CW: Sie haben jetzt eine Web-basierte Business-Intelligence-(BI-) Plattform vorgestellt, die Cognos'' Portfolio bündelt und zusätzlich Features für die Erstellung von fachspezifischen Data-Marts sowie ein Firmenportal enthält. Sind solche Komplettpakete der neue Trend?
Zambonini: Der Markt war noch nie so heiß wie heute. Er wird angetrieben durch das Web, den wachsenden Wettbewerb zwischen den Anwendern und E-Business. BI-Werkzeuge sind dabei strategisch. Zugleich wollen immer mehr Kunden eine durchgängige und leicht zu verwaltende Lösung statt des bisherigen Sammelsuriums an Produkten.
CW: Glauben Sie tatsächlich, daß die Anwender leistungsfähige Tools wegschmeißen, um nur noch von einem Hersteller beliefert zu werden?
Zambonini: Ich glaube, daß momentan ein Paradigmenwechsel stattfindet, weg von Insellösungen hin zu integrierten, Web-basierten Anwendungen.
CW: Reagieren Sie mit der Bündelung der Produkte auf Klagen von Anwendern, die bisher für jedes Tool eine eigene Verwaltung und ein Paßwort brauchten und sich mit unterschiedlichen Release-Ständen herumschlagen mußten?
Zambonini: Das ist eine faire Kritik. Aber die BI-Plattform hat nicht wegen dieser Vorwürfe eine zentralisierte Metadaten- , Sicherheits- und Benutzerverwaltung sowie nur ein Frontend (Portal) für alle Anwender bekommen. Diese sind vielmehr nötig, um unternehmensweit Informationen verteilen und verwalten zu können.
CW: Wer soll denn die Plattform kaufen?
Zambonini: Vor allem Firmen, die unternehmensweite BI-Umgebungen benötigen, um eine übergreifende Leistungsmessung der Geschäftsprozesse durch die bereitgestellten Informationen vorzunehmen. Andererseits Kunden, die ihre BI-Systeme jetzt über einzelne Fachbereiche hinweg nutzen wollen.
CW: Erstmals bieten Sie auch Werkzeuge und Best Practices in Form von Datenwürfeln und Berichten für den Aufbau von Data-Marts für Vertrieb und Finanzen an. Warum?
Zambonini: Viele Kunden sind nach dem Aufbau eines Data-Warehouse auf der Suche nach dem Mehrwert. Spezifische, schneller füllbare Data-Marts können diesen liefern. Wir kamen zu dem Schluß, daß es effizienter sei, die Analysefähigkeiten unserer BI-Werkzeuge mit den Informationen in den Data-Marts von Anfang an aufeinander abzustimmen. In der Praxis zeigt sich, daß dieser Weg Anwender schneller zum Erfolg führt und sich ein Data-Mart innerhalb von 45 Tagen aufbauen läßt. Wir wollen aber nicht zum Data-Warehouse-Anbieter werden, sondern nur unsere BI-Produkte nützlicher machen.
CW: Sie steigen jetzt mit Ihrem Produkt Upfront in das Portalgeschäft ein. Lohnt sich das?
Zambonini: Wir glauben, daß mit der Zeit alle Unternehmen ein Portal nutzen, das als universelles Transportmedium für BI dient.
CW: Erwächst Ihnen in Firmenportalen wie SAPs Mysap.com eine Konkurrenz?
Zambonini: Wir sind ein Vertriebskanal speziell für BI, glauben aber nicht, daß wir das einzige Portal im Unternehmen sein werden.
CW: Könnten Sie sich vorstellen, Ihre Produkte auch über Application-Service-Provider (ASPs) anzubieten?
Zambonini: BI ist für Unternehmen eine sehr strategische Angelegenheit, die man nicht gern aus der Hand gibt. Typischerweise sind unsere Anwendungen eng mit internen Data-Warehouses gekoppelt und nicht von ihnen getrennt.
CW: Sehen Sie Anbieter traditioneller Kunden-Management-Software als Konkurrenten?
Zambonini: Unser Spezialgebiet ist nicht das Costumer-Relationship-Management (CRM), wir bieten keine Anwendungen, sondern Lösungen und Werkzeuge. Doch CRM-Anbieter brauchen unsere Analyse-Funktionalität, um Daten weiter zu untersuchen und die gewonnenen Informationen einer größeren Anwenderschaft zur Verfügung stellen zu können.
CW: Wie nutzen die Anwender die Frontends? Sind es nicht immer noch Berichte und Excel-Spreadsheets, die bevorzugt werden?
Zambonini: Während in Client-Server-Umgebungen die Analyse meist ganz bei einigen Spezialisten lag, ist heute mit der günstigeren Web-basierten Infrastruktur eine flexible und graduelle Anpassung an die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Benutzer möglich.
CW: Nutzen die Anwender diese Möglichkeiten auch tatsächlich?
Zambonini: Natürlich, sonst könnten sie sich ja weiterhin gedruckte Berichte anschauen.