Madeleine Albright sagt Auftritt auf der bevorstehenden "CA World" ab

CA bereinigt erneut Bilanzen

14.05.2004
MÜNCHEN (CW) - Der Softwarekonzern Computer Associates (CA) sorgt weiterhin für Negativschlagzeilen: Nachdem Ende April Sanjay Kumar den Chefsessel geräumt hatte, verschob das Unternehmen nun die Präsentation der Bilanz für 2004. Die Probleme drehen sich wieder einmal um die Buchung von Umsätzen.

Für den 12. Mai hatte CA die Berichte des vierten Fiskalquartals und des Gesamtjahres 2004 angekündigt, nun müssen sich Investoren und Anwender noch etwas gedulden: Nach Angaben des Softwarekonzerns dauere es ein bis zwei Wochen länger, bis die konkreten Zahlen ermittelt sind. Hintergrund sind die Bilanzrevisionen der Jahre 2000 und 2001, die CA zufolge "Tausende von zusätzlichen Arbeitsstunden" in der Finanzabteilung erfordert hätten. Die Zahlen werden mit Spannung erwartet, weil sie Aufschluss über die künftige Ausrichtung des Konzerns und Hintergründe zur Degradierung des langjährigen CEOs Kumar geben könnten. Dieser war Ende April vom Verwaltungsrat abberufen und in den Status des Chief Software Architect versetzt worden.

Sicher ist zumindest, dass CA die Berichte zum zweiten und dritten Fiskalquartal (Ende: 31. Dezember 2003) revidieren wird. Hier geht es um Umsätze von vier beziehungsweise fünf Millionen Dollar. Grund für die Korrektur ist der Ansatz des Unternehmens, den Restwert laufender Verträge zu verbuchen, die vom Kunden erneuert wurden. Bislang hat CA die verbleibenden Umsätze des alten Kontrakts auf einen Schlag berechnet, in dem der neue Vertrag in Kraft getreten ist. Nun will der Konzern die Einnahmen über alle Quartale aufteilen, in denen der neue Vertrag läuft.

CA hat im Jahr 2000 damit begonnen, Verträge über ihre gesamte Laufzeit und nicht mehr zum Zeitpunkt des Abschlusses zu verbuchen. Im Zusammenhang mit der Umstellung kam es zu Unklarheiten. Vor einigen Wochen hat CA schließlich die Bilanzen der Geschäftsjahre 2000 und 2001 um Einnahmen von 2,2 Millarden Dollar bereinigt und rund 15 Angestellte entlassen. Die Untersuchungen der US-amerikanischen Börsenaufsicht SEC und des Justizministeriums sind noch nicht abgeschlossen.

Immerhin konnte der Konzern einige vorläufige Zahlen für die Monate Januar bis März nennen. Der Umsatz stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um sechs Prozent auf rund 850 Millionen Dollar und lag im Rahmen der eigenen Prognosen. Analysten hatten im Durchschnitt mit 866 Millionen Dollar kalkuliert. Der Gewinn pro Aktie soll sich auf 17 bis 18 Cent belaufen nach einem Verlust im Vorjahr. Reduzierte Marketing- und Personalkosten haben dazu beigetragen, dass in diesem Punkt die Erwartungen der Wallstreet erfüllt wurden.

Der Jahresabschluss wird nun im Umfeld der zehnten "CA World" vorgestellt. Die Hausmesse, zu der mehr als 10 000 Besucher erwartet werden, beginnt am 23. Mai in Las Vegas. Die Eröffnungsrede hält nicht der Ex-CEO Kumar, sondern sein Interims-Nachfolger Kenneth Cron. Derweil hat die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright ihren geplanten Auftritt in Nevada aus persönlichen Gründen abgesagt. Stattdessen verpflichtete CA den Entertainer Bill Cosby: Er binge die "willkommene Dosis Humor und Leichtigkeit" für eine IT-Welt voller Stress und Druck mit, hieß es. (ajf)