Frisch oder faul

Chip-Uhr verrät die Haltbarkeit von Essen

04.02.2009
Von pte pte
Der an der Uni Münster entwickelte Mini-Chip PolyTaksys reagiert auf Änderungen der Lagertemperatur und passt seine Anzeige an.

Einen elektronischen Mindesthaltbarkeitschip für Lebensmittel haben Forscher der Universität Münster entwickelt. Neu daran ist die Miteinberechnung der Lagertemperatur in den Zeitablauf. Dass dieses System namens PolyTaksys schon bald Realität im Supermarkt werden könnte, ist angesichts der günstigen Herstellungskosten leicht möglich. "Das Besondere an unserer Erfindung ist die Berücksichtigung der Temperatur-Zeitabläufe", erklärt Meinhard Knoll vom Institut für Physikalische Chemie gegenüber pressetext. Lagertemperaturerhöhungen beschleunigen den Verfall und ändern das Ablaufdatum. "Wenn etwa die Kühlkette beim Transport unterbrochen wird, sieht dies der Konsument nicht. Mit unserer Erfindung wird dies allerdings möglich", so der Erfinder.

PolyTaksys basiert auf einem elektrisch leitfähigen Polymer, das seine Farbe nach der Systemaktivierung ändert. Das System zeige zwar die Frische selbst nicht an, aber die Frischhalte-Bedingung. "Das bedeutet, dass neben dem herkömmlich aufgedruckten Verfallsdatum der PolyTaksys weitere Informationen über den Frischestatus anzeigt." Damit könne der Kunde also bereits im Supermarkt erkennen, wenn ein Produkt nicht mehr ganz frisch ist, auch wenn es rein rechnerisch noch haltbar sein sollte.

"Das Positive an PolyTaksys ist auch, dass es ohne Batterie funktioniert", so Knoll. Auch die Herstellungskosten würden bei entsprechender Stückzahl zwischen einem und fünf Cent pro Chip liegen." Als ersten Prototyp, der im Labor gefertigt ist, hat das Team um Knoll einen Chip in der Größe einer Briefmarke - im Format vier mal zwei Zentimeter - hergestellt. Gestartet wird "PolyTaksys", indem der Plastikstreifen vor dem Aufkleben auf die Verpackung an der Unterseite befeuchtet wird. "In einer organo-elektronischen Schicht wandert dann eine so genannte Dotierungsfront mit einer Geschwindigkeit von einigen Nanometern pro Sekunde", so der Forscher. Die wandernde Front wird durch die "Wanderung" von positiven oder negativen Ladungen durch die Schicht, also durch Oxidations- oder Reduktionsprozesse, verursacht. Mit der Front ändern sich die Materialeigenschaften, was durch das Wachsen eines farbigen Balkens sichtbar wird.

"Das System kann in verschiedenen Varianten genutzt werden", erklärt Knoll. Eine Möglichkeit wäre etwa die Balkenanzeige, die mit der Länge des Balkens verrät, wann das Ablaufdatum erreicht ist. Eine andere Möglichkeit wäre aber auch die Ampel-Variante, bei der Farbpunkte Hinweise auf die Frische geben. "Man könnte aber auch einen Schriftzug erscheinen lassen, der vor der Konsumation des Produkts warnt", erklärt Knoll. Der nun fertiggestellte Labor-Prototyp hat bereits das Interesse zahlreicher Industriepartner geweckt. "Für einige Anwendungen haben wir bereits Partner, für andere sind wir aber immer noch sehr offen", so Knoll abschließend gegenüber pressetext. Ursprünglich war "PolyTaksys" eine Erfindung, die lediglich als Anschauungsobjekt gedacht war. (pte)