Client-Server-Anwendungen/Downcosting schadet dem C/S-Trend

03.03.1995

Als "zu teuer" gelten gemeinhin solche Anschaffungen, die ihre Investition nicht rechtfertigen - eine Binsenweisheit, von der manche Anwender offenbar wenig Kenntnis nehmen. Als die Host- zentrierte Datenverarbeitung in voller Bluete stand, sprach niemand von zu hohen Kosten. Man war sich darin einig, dass die maschinelle Verarbeitung von Daten gegenueber den bestehenden manuellen Methoden einen enormen Rationalisierungsvorteil brachte.

Heute findet unter dem Stichwort Client-Server ein aehnlicher Qualitaetssprung wie zu Beginn der Host-Aera statt. Mag der Begriff auch schwammig sein - er steht fuer die Abloesung einer starren, zentralen IT-Organisation, die ihrerseits Teil einer wenig flexiblen Unternehmensstruktur war und diese bediente. Die Verteilung von Systemen ist laengst keine Modeerscheinung mehr, sondern eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit.

Entsprechend ist die Aufbruchstimmung spuerbar - muessig, die technischen Errungenschaften von der Hardware ueber die Programmierung bis hin zur Kommunikation aufzuzaehlen. Trotzdem haelt sich das Kostenargument mit erstaunlicher Hartnaeckigkeit. Warum? Noch immer haben in vielen Unternehmen Menschen ueber IT- Investitionen zu befinden, die den technischen Fortschritt schlicht nicht wahrnehmen. Sie sehen nach wie vor ausschliesslich das Rationalisierungsinstrument DV, das bisweilen selbst zu rationalisieren ist. Zu einer Kosten-Nutzen-Analyse sind viele Finanzvorstaende und Controller kaum faehig, weil sie den Sinn einer IT-Investition nicht verstehen und sich moegliche Auswirkungen auf das Kerngeschaeft kaum ausmalen koennen.

"Client-Server-Technik ist unerschwinglich", mahnen die Pfennigfuchser und zitieren die an allen Ecken feilgebotenen Marktforschungsberichte. Diese Leute haben auf ihre Weise recht: Client-Server ist wirklich zu teuer, wenn in grossangelegten Projekten nichts anderes angepeilt wird als die Eins-zu-eins- Abbildung der bestehenden Infrastruktur mit moderneren, benutzerfreundlicheren Werkzeugen.

Wichtige betriebswirtschaftlich fundierte Trends wie die Gruendung eigenverantwortlicher Arbeitsteams, die Reorganisation von Unternehmen in Prozessen oder der Abbau von Management-Ebenen lassen sich jedoch nur mit einem neuen, verteilten IT-Konzept umsetzen. Daher wird es Zeit, Informations- und Kommunikationssysteme als Ressourcen zu sehen, deren Potential noch laengst nicht erschlossen ist.