Michael Ganser, Chef Cisco Deutschland, im Interview

Cisco: Corporate Deutschland geht es sehr gut

13.02.2008
Mit Michael Ganser, Geschäftsführer von Cisco Deutschland, sprach CW-Redakteur Jürgen Hill über die Bedeutung der CeBIT für das Unternehmen.

CW: Trotz geändertem Messekonzept ist Cisco wieder nicht auf der CeBIT?

Ganser: Nein, wir haben keinen eigenen Hauptstand auf der Messe. Mit Töchtern wie Linksys oder Ironport sind wir aber dort und werden auch neue Produkte vorstellen. Zudem sind wir durch unsere Partner vertreten und engagieren uns bei Themen wie Grüne IT. Das neue Messekonzept ist interessant, aber wir brauchen für unsere spezifischen Themen mehr Zeit und Ruhe, als sich in 15-minütigen Messegesprächen vermitteln lässt. Hierzu haben wir die Cisco Expo in Berlin. Zu dieser Veranstaltung kommen rund 3500 Leute, was belegt, dass es einen Bedarf gibt, Themen ruhiger und tiefer anzugehen. Da wir nicht an allen Veranstaltungen im großen Stil teilnehmen können, müssen wir uns entscheiden – und vieles spricht für eine eigene Veranstaltung, die Cisco Expo. Die Weiterentwicklung der CeBIT zu einer Art Kongressplattform begrüßen wir.

CW: Ihre Strategie leuchtet mir nicht ganz ein. Einerseits sagen Sie, dass Sie in kurzen Messegesprächen Themen nicht tiefer angehen können, anderseits engagieren Sie sich beim CeBIT-Spezialthema Green IT?

Ganser: Grüne IT ist ja etwas Neues. Wir sind im so genannten "Green Village" präsent. Die Inhalte und der Austausch stehen im Vordergrund. Welchen Beitrag kann IT zum Klimaschutz leisten? Das Thema ist hochinteressant und wird auch auf der Cisco Expo ein Schwerpunkt sein.

CW: Welches sind Ihre Erwartungen bezüglich der CeBIT 2008?

Ganser: Ich erwarte mir von der CeBIT wie jedes Jahr Impulse. Impulse, die Lust auf ICT-Projekte machen, welche Deutschland nach vorne bringen. Selbst wenn Cisco nicht mit einem eigenen großen Stand in Hannover ist, sehen wir in der CeBIT eine ganz wichtige Veranstaltung für Deutschland. Zudem sind wir ja auch durch unsere Partner vertreten. Es sollte reichen, wenn einer der beiden – also Partner oder Hersteller – auf der Messe präsent ist.

CW: Werden Sie selbst auf der CeBIT sein?

Ganser: Ja natürlich. Ich werde zwei oder drei Tage in Hannover sein und an einigen Podiumsdiskussionen teilnehmen sowie einem Produkt-Launch. Zudem möchte ich natürlich einmal selbst über die CeBIT gehen, um Eindrücke von dem neuen Messekonzept zu gewinnen.

CW: Hat Cisco sein Messe-Engagement im Vergleich zu 2007 vergrößert oder verkleinert?

Ganser: Ich würde sagen, das ist gleich geblieben. Allerdings hat sich unsere inhaltliche Breite etwas vergrößert.

CW: Die CeBIT steht angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung in den USA unter einem düsteren Schatten. Was erwartet das Unternehmen für Deutschland?

Ganser: Ich bin weiterhin optimistisch. Natürlich gibt es ein paar Fragezeichen, die man nicht ignorieren kann. Von all dem, was bis jetzt in der Welt passiert ist - inklusive des Einflusses der Kreditkrise -, haben wir bisher für unser Geschäft in Deutschland nichts bemerkt. Und der Ausblick ist positiv. Sowohl die makroökonomischen Daten als auch die geplanten Projekte von Partnern und Kunden sehen gut aus. Die Marktsegmente Mittelstand und öffentliche Hand legen sogar überdurchschnittlich zu. Corporate Deutschland, also Mittelständlern, Großunternehmen und vielen kleinen Unternehmen, geht es sehr gut. Alles, was wir hören, ist, dass diese Firmen ihre Investitionen weiter planen und Projekte sogar beschleunigen, weil es gerade jetzt wichtig ist, eine erstklassige Infrastruktur einzurichten.

CW: Sie arbeiten für ein globales Unternehmen. Was dürfen Sie für Cisco Deutschland alleine entscheiden?

Ganser: Vom Mutterkonzern kommt das ganze Produkt- und Lösungsportfolio. Natürlich beeinflussen wir dieses vom deutschen Markt aus, aber die große Strategie stammt aus Amerika. Das gilt auch für die betriebswirtschaftlichen Vorgaben und die Vision. Ich glaube, das brauchen international agierende Unternehmen auch. Allerdings können wir die Strategie dort, wo wir es benötigen, abändern und den lokalen Marktgegebenheiten anpassen. Ich bin jetzt schon mehrere Jahre in der ICT, und für mich stellt das eine tolle Kombination dar. Auf der einen Seite Strategieumsetzung, Schwerpunkte setzen sowie Investitionen steuern, und auf der anderen Seite haben wir ein zentrales Business-Modell und Produktportfolio.

CW: Und was fasziniert Sie an Ihrem Job?

Ganser: Ganz vorne steht für mich die Art der Menschen, die hier zusammenkommen. Ich bin jetzt seit über 20 Jahren in der ICT. Egal in welchen Ländern das war, diese Menschen verbindet eines: Sie haben alle die Can-do-Haltung und Lust etwas zu gestalten, obwohl sie alle sehr unterschiedlich sind. Egal, ob sie bei der öffentlichen Hand, in kleineren Unternehmen, den größten Konzernen, bei Partnern oder in der Presse arbeiten, die Menschen haben alle etwas Besonderes, was mich persönlich fasziniert. Das Zweite ist, dass wir in der ICT-Industrie permanent in einem agilen Wettbewerb um Budgets beim Kunden stehen. Mit diesen Budgets kann man arbeiten und Kunden erfolgreich machen. Diese Kombination, und dass es spannende Themen gibt, mit denen wir die Welt ein Stück verbessern können, Unternehmen erfolgreicher machen und das mit tollen Menschen zusammen, gepaart mit der Chance, Dinge zu tun, die noch keiner vorher gemacht hat - das fasziniert mich.

CW: Das klingt ja fast nach dem optimalen Job. Was ist das Schwierigste dabei?

Ganser: Da gibt es zwei Komponenten, eine auf der Business- und eine auf der privaten Seite. Die Business-Seite ist relativ einfach zu beantworten: Hier müssen wir uns immer wieder selber - ich, unsere Mitarbeiter, aber auch unsere Partner und Kunden – herausfordern, neue Wege zu gehen. Dadurch, dass wir immer Innovationen haben, die es erlauben, Dinge anders anzugehen, müssen wir selber lernen, ausbilden und Mut haben. Das ist faszinierend, kostet aber auch Kraft. Hierfür brauchen Sie ein gutes Team, das dies zusammen macht. Vor Jahren waren unsere Ansprechpartner auf Kundenseite die technischen Entscheider, heute sind das vermehrt die Business-Entscheider. Hier müssen wir den Dialog mit dem Kunden fördern. Das ist alles nicht so einfach, wie es gesagt ist, und immer wieder eine Herausforderung, die auch antreibt. Auf der privaten Seite gilt es natürlich zu schauen, dass wir bei aller Faszination für den Job und für die Möglichkeiten, wie wir Technologie nutzen können – spätestens in zwei Jahren werden auch Sie TelePresence in Ihrem Büro haben – nicht das private Leben vergessen. Sprich, Zeit zu haben für Familie und Freunde, also für alles, was man sonst noch gerne macht neben einem tollen Job. Also zu schauen, dass man nicht eindimensional wird.

CW: Sie sprechen das Thema Familie an. Würden Sie Ihren Kindern einen Job in der IT empfehlen?

Ganser: Das brauche ich nicht, die wollen es unbedingt. Ich habe zwei Söhne, der Größere davon hat mir vor zwei Wochen schon eine E-Mail geschickt, mit zehn Gründen, warum er bei Cisco später arbeiten will. Meine Kinder wachsen neben der Begeisterung für die Natur auch mit Lust an Technologie auf, weil sie sehen, dass sie damit tolle Sachen machen können. Es ist eher so, dass ich sie bremsen und dazu anhalten muss, erst einmal die Grundlagen zu lernen. Also, wenn sie es nicht in die deutsche Fußballnationalmannschaft schaffen, dann würde ich ihnen empfehlen, in die ICT zu gehen. Ich glaube nämlich, dass alle großen Themen dieser Welt künftig mit Technologie gelöst werden – das Netzwerk wird sozusagen die Plattform. Daran in den nächsten 10, 20 Jahren mitzuwirken ist faszinierend.