Charles Wang tritt als CEO zurück

CAs neuer Chef Kumar strukturiert den Softwarekonzern um

11.08.2000
MÜNCHEN (CW) - Überraschend ist Charles Wang, Gründer von Computer Associates International (CA), von seinem Amt als CEO zurückgetreten. Ihm folgt der bisherige President und Chief Operating Officer (COO) Sanjay Kumar, dem die Aufgabe obliegt, CA wieder auf die Erfolgsspur zu führen. Wang bleibt weiterhin CAs Chairman.

Als CA recht kurzfristig eine Pressekonferenz anberaumte und in der Einladung mit wichtigen Ankündigungen lockte, brodelte es in der Gerüchteküche. Von einer Umstrukturierung und möglichen Ausgliederungen war unter Analysten die Rede. Andere Quellen wollten etwas von einer bedeutenden Allianz mit einem Hardwarehersteller erfahren haben. Schließlich spekulierten einige darüber, dass CA angesichts der jüngsten, sehr bescheidenen Geschäftszahlen sich von einem hochrangigen Manager trennen wolle.

Dass schließlich Charles Wang seinen Hut nehmen werde, hatte selbst der Urheber des letzten Gerüchts nicht geahnt. Über die Gründe des Firmenvaters, seinen Platz als oberster CA-Boss zu räumen, ist bislang nichts bekannt. Von Unternehmensseite verlautete lediglich, Wang werde auch als Chairman seine Energie für neue Beteiligungen und die Erschließung weiterer Geschäftsfelder zur Verfügung stellen.

Weniger überraschend ist die Nachfolgeregelung. Schon seit geraumer Zeit rückte Sanjay Kumar, bislang als COO und President bei CA der zweite Mann hinter Wang, immer häufiger ins Rampenlicht der Öffentlichkeit und übernahm de facto die Rolle des CEO.

Konzentration auf drei KernbereicheGanz falsch waren die Gerüchte, die eine Umstrukturierung des "IT-Gemischtwarenladens" CA vorhersagten, auch nicht. Unter Leitung Kumars werden einige Unternehmensteile als Spinoff ausgegliedert. Den Anfang macht das Geschäft mit Produkten für Application-Service-Provider (ASP), das unter der Bezeichnung Ican-ASP in die Eigenständigkeit (allerdings weiterhin unter dem CA-Dach) entlassen wird. Als weitere mögliche Ausgliederungen nannte Kumar den Unternehmensbereich Software and Service Business sowie die "Accpac"-Division, die Buchhaltungssoftware entwirft und verkauft.

Künftig wird sich der von Kumar geleitete drittgrößte US-amerikanische Softwarekonzern auf drei Wachstumsmärkte konzentrieren. Der Erfolg in den Märkten Sicherheits- und Speicher-Management, Netzwerk- und Performance-Management sowie Anwendungsentwicklung und Business Intelligence soll verlorenes Vertrauen an den Börsen zurückgewinnen helfen. Denn darum war es in jüngster Vergangenheit nicht besonders gut bestellt.

Nachdem CA Anfang Juli einen für die Wallstreet enttäuschenden Geschäftsbericht vorgelegt hatte, brach der Aktienkurs um 45 Prozent ein. Bislang hat sich das Papier von diesem Verlust nicht erholt. In ersten Reaktionen äußerten sich einige Analysten von den Maßnahmen enttäuscht. "Viele Investoren haben einen radikaleren Schnitt erwartet", kritisierte Paul Rodriguez, Analyst bei CE Unterberg Towbin. Um die Aufmerksamkeit der Anleger zu erlangen, wäre etwa die Ausgliederung wachstumsträchtiger Geschäfte wie des Speicher- und Sicherheits-Managements hilfreicher gewesen.

Kumar argumentiert hingegen, mit der nun angekündigten Umstrukturierung werde man nicht das eigene Geschäft kannibalisieren, sondern an den schnell wachsenden Märkten partizipieren. So könne man die Erwartungen der Wallstreet bezüglich Verkaufs- und Umsatzdaten erfüllen.