KI in der Produktion war nur der erste Schritt

Bosch bringt jetzt GenAI in die Fertigung

07.12.2023
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
KI ist für viele Bosch-Werke bereits ein alter Hut. Jetzt startet der Konzern im Rahmen von zwei Pilotprojekten mit der Einführung von GenAI in der Produktion.
Nach KI will Bosch jetzt GenAI in der Produktion einführen.
Nach KI will Bosch jetzt GenAI in der Produktion einführen.
Foto: Bosch

Die Nutzung von KI-Services ist in vielen Bosch-Werken bereits Standard. Fast jedes zweite Bosch-Werk nutzt KI in der Fertigung zur Produktionssteuerung, -überwachung und -kontrolle.

GenAI in der Produktion

Jetzt will der Konzern in zwei deutschen Werken GenAI und Foundation Models in der Fertigung einführen. Dabei soll die generative KI synthetische Bilder erzeugen, um KI-Lösungen für die optische Inspektion zu entwickeln und zu skalieren. Zudem will man so bereits vorhandene KI-Modelle optimieren.

Binnen Wochen zur KI-Anwendung

Für Bosch-Geschäftsführerin und Digitalchefin Tanja Rückert ist generative KI der nächste Schritt in der KI-Evolution, um moderne Fertigungen auf ein neues Level zu heben.
Für Bosch-Geschäftsführerin und Digitalchefin Tanja Rückert ist generative KI der nächste Schritt in der KI-Evolution, um moderne Fertigungen auf ein neues Level zu heben.
Foto: Bosch

Bosch hofft, durch den GenAI-Einsatz die Einführung von KI-Anwendungen in der Produktion deutlich beschleunigen zu können. So geht man davon aus, die Zeit von Projektierung über Inbetriebnahme bis hin zum Hochlauf von KI-Anwendungen von derzeit sechs bis zwölf Monaten auf nur noch wenige Wochen reduzieren zu können.

Tests in Feuerbach und Hildesheim

Getestet wird die Verwendung generativer KI in den Bosch-Werken in Stuttgart-Feuerbach und Hildesheim. Die dabei in Verbindung mit GenAI verwendeten Softwaremodelle wurden hausintern von der Bosch-Forschung entwickelt.

Die Softwaremodelle für GenAI werden hausintern von der Bosch-Forschung entwickelt.
Die Softwaremodelle für GenAI werden hausintern von der Bosch-Forschung entwickelt.
Foto: Bosch

In Feuerbach sollen künftig Komponenten zur Kraftstoffeinspritzung mit GenAI-Hilfe automatisiert kontrolliert werden. Dabei handelt es sich um einen Prozess, der bislang manuell durchgeführt werden musste, da aufgrund von Beschaffenheit und Komplexität der Produkte sowie Unterschieden im Aufbau der Fertigungslinien weder eine regelbasierte noch eine KI-gestützte, optische Inspektion möglich war.

KI kontrolliert Kraftstoffpumpen

Hier soll nun eine skalierbare generative KI in die Bresche springen, die unterschiedliche Varianten eines Produkts und Fehlerbilder erkennt und verschiedene Anordnungen und Abfolgen im Produktionsprozess berücksichtigt. Basis hierzu ist ein eigenes Foundation Model, das aus großen Datensätzen des Bosch-Fertigungsnetzwerks gespeist wird.

Im Werk Hildesheim wird GenAI in der Elektromotorenfertigung eingesetzt.
Im Werk Hildesheim wird GenAI in der Elektromotorenfertigung eingesetzt.
Foto: Bosch

Verfeinert und spezifiziert wird das Foundation Model für Anwendungen vor Ort mit synthetisch generierten Daten. So soll es gelingen, dass die KI selbständig die Komponenten prüft und nur noch "Zweifelsfälle" menschlichen Sichtprüfern vorgelegt werden.

Schweißungen prüfen

In Hildesheim werden synthetisch generierte Bilder genutzt, um damit Schweißungen von Kupferdrähten in der Elektromotorenfertigung KI-basiert zu prüfen. Hier wurden synthetisch generierte Bilder bei ersten Serienanlagen in der Elektromotorenfertigung bereits erfolgreich zum Training eingesetzt.

Laut Bosch sind die künstlich generierten Bilder mit dem menschlichen Auge nicht von realen Bildern zu unterscheiden. Das Werk geht davon aus, dass sich durch den neuen Ansatz die Projektlaufzeit um sechs Monate gegenüber konventionellen Verfahren verkürzt. So sollen sich Produktivitätssteigerungen in Höhe von sechsstelligen Euro-Beträgen pro Jahr ergeben.

KI spart Millionen in der Fertigung

Mit KI in der Fertigung spart Bosch bereits Millionenbeträge in der Produktion.
Mit KI in der Fertigung spart Bosch bereits Millionenbeträge in der Produktion.
Foto: Bosch

Grundsätzlich hat Bosch bislang mit dem KI-Einsatz positive Erfahrungen gemacht. Je nach Werksgröße und Produktion rechnet das Unternehmen dank KI mit Produktivitätszuwächsen und Kosteneinsparungen von mehreren hunderttausend Euro bis hin zu niedrigen einstelligen Millionenbeträgen pro Jahr und Werk. Und das bei weltweit rund 230 Werken im Bosch-Fertigungsverbund.

GenAI als nächster Schritt

Nach einem erfolgreichen Abschluss der beiden Piloten soll der GenAI-Einsatz auf andere Werke ausgedehnt werden. "Mit generativer KI gehen wir jetzt den nächsten Schritt in der Evolution von künstlicher Intelligenz und hieven moderne Fertigungen auf ein neues Level", so Bosch-Geschäftsführerin und Digitalchefin Tanja Rückert. Für sie liegen die Vorteile dabei klar auf der Hand: "Generative KI hilft, vermeintliche Gegensätze in Einklang zu bringen: Individualisierung und Skalierung - beides zugleich wird mit dieser Technologie möglich."