Brillengläser nach Rezept in 24 Stunden: Eclipse-Doppelanlage behält die Übersicht

03.04.1980

ESCHBORN (pi) - Der größte Brillenanfertiger wohnt nach Meinung von Data General, Eschborn, in England. Pro Jahr erzielt die Norville Optical Company Ltd., Gloucester, mit rund 1000 Mitarbeitern einen Umsatz von etwa zehn Millionen Pfund Sterling. Die Dewco Computer Systems, ein Rechenzentrum und Softwarehaus, entwickelte für die Brillenmacher ein Firmenmaß-Programm, das auf zwei Eclipse-Rechnern C/330 von Data General läuft.

Norville Optical ist spezialisiert auf die schnelle Herstellung von Brillengläsern nach ärztlichem Rezept. Die Kunden müssen auf ihre fertige Brille nur vierundzwanzig Stunden warten.

Der Automatisierungsgrad von Fertigungssteuerung und Auftragsbearbeitung durch den Computer ist weit größer, als bei irgendeinem anderen Unternehmen dieser Branche. Jede Brille wird in Einzelanfertigung produziert. Dazu kommen mehrere Materialien für die Gläser: normales Glas, Kunststoff sowie die individuellen Formanpassungen. Eine weitere Vielfalt zeigen die Gläser. Es gibt bifokale, trifokale und solche Gläser, die den gesamten Blickwinkel stufenlos abdecken, sowie Halbgläser mit unterschiedlichen Brennweiten. Alle Gläser werden entweder klar, leicht getönt oder in Variomatic-Ausführung geliefert. Norville führt deshalb etwa 150 verschiedene Brillenfassungen. Multipliziert man diese Auswahl mit sechs Größen und den Farben, so ergeben sich etwa 4000 Liefervarianten.

Bereits vor sechs Jahren hatte sich der Firmengründer Frank Norville nach Computerlösungen für sein Unternehmen umgesehen. In England gab es keine derartige Installation. Auch in den USA fand er kein geeignetes System mit der entsprechenden Software. Als Übergangslösung arbeitete man deshalb mit einem Service-Rechenzentrum und Softwarehaus zusammen. Die Dewco Computer Systems entwickelte dann für Norville ein firmenspezifisches integriertes Programmpaket auf der Basis von zwei Eclipse-Rechnern von Data General.

Basis der Fertigungssteuerung und Auftragsbearbeitung ist die Auftragsdatei. Die dort abgespeicherten ärztlichen Verordnungen kommen mit der Post von rund 6000 Optikern und Augenärzten aus ganz England. Deren Namen liegen in einer Datei vor. Mit der morgendlichen Post erhalten auch die acht Datentypistinnen bei Norville die Rezepte. Über die Bildschirmterminals werden eingegeben: Kontonummer des Kunden, Namen des Brillenträgers, Rezeptdaten, Nummer der Fassung und eventuelle besondere Versandanweisungen.

Bei der Fertigung der Gläser wird von drei lagernden Materialarten ausgegangen: vorgefertigte Gläser, einseitig geschliffene Gläser und Glas- oder Kunststoffrohlinge, die beidseitig geschliffen werden müssen.

Mit dem Dewco-Programm prüft die Eclipse die Rezept- und Fassungsdaten und entscheidet mit Hilfe der in der Kosten- und Modellkartei gespeicherten Daten, nach welchen Verfahren die Gläser anzufertigen sind. Ein anderes Programm druckt den Fertigungsauftrag aus. Bei Gläsern der ersten zwei Kategorien werden vollständige Fertigungsanweisungen ausgegeben. Muß von einem Rohling ausgegangen werden, bekommt der Fertigungsauftrag von Hand noch die Rezeptdaten eingesetzt. Zukünftig soll auch dieser Vorgang von einem Programm übernommen werden.

Eine für Stapel und Reserven

Mit Hilfe der Preis- und Kundendatei erstellt das System einen dreiteiligen BeIegsatz mit den Rechnungs- und Versanddaten. Anschließend an die Versandanzeige werden die Rechnungsdaten automatisch in die Kundendebitorendatei gebucht. Kürzlich hat Norville noch sechs optische Lesestifte an die Bildschirmeingabeplätze angeschlossen, um weitere Daten nach jeder Fertigungsstufe zu erfassen.

Eine Eclipse C/330 arbeitet ausschließlich im Online-Betrieb, die zweite Anlage übernimmt Stapelverarbeitungsaufgaben und wird als Reservesystem eingesetzt. Beide Rechner haben eine Speicherkapazität von 192 K. Angeschlossen sind eine Bandstation, zwei Zeilendrucker und Magnetplatten mit zwei MB und drei MB Kapazität. Für die Auftragserfassung arbeiten acht Bildschirme, zwei weitere sind für die Fertigungssteuerung eingesetzt, und nochmals zwei Bildschirme dienen der Datenaufbereitung für Stapelver-arbeitungsaufgaben. Im Stapelbetrieb laufen die üblichen kommerziellen Tagesarbeiten. Pro Tag werden 15 000 bis 20 000 Kreditorenbuchungen für etwa 6000 Kunden verarbeitet.

Zu den täglichen Berichten und Listen gehören Aufstellungen über Aufträge, Liefertermine und Gesamtwerte nach Rechnungsbeträgen. Geplant ist die Einführung eines Programms für die Fertigungsauslastung, schreibt Data General in ihrem Anwenderbericht.

Die von Dewco entwickelten Programmpakete haben zur Verbesserung des Kundendienstes von Norville beigetragen.

Zur Unterstützung des Vertriebs erhalten Außendienstmitarbeiter vom Computer detaillierte Kundeninformationen. Briefaktionen stützen sich auf computergestützte Analysen und Trendinformationen.

Trotz der vielen Anwendungen beschäftigt Norville keine EDV-Spezialisten.