Buseinsaetze von Auftragnehmern werden DV-gestuetzt abgerechnet Nahverkehrsbetrieb koordiniert mit objektorientierter Software

19.11.1993

MAINZ (CW) - Die Omnibusverkehr Rhein-Nahe GmbH (ORN) rechnet seit kurzem auf Basis von objektorientierter Software ab. Mit deren Hilfe kann auch der Einsatz von angemieteten Bussen der Drittanbieter koordiniert werden.

Waehrend die Objektorientierung fuer die ORN-Anwender fast nur in der Benutzeroberflaeche sichtbar wird, profitieren Softwarelieferanten massiv von der Wiederverwendbarkeit entsprechender Anwendungen. Das gilt auch fuer die Mainzer Firma Marschall Informationssysteme, die bei ihrem ORN-Projekt eine um objektorientierte Features erweiterte Clipper-Version benutzte. "Das war unser erstes Projekt, das wir auf Basis von Objekten realisiert haben", sagt Frank Marschall, Inhaber des Softwarehauses.

Das entscheidende Argument, es mit objektorientierten Techniken zu versuchen, war auch fuer Marschall die moegliche Wiederverwendbarkeit von Klassen und Objekten. "Die Annahme hat sich bestaetigt", freut er sich. Die Erfahrungen aus dem ersten Projekt veranlassten das Unternehmen, unter Ausnutzung der fuer ORN definierten Objekte alle neuen Anwendungen objektorientiert zu programmieren.

"Bisher wurden die Auftragnehmerleistungen manuell und daher haeufig fehlerhaft abgerechnet", beschreibt Abteilungsleiter Bernhard Kraemer, bei ORN unter anderem zustaendig fuer den DV- Einsatz, die Ausgangssituation.

Dagegen arbeite das neue Abrechnungssystem seit dem 1. Juli 1993 mit einer geringen Fehlerquote. Sonderfaelle, die bei der DV- Planung vergessen wurden, werden nun eingepasst. Damit sollen auch diese Fehlerquellen beseitigt werden. Um das System zu testen, rechnete ORN zunaechst fuer zwei Monate parallel manuell und DV- technisch ab. Insgesamt verging ein Jahr, in dem das System konzipiert und realisiert wurde.

Rechnungen kamen schon mal auf Bierdeckeln

ORN ist eine 100prozentige Tochtergesellschaft der Bundesbahn und bedient den Nahverkehr fuer sechs Landkreise. Besonders in Stosszeiten werden Busse von der Privatwirtschaft angemietet. ORN hat rund 360 Busse von zirka 80 bis 140 Auftragnehmern zu verwalten. Die Auftragnehmer bekommen Individualvertraege, die festlegen, in welchem Mass nach Kilometern oder in Tagespauschalen abgerechnet wird. Insgesamt ist das Verfahren recht komplex.

"Die oft kleinen Busunternehmer reichten ihre Rechnungen schon mal auf Bierdeckeln geschrieben ein", erzaehlt Frank Marschall. "So ist es kein Wunder, dass die manuelle Abrechnung recht fehlerlastig und umstaendlich war." Jetzt stellt ORN die entsprechenden Rechnungen an sich selbst und legt sie den Auftragnehmern zur Ueberpruefung vor.

In fuenf Verkaufsbueros und in der Mainzer Zentrale erfolgt zunaechst die Monatsplanung fuer den Einsatz der Privatbusse. Schwankungen, wie etwa in Ferienzeiten, werden bereits zu diesem Zeitpunkt beruecksichtigt. Bei der monatlichen Abrechnung werden dann nur noch die Abweichungen ermittelt.

Ausserdem erlaubt die Software statistische Auswertungen, die fuer Nachkalkulationen und auch zur Geschaeftsplanung genutzt werden. ORN steht in der Zentrale ein PC-Netz zur Verfuegung, waehrend die Filialen mit PC-Einzelplatzversionen arbeiten.

Die Applikation basiert auf der Datenbank "Xbase", fuer die der Datenbanktreiber "Six Driver" von Successware 90 eingesetzt wird. Zur Zeit funktioniert der Datenaustausch noch per Diskette, laut Marschall ist bei ORN aber bereits ein ISDN-Netz in Vorbereitung, ueber das in einem zweiten Schritt der Datentransfer realisiert werden soll.