Gastkommentar

Boxenstop mit Folgen

21.05.1999
Rainer Halstenbach Geschäftsführer der ACT GmbH, Wiehl

Es ist schon kurios: Kaum ist die IT in den Unternehmen in die Formel 1 aufgestiegen, drauf und dran, einen der vordersten Startplätze zu belegen, da bekommt sie erst einmal einen ausgedehnten Boxenstop verordnet. Und obwohl die Crews fieberhaft daran arbeiten, die Fahrwerke fit für den Euro und das Jahr 2000 zu machen, wird so mancher Wagen wohl kaum vor der Jahrhundertwende wieder ins Rennen geschickt.

Gleichzeitig geht der Wettbewerb weiter, wobei sich die Rundenzeiten verkürzen: Beinahe täglich verändern sich Märkte und Möglichkeiten. Besonders deutlich wird dies am boomenden Kommunikationsgeschäft. Die Fähigkeit, Chancen zu nutzen, wird zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Gerade hier offenbart sich das Dilemma, in dem die DV derzeit gefangen ist: Die Etats werden von Umstellungskosten aufgezehrt, für strategische Neuorientierungen sind kaum Mittel vorhanden.

Während zuwenig daran gedacht wird, wie die IT-Konzepte der Zukunft zu gestalten sind, stellt der Siegeszug der Inter- beziehungsweise Intranet-Technologien die Software-Entwicklung vor neue Aufgaben: In den Netzen entstehen Anwendungsfelder, die den Einsatz modularisierter Software verlangen. Dabei müssen die Anwendungen leistungsfähig und flexibel sein sowie möglichst weitgehend auf Standards beruhen.

Diesen Anforderungen werden vor allem objektorientierte Technologien gerecht. Ihre Stärken wissen nicht zuletzt auch die Techniker in der Boxengasse zu schätzen: Sie könnten die Wagen schon viel früher wieder ins Rennen schicken, wenn OO-Komponenten bereits Standard wären. Deshalb ist jeder Rennstall gut beraten, trotz Euro und Jahr 2000 auf Objektorientierung zu setzen.