrte Arbeiten, das Fuehren identischer Datenbestaende, umstaendliche Ablaeufe, manuelle statt DV- unterstuetzte Taetigkeiten etc. stehen ploetzlich zur Diskussion. Der erste Schritt zur Reorganisation der Geschaeftsprozesse ist getan.

Der zweite Schritt ist die Ausgestaltung der Prozesse im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung. Dabei haben Unternehmensziele eindeutig Vorrang vor Abteilungsinteressen. Im Gegensatz zum eingeschraenkten Blickwinkel der Fachbereiche richten sich die Unternehmensziele nach der unbefriedigenden gesamtwirtschaftlichen Situation, in der sich eine Firma befindet.

Die Informationstechnologie ordnet sich den Unternehmenszielen unter. Aufgaben sind daher etwa:

- Senkung der Kosten fuer Produktion, Logistik und Administration sowie fuer die Bereitstellung von Information,

- Verkuerzung von Entwicklungs- und Durchlaufzeiten,

- Reduzierung der Fertigungstiefe und der Variantenvielfalt,

- Erhoehung der kurzfristigen Lieferbereitschaft und Optimierung der Liefertreue (etwa bezueglich Qualitaet, Termin etc.) sowie

- kurzfristige Reaktion auf veraenderte Markt- und Nachfragebedingungen.

Hier wird deutlich, wie sehr einzelne Geschaeftsprozesse miteinander verzahnt sind. Diese mitzugestalten und bestehende Ablaeufe zu veraendern beziehungsweise zu optimieren sollte Aufgabe der Informationstechnik sein. Ein Hilfsmittel kann dabei eine moderne Standardsoftware-Loesung darstellen, die auf der Basis vieler Unternehmenseinsaetze einen hohen Entwicklungsstand erreicht hat und in vielen Branchen moeglichst ohne Anpassungsaufwand zum Einsatz kommt.

Die Standardsoftware sollte so flexibel sein, dass Aenderungen auch ohne Programmierkenntnisse jederzeit moeglich sind - eingeschlossen die freie Gestaltung von Masken, Menues und Reports. Dabei hat der eigentliche Standard, der Quellcode, unveraendert zu bleiben. Oft erweisen sich manche Anforderungen von Fachabteilungen ohnehin als Kosmetik, sie sind nicht immer noetig fuer den eigentlichen Geschaeftsablauf.

Client-Server-Applikationen bilden eine hervorragende Basis dafuer, mehr Flexibilitaet in das Unternehmen zu bringen. Aber ohne organisatorische Einschnitte wird der Einsatz dieser neuen Technologie sein Ziel verfehlen.