Vorsichtiger Optimismus trotz Umsatzflaute

Brocade hofft auf Wachstum des SAN-Markts

21.02.2003
MÜNCHEN (sp) - Der US-Anbieter von Ausrüstung für Storage Area Networks (SAN), Brocade Communications, musste im ersten Quartal 2003 Umsatzeinbußen und Verluste hinnehmen. Dennoch gibt sich Chairman und CEO (Chief Executive Officer) Greg Reyes für das neue Geschäftsjahr zuversichtlich.

Das Ergebnis kam nicht unerwartet. Wegen der Restrukturierung und dem damit verbundenen Stellenabbau von zwölf Prozent der Belegschaft, der im ersten Quartal 2003 mit 10,1 Millionen Dollar zu Buche schlug, musste Brocade einen Nettoverlust von 6,9 Millionen Dollar melden. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres hatte der SAN-Anbieter noch einen Gewinn von 11,7 Millionen Dollar erwirtschaftet.

Aber auch die Umsatzlage macht den Kaliforniern zu schaffen. Mit 123,1 Millionen Dollar entsprachen die Einnahmen exakt denen des Vorjahresquartals, lagen aber 20 Prozent niedriger als im vorangegangenen Berichtszeitraum, in dem Brocade 153,1 Millionen Dollar eingenommen hatte. Das Marktumfeld ist sehr schwierig", räumte Reyes ein. Verantwortlich für den Rückgang seien jedoch in erster Linie Lagerprobleme infolge des Wechsels vom indirekten zum direkten Vertrieb. Dabei handle es sich nur um eine vorübergehende Erscheinung: "In spätestens zwei Monaten werden die Lager geräumt sein."

Ab dann, hofft der Firmenchef, "werden wir den Umsatz von Quartal zu Quartal steigern und unsere Marktfüherschaft weiter ausbauen". Bereits im laufenden Quartal rechne er mit Einnahmen von 128 bis 133 Millionen Dollar. Die Nachfrage nach SANs sei nach wie vor hoch. "Zurzeit kaufen Firmen nur, was sie tatsächlich brauchen. Und die neuen Speichertechniken erfüllen ja genau das, was den CIOs und IT-Leitern am meisten am Herzen liegt: die Produktivität zu steigern und die Kosten mit Hilfe der IT zu senken."

Auch die Analysten von Gartner gehen davon aus, dass der weltweite Markt für SAN-Infrastruktur bis 2005 auf 17 Milliarden Dollar wachsen wird. Damit wären etwa 72 Prozent aller eingesetzten Speichersysteme durch die modernen Netze erreichbar. Mit einem Anteil von 35 Prozent der in Europa installierten SANs nimmt der deutsche Markt eine zentrale Rolle ein. Wichtige Brocade-Kunden sind laut Reyes vor allem große Konzerne - etwa die Lufthansa-Tochter LH Systems, die als Pionier in der SAN-Technik gilt und nicht nur wegen der Speicherung von Mission-critical-Anwendungen wie den gesamten Check-in-Daten, sondern auch in ihrer Funktion als Dienstleister für Drittfirmen wie Buderus oder die Commerzbank hohe Anforderungen an Verfügbarkeit und Sicherheit stellen muss.

Laut Reyes ziehen aber auch immer mehr kleinere Firmen den Einsatz eines SAN in Erwägung. Mit einem Anteil von jeweils 90 Prozent am weltweiten Markt für SAN-Switches sei Brocade sowohl im Midrange- als auch im Einstiegssegment bestens gewappnet. Im lukrativen Enterprise-Bereich habe der Anbieter im ersten Quartal 54 Neukunden gewonnen und seinen Marktanteil auf mehr als 40 Prozent ausgebaut. Jetzt gehe es vor allem um die Intensivierung der bestehenden Geschäftsbeziehungen: "Wichtig ist, dass unsere Kunden größere Projekte in Angriff nehmen," so Reyes.

Doch der Konkurrenzdruck nimmt zu - vor allem seitens des EMC-Spinoffs McData, das dank einer aggressiven Preispolitik zuletzt zweistellige Umsatzzuwächse verzeichnen konnte. Bedroht sieht sich Brocade von McData aber angeblich nicht. "Wer Preiskämpfe initiiert, tut dies aus Verzweiflung", gibt sich Reyes selbstbewußt.