Chancen und Risiken beim Einsatz von Mixed-Hardware für Minis:"Die Angste beim Mixen sind völlig unbegründet."

20.06.1980

Die Bedeutung des Minicomputer-Marktes wächst mit der zunehmenden Leistung der Minis. Bereits heute dringen die "Kleinen mit 32 Bit-Power ins Lager der traditionellen Universalrechner vor. Der Aufbau von Mini-Systemen aus Komponenten verschiedener Hersteller wird weiterhin zunehmen,denn die Möglichkeiten des Mixens sind wesentlich vielfältiger als bei den Großrechnern.

Minis werden heute oft mit Terminals und Druckern der verschiedensten Hersteller ausgestattet, weil auch die großen unter den Mini-Herstellern fremde Peripheriegeräte mit eigenem Namensschild verkaufen und für den Anwender das Mixen wegen klar und sauber definierter Schnittstellen immer einfacher wird. Die Angst vor Serviceproblemen ist dabei unbegründet, denn es ist unproblematisch festzustellen, ob ein Terminal oder der Rechner defekt ist.

Der richtige Mix beim Mini besteht jedoch nicht im Anschließen fremder Terminals und Drucker. Er beschränkt sich auch nicht auf den Wunsch von Band- und Plattenlaufwerken an vorhandene Controller oder Schnittstellen. Gemixt wird vor allem auch direkt am Rechnerbus, dem internen Datenpfad zwischen CPU, Speicher und den Ein- und Ausgabecontrollern. Es gibt inzwischen eine große Zahl von Minis, an deren Bus Komponenten von mehr als fünf, manchmal sogar mehr als zehn verschiedenen Herstellern hängen. Oft ist nicht einmal die Prozessorbox und die Kartenerfassung noch vom Originalhersteller, sondern lediglich noch die CPU-Karte. Hier beginnen die Risiken.

Bei einem Original-Plattensystem des Herstellers kann der Anwender sicher sein, daß dieses auch zusammen mit den neuen CPU-Typen einer Mini-Familie läuft. Bei den kompatiblen Systemen ist dies nicht immer der Fall. Viele Hersteller bringen ihre Hardware häufig auf den bisher vorhandenen Maschinentypen zum Laufen, ohne sich genau an die entsprechenden Herstellerspezifikationen zu halten. Irgendwann geht jedoch selbst das beste Plattensystem kaputt. Hierfür gibt es zahlreiche Gründe:

1. Der Kundendienst des Originalherstellers wartet (selbstverständlicherweise) die Fremdhardware nicht.

2. Die Lieferfirma der Fremdhardware wartet in der Regel nicht das Originalsystem.

Die Folge bei diesen meist versteckten Fehlern ist, daß einer die Schuld auf den anderen schiebt.

Das sind die wesentlichen Nachteile des Mixens. Unbestritten sind allerdings die Vorteile

- günstigerer Preis

- mehr Auswahlmöglichkeit (oft auch unter Gerätetypen, die der Originalhersteller nicht anbieten kann)

- kürzere Lieferzeit

- technisch weiterentwickelte Produkte mit höherer Integrationsdichte, weniger Energieverbrauch oder höherer Durchsatz.

Was sollte nunmehr der DV-Anwender beachten, um beim Mixed-Hardware-Einsatz die möglichen Gefahren zu vermeiden?

1. Nur tatsächlich voll kompatible Geräte (Hardware, Software, Datenträger, Zeichensatz etc.) kaufen, die sich voll an die entsprechenden Spezifikationen des Herstellers halten, außer er verzichtet bewußt auf einzelne Kompatibilitäten.

2. Sich nicht auf sogenannte "kleine" Softwareänderungen einlassen, es sei denn, er ist in der Lage, sich solche Änderungen für spätere Systemversionen selbst auszudenken und im Betrieb auszutesten!

3. Nur solche Hardware kaufen, für die es genügend und ausreichende Testsoftware gibt.

4. Für Hardware-Unerfahrene: Die Hardware-Erfahrung zum Beispiel in Form einer Installation mitkaufen.

5. Nur bei Anbietern kaufen, die Erfahrung im Mixen von Hardware haben und die Verantwortung für einen einwandfreien Lauf des Gesamtsystems übernehmen. Wenigstens sollte der Anwender ein Rückgaberecht im Falle des Nichtfunktionierens verlangen.

6. Er sollte nur dann kaufen, wenn die Möglichkeit eines Reparatur- oder Servicevertrages aus einer Hand für sämtliche Komponenten besteht. Außerdem sollte auch darauf geachtet werden, daß der Anbieter ein Reparaturdepot unterhält.

7. Im Falle eines Softwareproblems sollte der Anbieter in der Lage sein, dieses durch die entsprechende Softwareunterstützung in den Griff zu bekommen.

Beim Mixen ist es wie bei einem Cocktail: Die Erfahrung des Mixersgewährleistet die Verträglichkeit des Produktes.

*Bernhard Bruscha ist Geschäftsführer der GDV Gesellschaft für elektronische Datenverarbeitung mbH in Tübingen.