Umsatz und Gewinn lagen über den Erwartungen

Cisco stabilisiert sich im zweiten Quartal

15.02.2002
MÜNCHEN (CW/IDG) - Cisco Systems konnte im zweiten Quartal die eigenen Prognosen und die der Analysten wieder leicht übertreffen. Unbeantwortet bleibt jedoch die Frage, ob damit ein Ende der Krise im Netzausrüstergeschäft in Sicht ist. Ein nur verhaltener Ausblick der Kalifornier sowie ein hoher Anteil so genannter Deferred-Umsätze lassen Zweifel zu.

Auf den ersten Blick waren es gute Zahlen, die der kalifornische Networking-Gigant für sein zweites Fiskalquartal (Ende: 26. Januar) meldete: Der Umsatz kletterte gegenüber dem ersten Quartal von 4,4 auf 4,8 Milliarden Dollar (plus acht Prozent); der Nettogewinn betrug 660 Millionen Dollar oder neun Cent je Aktie, nachdem in der vorherigen Dreimonatsperiode noch ein Nettoverlust von 268 Millionen Dollar beziehungsweise vier Cent je Anteilschein in den Büchern gestanden hatte. Auch der Vergleich mit dem zweiten Quartal des Vorjahres, das Cisco mit Einnahmen von 6,7 Milliarden Dollar einen neuen Rekordumsatz gebracht hatte, gestaltet sich angesichts der momentanen Marktlage halbwegs erträglich: Mit einem Umsatzrückgang von 29 Prozent und einem Minus beim Profit in ähnlicher Größenordnung kamen die Kalifornier mit einem blauen Auge davon.

Cisco-Chef Chambers zufriedenDie meisten Analysten hatten mit Einnahmen von rund 4,55 Milliarden Dollar und einem Gewinn je Aktie von fünf Cent gerechnet. CEO John Chambers nannte demzufolge das abgelaufene Quartal "solide". Man habe nennenswert Marktanteile von direkten Wettbewerbern gewinnen können, wesentliche Bilanzkennziffern wie Produktivität und Bruttomargen hätten sich "weiter verbessert". Im nachbörslichen Handel nach Bekanntgabe der Quartalszahlen am Mittwoch vergangener Woche kletterte die Cisco-Aktie um 3,60 Dollar auf 19,28 Dollar. Mit dazu beigetragen hatte auch eine zuvor in New Yorker Börsenkreisen versehentlich veröffentlichte interne E-Mail, in der das Übertreffen der ursprünglichen Prognosen angekündigt worden war.

Trotz der summa summarum zufrieden stellenden Quartalsbilanz von Cisco zeigten sich Branchenkenner skeptisch, was die nahe Zukunft im Netzausrüstermarkt und die Rolle der Kalifornier als Wachstumslokomotive dieses Segments und der IT-Branche insgesamt angeht. Cisco-Chef Chambers dämpfte selbst die Erwartungen, indem er von einem "weiterhin schwierigen Marktumfeld" sprach. Das dritte Quartal - ohnehin traditionell das schwächste der Branche - werde im Vergleich zum zweiten Quartal keinen oder nur einen geringen Umsatzzuwachs bringen, hieß es. Setzt sich der Trend fort, dass Cisco seine Marktführerschaft dank seines verhältnismäßig guten Standings bei Unternehmenskunden weiter ausbauen kann, dürfte der Druck auf Anbieter wie Nortel, Lucent und Juniper Networks, die hauptsächlich auf die TK-Industrie fokussiert sind, weiter zunehmen, mutmaßen Experten.

Aber auch bei den aktuellen Cisco-Zahlen selbst könnte nicht alles Gold sein, was glänzt. Zumindest dürfte es um die Auftragslage der Kalifornier nicht ganz so gut bestellt sein, wie es die jüngsten Umsatzzuwächse auf den ersten Blick suggerieren. In diesem Zusammenhang spielt der Umstand eine Rolle, dass Cisco nach Auskunft seines Chef-Controllers Dennis Powell auch im jüngsten Quartal einen Berg von Deferred-Umsätzen vor sich herschiebt - Einnahmen also, die eigentlich schon in den beiden Vorquartalen durch entsprechende Lieferungen an Zwischenhändler beziehungsweise Leasingverträge mit Großkunden generiert worden worden sind, nun aber erst fakturiert werden konnten. Allein im zweiten Quartal sei dieser Bilanzposten, so Powell, um weitere 302 Millionen Dollar auf rund 3,8 Milliarden Dollar geklettert. (gh)