Online-Marktplätze lassen Führungskräfte im Moment noch kalt

Bosse bestreiten Einfluss des Internet

02.02.2001
MÜNCHEN (CW) - Der Einfluss des E-Commerce auf die Wirtschaft wird von Führungskräften niedriger eingeschätzt als gemeinhin erwartet. Zu diesem Ergebnis kommt eine auf dem World Economic Forum in Davos vorgestellte Studie des Beratungshauses Pricewaterhouse-Coopers (PWC), für die 871 Firmenchefs in Nord-, Mittel- und Südamerika, Europa und Asien befragt wurden.

E-Business wird, wie es in der Untersuchung "Global CEO Survey 2000" heißt, von den einzelnen Wirtschafsbereichen unterschiedlich beurteilt. Sahen im Durchschnitt 53 Prozent aller Befragten lediglich moderate und 22 Prozent gar keine Veränderungen durch die Internet-Technik, so macht PWC einen kräftigeren Veränderungsdruck in den Branchen aus, die sich stark auf den Endkunden konzentrieren. Allen voran die Banken, deren Vorstände zu 38 Prozent einen signifikanten Einfluss des Internet bemerkten - ebenso im Bereich Logistik und innerhalb der TK-Branche. Hier sprachen die Vorstände zu rund 35 Prozent von erheblichen Auswirkungen, knapp neun Prozent meinten sogar, dass das eigene Unternehmen infolge einer neu aufgesetzten E-Business-Strategie völlig umgestaltet wurde.

Vertreter der Fertigungsindustrie und Anbieter industrieller Dienstleistungen, die mehr auf B-to-B-Geschäftsmodelle ausgerichtet sind, sahen hingegen nur geringe Auswirkungen des elektronischen Handels auf ihr Unternehmen. Knapp 28 Prozent spürten sogar überhaupt keinen Einfluss. PWC-CEO James Schiro wertet die Erkenntnis angesichts des derzeitigen Hypes um Online-Marktplätze zwar als ernüchternd, rechnet jedoch damit, dass in diesem Jahr ein "großer Schritt" in Richtung elektronische Handelplätze zu beobachten sein wird.

Es gibt auch regionale Unterschiede. 28 Prozent der Befragten, vor allem US-amerikanische CEOs, räumten dem Internet eine bedeutende Rolle ein, gefolgt von ihren asiatischen Kollegen mit 20 Prozent. Unter den europäischen und südamerikanischen Unternehmenslenkern meinten lediglich vier beziehungsweise drei Prozent, dass das E-Business ihr Geschäft völlig verändert habe.

Was eine Wertung des jeweils eigenen Internet-Auftritts betrifft, herrschte Zurückhaltung. 59 Prozent der Befragten sahen ihre Website als eher durchschnittlich an, nur 29 Prozent halten sie für "vorbildlich". Gefragt nach den vorwiegend genutzten Internet-Tools, nannten 62 Prozent der Führungskräfte an erster Stelle die elektronische Post.

Offenbar wächst auch der Einfluss institutioneller Anleger und Analysten auf die Firmenstrategien. So betonten immerhin 51 Prozent der CEOs, dass sie bei entsprechenden Entscheidungen auch von der Stimmung an den Aktienmärkten abhängig sind. Die Schnelligkeit und Bedeutung des Internet beziehungsweise elektronischer Medien insgesamt sowie das entsprechende Wachstum des Informationsangebotes habe diese Entwicklung in den letzten Jahren erheblich forciert.