Mechanisches und elektronisches CAD sollen vereint werden:

Cadam kauft CAE/CAD-Hersteller P-CAD

26.05.1989

MÜNCHEN (CW) - Die kalifornische Cadam Incorporation aus Burbank/USA hat den CAD-Software-Hersteller Personal CAD-Systems (P-CAD) aufgekauft. Cadam will so die Welten des mechanischen und elektronischen CAD miteinander verbinden. Unabhängig von diesen geplanten Aktivitäten steht im Zuge dieser Fusion wieder ein Verkauf an: nämlich der von Cadam.

Die Konzernmutter Lockheed beabsichtigt, die Information System Group (ISG), zu der neben Calcomp, Methier und Lockheed Data Plan eben auch Cadam gehört, aufzulösen und sich künftig verstärkt auf den Militär-Sektor zu konzentrieren. Nach Informationen aus der deutschen P-CAD GmbH liegen für Cadam bereits einige Kaufangebote vor. Im Gespräch sind ein Unternehmen aus den USA und ein europäischer Hersteller. Bevor es zu detaillierten Verhandlungen kommt will Lockheed allerdings erst noch die Verkaufsbedingungen konkretisieren.

Insgeheim hofft man bei der deutschen Cadam GmbH auf ein sogenanntes Management-Buyout, daß also Cadam eine unabhängige Gesellschaft wird, wie dies P-CAD noch vor kurzem war. "Die GmbH wird durch den Verkauf nicht eingestampft werden", erklärte ein Vertreter des Managements. "Die neue Cadam ist mit zirka 700 Mitarbeitern und einem Vertragshändlernetz in 38 Ländern stark genug, um die Kontinuität der Produkte und Neuentwicklungen weiter zu gewährleisten." Die erste Aktivität der neuen Cadam ist die Integration der Produktpalette von P-CAD. An Schnittstellen, die die Verbindung zwischen den PC-Leiterplatten-Design-Paketen von P-CAD und Mainframe-Softwarepaketen für das mechanische und elektronische Design von Cadam ermöglichen, wird bereits gearbeitet.

Ein erstes Interface, das den Datenaustausch zwischen dem elektronischen Leiterplatten-Entwurfsystem von P-CAD und dem Mechanik-Konstruktionsprogramm für IBM-Großrechner Interaktive Prance Cadam (IPC) sowie dem Paket Professional Cadam Prance (PCP) ermöglicht, wurde bereits entwickelt. Es gestattet die Übertragung von Daten aus der Schaltbilderstellung in das Konstruktionsprogramm.

Der zweite Schritt der neuen Cadam wird ein integriertes mechanisch/elektronisches Design-Paket für die Leiterplattenentwicklung (PCB) sein. Der Austausch von Daten aus den elektronischen PCB-Designsystemen von P-CAD in die mechanischen Konstruktionsprogramme von Cadam soll veraussichtlich bereits 1990 möglich sein.

Als Ziele von P-CAD nannte ein Sprecher des Unternehmens den Einstieg in die Unix-Welt. Da die Grenzen zwischen Workstations und PCs immer fließender werden, wird P-CAD noch dieses Jahr ein Unix-Produkt auf den Markt bringen. Geplant ist die Vorstellung des integrierten mechanisch/elektronischen Leiterplatten-Paketes Master Designer für den Sun-Rechner 386i. Im Lauf der Zeit soll dann die Unix-Version auch auf andere Hardwareplattformen portiert werden. Genannt wurden in diesem Zusammenhang Workstations von Apollo und DEC. Die Lieferfreigabe des Unix-Paketes soll im vierten Quartal erfolgen. Der Preisrahmen bewegt sich ohne Router von etwa 25 000 Mark bis zirka zum zehnfachen.

P-CAD wird sich jedoch nicht aus dem PC-, beziehungsweise MS-DOS-Bereich zurückziehen. Auch hier sollen Verbesserungen an der bestehenden Software vorgenommen werden und Neuentwicklungen folgen. In Planung sind eine 16-Bit-DOS-Version und eine auf die Prozessoren 386 und 486 abgestimmte 32-Bit-Version. Außerdem sollen die P-CAD-Pakete an die MS-DOS-Version 5.0 angepaßt werden.