Visualisierungs-Tools im Trend

CAT 99: Car-City betont IT in der Automobilindustrie

25.06.1999
Die Automobilindustrie stellt in Deutschland nach wie vor den stärksten Konjunkturmotor dar, auch wenn seit der letzten CeBIT bekannt ist, daß sich die IT-Branche in puncto Wirtschaftskraft auf Überholkurs befindet. Die Stuttgarter Messe CAT 99 widmete mit "Car-City" ein Forum für beide Zweige. Karl Obermann* hat sich die Ausstellung zum Thema Datenintegration, Visualisierung und Digital Mockup im Automobilbau näher angesehen.

Ein zentrales Thema der Präsentation bildete der sichere Datenaustausch zwischen den heterogenen Systemlandschaften der Automobilbranche. Der hierfür in den letzten Jahren entwickelte Standard Step setzt sich allmählich durch: Jüngste Tests zeigen, daß Step mittlerweile die Leistungsfähigkeit der älteren Austauschformate Iges und VDA-FS erreicht beziehungsweise überholt hat.

Transfer von CAD-Dateien soll einfacher werdenUm den Datenaustausch ohne Spezialwissen schnell und anwenderfreundlich vornehmen zu können, hat die Prostep GmbH, Darmstadt, hierzu den "Date Exchange Manager" (DXM) entwickelt. Er übernimmt die Kontrolle über alle mit dem Transfer verbundenen Prozesse. "Die Konstrukteure müssen nicht mehr selbst auf die korrekte Übertragung der Daten achten, sondern können sich ganz ihrer eigentlichen Arbeit widmen", so das Prostep-Versprechen. Der Import- und Exportauftrag einer CAD-Datei reduziert sich damit auf die Auswahl des Austauschpartners, der Modelle und des Übertragungsmediums.

Ebenfalls mit dem elektronischen Austausch von Ingenieurdaten beschäftigt sich der EDI-Spezialist Seeberger, wobei hier mit EDI das Engineering Data Interchange gemeint ist. Das CAx-EDI-System "Elke" läßt sich als Kommunikationsbaukasten für Client-Server-Lösungen oder als Einzelplatz-Version verwenden. Die wichtigsten Funktionen sind: Parallele DFÜ auf mehreren ISDN-Kanälen und mit unterschiedlichen Protokollen, Verteilen der eingegangenen Daten nach Konstrukteuren und Projekten, automatisches Packen und Entpacken der Datenpakete nach VDA-Empfehlung 4951, automatisches Versenden von Dateien, Archivierung aller übertragenen Daten sowie eine Aufzeichnung sämtlicher Kommunikations- und Verarbeitungsvorgänge.

Über den reinen Datenaustausch hinaus gehen die Bemühungen, Konstruktionsgruppen virtuell in Form von global verteilten Entwicklungsgemeinschaften zusammenzuführen. Hierfür stellte das IAO der Fraunhofer-Gesellschaft das Konzept eines "multimedialen Arbeitsplatzes für kooperatives Engineering" (Make) vor. In der Praxis soll die Plattform eine Vereinfachung der Kommunikation, Kooperation, Koordination sowie der Wissensintegration entlang eines Produkt-Entwicklungsprozesses bieten. Ein weiteres Messe-Highlight auf der CAT boten neben den Tools zur Datenintegration auch die Viewing-Werkzeuge. CAD/CAM-Daten müssen an vielen Stellen eines Betriebs wie Einkauf, Kalkulation und Arbeitsvorbereitung eingesehen werden, ohne daß sich dafür die Anschaffung eines jeweils eigenen CAD-Arbeitsplatzes lohnen würde. Die Hersteller von Viewing-Software sind daher in den letzten Monaten zu den Shooting-Stars des CAD/EDM-Marktes aufgestiegen. Ihre 3D-Viewer stellen eine kostengünstige Lösung dar, um die Produktdaten allen Anwendern im Unternehmen zugänglich zu machen. Dabei spielt es keine Rolle, mit welcher Applikation die Ursprungsmodelle erzeugt wurden.

Ein Beispiel dafür ist der Viewer und Analyser von Faro Cats. Die Software läuft unter NT und ist so einfach wie ein Office-Paket zu bedienen. Teile aus einer EDM-Datenbank lassen sich damit auswählen, visualisieren, drehen und vergrößern. Zudem ist man in der Lage, beliebige Schnitte durch Baugruppen hindurch zu legen oder beliebige Maße abzugreifen. Die Darstellungen können als Drahtmodell oder voll schattiert ausgeführt werden. Differenzen etwa zwischen zwei unterschiedlichen Revisionsständen sind farblich markiert und somit leicht erkennbar. Ein Einzelarbeitsplatz kostet rund 8000 Mark, bei umfangreicheren Installationen sinkt der Preis.

Einen hochleistungsfähigen Viewer stellte auch die Universität Stuttgart mit der Bezeichnung "Covise" vor. Dabei handelt es sich um eine Art Toolbox, die es erlaubt, gerade große Datenmengen, wie sie bei komplexen FEM-Berechnungen anfallen, zu beherrschen. Covise erlaubt es mehreren, räumlich voneinander getrennten Benutzern, gleichzeitig eine Supercomputer-Simulation vorzunehmen und die Ergebnisse gemeinsam zu analysieren.

Wer über die reine Darstellung von Konstruktionen hinaus auch mit komplexen Baugruppen umgehen will, gelangt schnell in den Bereich des Digital Mockup (DMU) - eine im Automobil- und Maschinenbau nahezu unerläßliche Technik, da hier die zu handhabenden Einzelteile mittlerweile in die Tausende reichen. Die starke Nachfrage der Industrie nach DMU-Lösungen wurde auf der Messe mit einer eigenen Veranstaltung bedient. Die Unternehmen Alias Wavefront, Gedas, Matrix One, McNeal-Schwendler, Mechanical Dynamics, Silicon Graphics und Tecoplan präsentierten dort eine durchgängige Lösung, die den Besuchern ein Facelifting an einem VW Sharan vorführte.

Tecoplan nahm die CAT zum Anlaß, einen neuen High-end-Viewer zu zeigen, der digitale Prototypen real erscheinen läßt. Die Ergebnisse von Designanalysen können damit deutlich komfortabler präsentiert werden. Große Zusammenbauten (Assemblies) spielten auch bei ISD eine Rolle. Die neue "Hicad"-Version ist in der Lage, 3D-Baugruppen mit mehr als 10000 Teilen zu bearbeiten, was unter anderem am Beispiel eines Elektronenmikroskops demonstriert wurde.

Baugruppen oder beliebige Teile lassen sich dabei zu einem Modelliersatz zusammenfassen. Dieser kann temporär ausgelagert werden, um ihn unabhängig vom Rest der Konstruktion zu modellieren. Ist die Bearbeitung des Modelliersatzes beendet, werden die dazugehörigen Teile erneut in die Ausgangskonstruktion übernommen.

*Karl Obermann ist Fachjournalist in Großhabersdorf.