Umstrukturierung auf Mikro-SW-Markt erwartet:

Branchensoftware kurz vor Boom

04.02.1983

NORWALK (hh) - Eine Umstrukturierung auf dem Gebiet der Mikrocomputersoftware prognostiziert die International Resource Development Incorporated (IRD) aus Norwalk, USA, in ihrer Studie "Vertikal Markets for Microcomputer Software". Branchenorientierte Programme drängen gegenüber allgemeinen anwendungsorientierten immer stärker in den Vordergrund. Ein sprunghaftes Wachstum dieses Bereiches hin zu einem Milliarden-Dollar-Markt wird bis 1992 erwartet.

Die Umsätze auf dem Gebiet der vertikalen Mikrocomputer-Software weisen ein stärkeres Wachstum auf als die auf dem Sektor der horizontal einsetzbaren Programme. Daraus ergeben sich nach Meinung der Autoren Konsequenzen, die sowohl die Anbieter als auch die Anwender berühren.

Service-Büros und Minicomputeranbieter müssen sich darauf einstellen, daß immer mehr kleine Unternehmen von Online-Diensten oder geleasten und eigenen Minis auf Mikros umsteigen.

Bereits jetzt stellen die Marktforscher fest, daß einige Minicomputer-Softwarehersteller ihre Produkte auf Mikros umstricken.

Dennoch sind zur Zeit nur einige Teilmärkte für diesen Schwenker attraktiv genug. Unter 37 analysierten Marktsegmenten machten die Amerikaner nur acht aus, die eine profitable Rendite versprechen. Darunter fallen Ärzte, Zahnärzte, Konstruktionsbüros, Apotheken, Rechtsanwälte, Landwirte und Architekten. In diesen Berufsgruppen rechnen die Autoren mit einer Marktdurchdringung von mehr als 50 Prozent. Andere Bereiche, die sich ebenfalls für den Mikroeinsatz eignen, starten den Boom erst Mitte der 80er Jahre.

Die Anbieterseite leidet momentan unter Wachstumsproblemen. Sie werden mit durch die große Zahl der "Raubritter" hervorgerufen. Diese Unternehmen erscheinen plötzlich auf dem Markt, wollen das große Geld verdienen und verschwinden dann über Nacht, wobei der Kunde das Nachsehen hat. Diese Situation wird sich erst in den nächsten fünf Jahren durch eine natürliche Marktbereinigung legen.

Der Report weist gleichzeitig auf die Probleme der Anwender hin. Die Autoren befürchten, daß durch die starke Zunahme der Mikros eine Veränderung der sozialen Strukturen in mittleren Betrieben auftreten kann. Die Arbeitsinhalte der Bürokräfte werden radikal verändert oder vom Computer übernommen, so daß viele Angestellte aus Furcht vor dem Verlust des Arbeitsplatzes negativ auf die Automatisierung reagieren.

Die Studie analysiert die aktuelle Marktsituation ebenso wie die Einzelsegmente und gibt einen Überblick über die Trends mit einem Zehn-Jahres-Forecast der möglichen Umsatzvolumen dieser Bereiche.