Business-TV im Gerling-Konzern

30.04.1999

"Filmkonserven senden wir nicht." Peter Oden, leitender Handlungsbevollmächtigter für neue Medien im Kölner Gerling-Konzern, legt Wert auf Live-Übertragungen. Das sei für das Unternehmen eine neue, direkte Form der Kommunikation. "Wenn unser Vorstandsvorsitzender Dr. Zech vor der Kamera steht, spricht er buchstäblich zu jedem Angestellten", so Oden weiter. In puncto Tagesaktualität sei das Medium Fernsehen anderen Übertragungsformen voraus.

An 70 Stationen im Bundesgebiet können Außendienstmitarbeiter das firmeneigene Business-TV (GISS = Gerling Informations- und Schulungs-System) seit einem Jahr in separaten Büros empfangen. Reisezeiten entfallen dadurch laut Oden fast vollständig. Das Versicherungsunternehmen strahlt mehr als 60 Sendungen im Jahr aus einem eigenen Studio in Köln ab. Die Formate teilen sich zur Hälfte in Informationssendungen sowie Übertragungen mit Trainingscharakter. Neue Produkte und Tarife, Verkaufsstrategien und Marktinformationen fließen ebenso in das Fernsehprogramm wie Softwareschulungen ein. Um die redaktionellen Inhalte, deren Struktur und die didaktische Aufbereitung sowie das endgültige Drehbuch kümmern sich eigene Mitarbeiter von Gerling. Hingegen stellt ein externes Unternehmen das technische Personal und produziert die Sendungen neben den erforderlichen Einspielfilmen.

Als Schlüssel zum Erfolg von Business-TV nennt Oden die Interaktivität des Systems. Während die Programme vom Satelliten abgestrahlt werden, hat Gerling einen Rückkanal über das Corporate Network "Gernet" eingerichtet. Jedem Teilnehmer steht für die Interaktion ein kleines Key-Pad zur Verfügung, das an einen zu groß geratenen Taschenrechner erinnert. Per Tastendruck signalisiert der Zuschauer beispielsweise, daß er eine Frage an den Moderator hat. Die Sendezentrale kann ihn dann direkt in die Sendung schalten, der Dialog erfolgt über eine Freisprecheinrichtung und wird bundesweit von den anderen Zuschauern mitverfolgt.

Darüber hinaus sind mit dem Gerät Multiple-Choice-Tests möglich. Blendet die Regie eine Frage auf den Bildschirmen ein, müssen die Zuschauer ihr erlerntes Wissen mit dem Druck auf die richtige Taste belegen. Dazu Oden: "Information und Kommunikation verbinden sich so bei Gerling zu einem vernetzten Lernen."

Die Ausstrahlung von Business-TV direkt auf die PCs der Mitarbeiter ist derzeit nicht geplant. "Noch reicht die Bandbreite im LAN nicht aus, um eine gute Übertragungsqualität zu gewährleisten", so Oden. Die Lösung des Problems sei allerdings nur eine Frage der Zeit. Ob die Mitarbeiter das TV-Programm dann am Arbeitsplatz empfangen können, ist offen. Schließlich habe nicht jeder ein Einzelbüro, und Schulungen fielen laut Oden auf keinen fruchtbaren Boden, wenn "überall das Telefon klingelt und die Kollegen gerade eine Besprechung haben".

Da auch Gerling nicht über unbegrenzte finanzielle Ressourcen verfügt, war die Kostenfrage zu Beginn des Projektes entscheidend. "Wir haben uns sehr genau die Wirtschaftlichkeit von Business-TV betrachtet, ehe die Investitionen getätigt wurden", bestätigt Oden. In erster Linie setze das Unternehmen herkömmliche bewährte Fernsehtechnik ein. Trotz der hohen Anfangsaufwendungen für das eigene Studio rechne sich bei Gerling das System jedoch schon bei 80 bis 100 Teilnehmern. Fazit des Gerling-Mannes: "Wir haben durch Business-TV die Möglichkeit geschaffen, unsere Mitarbeiter aktuell und schnell, direkt und authentisch sowie kostengünstig zu informieren."