CIO-Circle: Service statt Lobbyismus

29.04.2005
Das IT-Manager-Netzwerk will keine Standesvertretung sein, sondern versteht sich als Kontaktbörse.

Unser Prinzip ist der offene Informationsaustausch", konstatierte Thomas Siekmann, CIO der Brauerei Felsenkeller Herford, auf dem Jahrestreffen der nicht-kommerziellen IT-Manager-Vereinigung CIO-Circle in Darmstadt. Als Mitglied des für organisatorische Fragen zuständigen "Initiativkreises" hatte Siekmann noch die lebhafte Diskussion aus dem Vorjahr im Ohr, als die inzwischen auf mehr als 400 Mitwirkende angewachsene Community ihre künftige Rolle zwischen einem locker organisierten Debattierclub und einer straff geführten Interessenvertretung zu finden suchte. Mittlerweile ist die Entscheidung gefallen: "Wir haben weder eine Lobbyfunktion, noch sind wir eine Berufsstandsvertretung", stellte Siekmann klar.

Neues Instrument: Fachanfragen

Um seiner selbst gewählten Aufgabe gerecht zu werden, hat der CIO-Circle - unter tätiger Mithilfe der Technischen Hochschule München (TUM) in Gestalt des Wirtschaftsinformatikers Helmut Krcmar - eine Reihe von Werkzeugen für den Informationsaustausch installiert: Seit November vergangenen Jahres können die CIOs via Web "Fachanfragen" an die Kollegen-Community stellen. Immerhin wurde schon 26-mal von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht, berichtete Karsten Vor, IS Director Continental Europe bei der Novar GmbH in Neuss und ebenfalls Intitiativkreis-Mitglied; in 15 Fällen hätten die Fragesteller auch Antworten erhalten - im Durchschnitt zwei bis drei und innerhalb eines Tages.

Wesentlich häufiger werden die Online-Foren genutzt, die - im Gegensatz zu den Fachanfragen - für alle registrierten CIO-Circle-Teilnehmer öffentlich sind: Hier gab es in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 120 Threads, die von über 100 verschiedenen Autoren am Leben erhalten wurden. Zudem beziehen alle Mitwirkenden einen regelmäßigen elektronischen Newsletter sowie Einladungen und Dokumentationen.

Darüber hinaus lassen sich über die bei der TUM gehostete Website (www.ciocircle.org) regionale Treffen oder themenspezifische Workshops anmelden und verwalten. Im abgelaufenen Jahr haben die Circle-Teilnehmer 20 Workshops mit durchschnittlich acht Teilnehmern veranstaltet - zu Themen wie IT-Strategie, Projekt- und Asset-Management, Portaltechnologien und IT Infrastructure Library (Itil). Nirgendwo wird die dezentrale Struktur des CIO-Circle so deutlich wie hier: Von der Idee über die Einladung bis zur Bewirtung der Teilnehmer werden diese Arbeitstreffen jeweils von einem Mitwirkenden selbständig organisiert.

Benchmarking in Vorbereitung

Vor allem aber bietet der CIO-Circle den IT-Managern eine Plattform, um Kollegen aus anderen Unternehmen, jedoch mit ähnlichen Interessen kennen zu lernen. Auf dem Web-Server sollen alle Mitwirkenden ihre Profile - möglichst mit Foto und unbedingt mit spezifischen Interessen - anlegen. Im Gegenzug können sie in den elektronischen Visitenkarten ihrer Kollegen stöbern. Wie Siekmann und Vor betonten, ist es dazu allerdings unerlässlich, die eigenen Einträge regelmäßig zu kontrollieren. Offenbar nehmen nicht alle Mitwirkenden diese Verpflichtung ernst genug. Als Indiz dafür wertet der Initiativkreis, dass nur elf Prozent der Online-Profile in den vergangenen drei Monaten aktualisiert wurden.

Ebenfalls auf das Engagement der Community angewiesen ist die Idee einer Benchmark-Datenbank, die bereits drei Jahre alt ist und schon im vergangenen Jahr für Diskussionsstoff sorgte. Unter der Ägide von Professor Krcmar sollen die CIO-Circle-Teilnehmer Daten und Kennzahlen zu ihren Unternehmen und IT-Abteilungen anonymisiert in eine Datenbank eingeben, damit sie Kosten und Leistungen der eigenen Organisation mit denen ähnlicher Betriebe vergleichen können.

Bislang haben sich aber erst 20 Mitwirkende dazu bereit erklärt, was die potenziellen Vergleichswerte doch sehr stark begrenzt. Einer der Gründe für die Zurückhaltung liegt offenbar darin, dass einige Kriterien noch nicht hinreichend exakt umschrieben sind. Eine offene Frage ist beispielsweise die, welche Posten das IT-Budget eigentlich umfasst und welche nicht. An diesen und ähnlichen Problemen wird aber gearbeitet, versprachen Krcmar und seine wissenschaftlichen Mitarbeiter.