Namen statt Nummern

Call My Name will Telefonbuch ersetzen

05.07.2012
Wie war noch mal die Telefonnummer? Ein Start-up will diese Frage überflüssig machen.

Beim Dienst Call My Name können Privatnutzer wie Firmen ihre Kontaktdaten unter einem griffigen Begriff hinterlassen. Einen ersten Test hat das System bereits bestanden.

Namen bleiben viel leichter im Gedächtnis als Zahlen. Aus dieser einfachen Erkenntnis hat das Start-up NTTM eine Geschäftsidee entwickelt: Mit dem Dienst Call My Name müssen sich Smartphone-Nutzer nicht mehr komplizierte Telefonnummern merken oder zumindest notieren, sondern bloß einen einzigen Begriff. In Israel, dem Heimatland der Gründer, ist die Namen-Wahl etabliert, nun kommt sie auch nach Deutschland.

"Mit unserem System kann man seinen eigenen Telefonnamen wählen", sagt Mitgründer Assi Rotbart. Nutzer und Unternehmen registrieren sich mit einem frei wählbaren Begriff - ob Vor- und Zuname, "Cool Joe" oder "Pizzataxi Angelo". Für Privatpersonen ist der Service kostenlos, Firmen zahlen eine Jahresgebühr: 360 Euro, wenn sie maximal 200 Anrufe am Tag bekommen; für eine Flatrate werden 1500 Euro fällig.

Die Namen werden in einer Datenbank der Firma abgelegt, die Smartphone-App ruft die Informationen aus diesem Online-Telefonbuch ab und zeigt das Profil an. Mit einem Fingerzeig wählt das Gerät die Telefonnummer, alternativ können Nutzer eine SMS oder E-Mail schreiben oder zum Facebook- oder Twitter-Profil surfen. Damit die Ergebnisliste in der Anfangsphase nicht leer ist, listet Call My Name außerdem Daten aus den Kontakten auf dem Smartphone sowie Nummern aus Telefonbüchern.

Die drei Gründer aus Israel haben 2008 zunächst in ihrer Heimat angefangen, seit kurzem ist Call My Name auch in Singapur verfügbar. Nun will das Unternehmen die Telefonbücher in Deutschland erobern, bis zum Ende des Jahres auch in Großbritannien, den USA und Kanada.

Mut macht den drei Gründern, dass ihr Konzept in Israel verfängt. Mehr als zehn Prozent aller Firmen im Land seien zahlende Kunden, sagt Mitgründer Rotbart: "Das System ist zu einem Standard geworden." Selbst in TV-Shows komme es zum Einsatz, etwa bei der Abstimmung in der israelischen Variante von "Deutschland sucht den Superstar". Seit November 2010 sei die Niederlassung profitabel.

Allerdings gibt es eine ganze Reihe von Ideen, die Nummernsuche zu erleichtern; neben dem klassischen Telefonbuch etwa die in den USA so beliebten Kurznummern im Stile von "1-800-OBAMA"; oder Soziale Netzwerke, in denen die Freunde und Geschäftspartner selbst ihre Daten aktuell halten.

"Das mobile Internet ermöglicht über klassische Suchmaschinen- Abfragen in Sekundenschnelle das Auffinden von Unternehmen und einzelnen Personen, sofern diese mit einer öffentlich zugänglichen Website oder Profilen in Sozialen Netzwerken präsent sind", sagt Stephanie Renda, die beim Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) die Arbeitsgruppe Mobile Internet leitet. Schon mit einem Klick lasse sich meist ein Anruf starten.

Rossbart weiß um die Konkurrenz. "Wir haben nicht die Kommunikation erfunden, es gibt immer eine Möglichkeit, jemanden zu finden", sagt der Unternehmen. Call My Name sei aber der "bequemste Weg". (dpa/tc)