MWC 2022

Canonical und Vodafone zeigen Cloud Smartphone

02.03.2022
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Canonical und Vodafone testen eine neue Technologie, die Fernseher, Computer, Wearables und andere Alltagsgegenstände in „Cloud-Smartphones“ verwandeln soll. Der Prototyp eines solchen Geräts mit Android-Virtualisierung wird auf dem MWC gezeigt.
Vodafone zeigt auf seinem MWC-Stand ein Smartphone, bei dem das Android-Betriebssystem mit der gesamten Datenverarbeitung in einer virtuellen Maschine in der Cloud läuft.
Vodafone zeigt auf seinem MWC-Stand ein Smartphone, bei dem das Android-Betriebssystem mit der gesamten Datenverarbeitung in einer virtuellen Maschine in der Cloud läuft.
Foto: Canonical

Die Idee, Smartphones als eine Art Thin Client zu betreiben, der primär als Ein- und Ausgabegerät dient, während die Datenverarbeitung anderswo stattfindet, wurde in der Vergangenheit mehrfach verfolgt - wenngleich mit zweifelhaftem Erfolg. Mit modernen Cloud-Technologien und leistungsfähigen intelligenten 5G-Netzen stehen die Erfolgschancen mittlerweile deutlich besser. Hinzu kommt die Motivation der Mobilfunkanbieter, ihre Investitionen in 5G-Netze stärker zu monetarisieren und Nutzer stärker zu binden.

Android-Anwendungen aus der Cloud

Den Prototypen eines solchen Cloud-Smartphones zeigt Vodafone aktuell auf seinem MWC-Stand in Barcelona. Bei dem Gerät läuft das Android-Betriebssystem mit der gesamten Datenverarbeitung in einer virtuellen Maschine in der Cloud. Funktionen, die auf dem physischen Gerät verbleiben, wie Kamera, Standortbestimmung oder verfügbare Sensoren, werden eingebunden. Das Resultat biete dem Nutzer eine Umgebung, die sich nicht von dem unterscheide, was er normalerweise gewohnt ist, so der Projektpartner Canonical.

Der Linux-Distributor unterstützt Vodafone bei dem Projekt mit seiner Anbox Cloud. Die Lösung bietet einen umfangreichen Software-Stack, um Android-Anwendungen in der Cloud für alle möglichen Anwendungsfälle ausführen können, einschließlich hochperformantes Streaming von Grafiken auf Desktop- und mobile Client-Geräte. Auf diese Weise müsse das genutzte Gerät nur grundlegende Videodekodierungsfunktionen nutzen, so dass einfache Objekte Smartphone-Aufgaben übernehmen können.

Für Vodafone sicher nicht ganz irrelevant ist außerdem, dass Anbox Cloud Canonical zufolge in der Public Cloud mit unendlicher Kapazität, hoher Zuverlässigkeit und Elastizität gehostet werden kann.

Ein Konzept mit Zukunft?

Ob sich das Konzept durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Auf der einen Seite könnte mit dem Auslagern rechen-, speicher- und energieintensiver Anwendungen in die Cloud eine neue Smartphone-Generation entstehen, bei der Prozessorleistung, Speicher und - eventuell - Akkukapazität eine geringe Rolle spielen. Die Folge wären leichtere, preisgünstigere Devices, die den Übergang zu neuen Formfaktoren wie Smart Glasses vorantreiben.

Andererseits ist angesichts der nach wie vor schlechten Versorgung mit mobilem Breitband zu befürchten, dass ein solches Cloud-Smartphone vielerorts nicht, beziehungsweise nicht schnell genug auf die gestreamten Apps und Games zugreifen kann. Außerdem müssten die Mobilfunktarife für 5G entsprechend angepasst werden, um den Anwendern auch einen finanziellen Vorteil zu bieten. Falls nicht, verlagert sich einfach nur das Verhältnis zwischen Anschaffungs- und Nutzungskosten stärker in Richtung Carrier.