Auf dem Weg zum adaptiven Supply-Chain-Netzwerk

Branchenausrichtung für Mysap SCM

29.03.2002
MÜNCHEN (CW) - Nachdem SAP im vergangenen Jahr mit der Markteinführung seiner Supply-Chain-Management-(SCM-)Lösung begonnen hat, konzentrieren sich die Walldorfer nun auf Branchen. Spezielle Planungsfunktionen soll es für die Industriebereiche Hightech, Automobil, Konsumgüter, Öl und Gas sowie Stahl und Papier geben.

"Supply-Chain-Applikationen wandeln sich zunehmend von standardisierten Anwendungspaketen zu maßgeschneiderten Lösungen, die spezifische Bedürfnisse einzelner Branchen berücksichtigen", erklärt Karen Peterson, Vice President und Research Director bei der Gartner Group.

Die neuen Funktionen in Mysap SCM erfüllen laut Hersteller die Anforderungen der strategischen, taktischen und operativen Planungsebene. Einige von ihnen adressieren Aspekte, die für mehrere Wirtschaftszweige wichtig sind. So verbessern "Inbound scheduling agreements" die Koordination, Transparenz und Kooperation im Netzwerk zwischen verschiedenen Zulieferfirmen, speziell im Kontext der ausnahmebasierenden Planung. Solche Features sind besonders für die Hightech-, Automobil- sowie Konsumgüterindustrie interessant.

Bei Chemie- und Pharmaunternehmen erlaubt die erweiterte Kampagnenplanung eine Ausweitung der Planungshorizonte, um so die Produktions- und Ressourcenauslastung zu verbessern. Unternehmen der Hightech- und Konsumgüterindustrie profitieren von der Funktion für Multi-Level Available-to-Promise (ATP), mit der sich die Verfügbarkeit von Komponenten und Fertigprodukten innerhalb der gesamten Organisation unter Berücksichtigung von Ersatzprodukten prüfen lässt. Für das Stahl und Papier verarbeitende Gewerbe sowie die Konsumgüterindustrie liefern merkmalbasierende ATP-Funktionen dynamische Bestandsabgleiche fertiger und halbfertiger Waren.

Komplexer MaterialeinsatzAndere Planungs-Tools wurden von SAP auf die speziellen Belange einzelner Branchen zugeschnitten:

-Für die Hightech-Industrie kommt die Funktion Capable to Match (CTM), die mit ihren deskriptiven Merkmalen die Priorisierung des Bedarfs in Zuliefernetzwerken auf verschiedenen Ebenen erlaubt. Multi-Level-Kontingentierung ermöglicht eine Verbesserung des Materialeinsatzes in komplexen Szenarien. Diese Planungsfunktion ist gerade bei der Einführung neuer Produkte von Bedeutung.

-An die Automobilindustrie richtet sich SAP mit dem "Multi-line model mix", der die Planung konfigurierbarer Massenprodukte für mehrere Produktionslinien innerhalb der gleichen Supply Chain oder in einem entsprechenden Netzwerk unterstützt. Die "Rapid planning matrix" erhöht die Reaktionsschnelligkeit auf Bedarfsveränderungen bei gleichzeitiger Optimierung des Arbeitskräfteeinsatzes. Rückmeldungen in Echtzeit und Linienanlieferung steigern die Bestandstransparenz und erschließen die Möglichkeit des Lean Manufacturing.

-In der Stahl und Papier verarbeitenden Industrie verbessert die "Multi-mode-Auftragsplanung" den Einsatz von Lagerbeständen. Hier geht es um die Verbesserung der ersten Zuschnitte sowie die Zuordnung von Ausschuss- und Restmaterial.

-Die "auftragsorientierte Planung" für die chemische Industrie hilft, aufgrund der Funktionen für die kurzfristige Planung eine unnötige Lagerhaltung zu vermeiden.

-Um die Reduktion von Sicherheitsbeständen geht es in der Pharmaindustrie (erweiterte "Sicherheitsbestandsplanung"). Gleichzeitig sollen sich Absatzplanung und Zulieferprobleme wie Lieferfehlmengen besser steuern lassen.

-Die Definition kritischer Bestandsniveaus verbessert die Transparenz von Tank-Füllständen in der Öl- und Gasindustrie. Davon betroffen sind auch die Lagerhaltung, Ressourcenauslastung sowie die Einhaltung von Lieferzusagen. Erweiterte Stammdaten über Fahrzeuge verbessern die Planungsgenauigkeit bei Massentransporten.

-Schließlich kommt noch ein Tool für die Konsumgüterindustrie, das aufgrund der Integration von Kampagnen- und Aktionsplanung die Nachfrageinformationen und Lieferplanung verknüpft - ein wichtiger Aspekt bei Sonder- und Werbeaktionen.

Transparente ProzessketteAus Sicht von SAP liegt die Zukunft von SCM in einer Networked Supply Chain. Adaptive Supply-Chain-Netze seien darauf ausgerichtet, Beschaffungsprozesse transparenter zu gestalten und eine effiziente Zusammenarbeit innerhalb der gesamten Prozesskette zu ermöglichen, von der Bedarfs- bis hin zur Produktionsplanung. Welche Bedeutung dieses Segment für SAP hat, zeigt sich auch daran, dass seit der Markteinführung von Mysap SCM Mitte 2001 den Angaben zufolge rund 100 Kunden die Planungslösung in Betrieb genommen haben, weitere 40 Firmen werden in den nächsten Wochen folgen. Supply-Chain-Planning sei ein wesentlicher Grundbaustein von Mysap SCM, das im vierten Quartal 2001 weltweit rund 23 Prozent zum gesamten Lizenzaufkommen des Softwareherstellers beigetragen habe. (ue)