Börsenspots

13.01.1984

Bei den Aktien amerikanischer Halbleiterproduzenten steht nach Meinung von Dean Witter Reynolds in den nächsten 12 bis 18 Monaten ein weiterer Kursaufschwung bevor. Der Anstoß hierfür werde wahrscheinlich von einer allgemein freundlicheren Stimmung in Wallstreet ausgehen. Der Broker begründet seinen Optimismus vor allem mit der enormen Nachfrage nach Halbleitern, die die Produzenten nur unzureichend befriedigen können. Dean Witter empfiehlt aus dieser Gruppe Texas Instruments uneingeschränkt zum Kauf. Für kaufenswert hält der Broker Advanced Micro Devices, Intel, Monolithic Memories, Motorola, National Semiconductor und Standard Microsystems.

Die Aktien von Pitney Bowes sind kurz vor Weihnachten unter Druck geraten. Als Grund werden angeblich wettbewerbswidrige Handelspraktiken in Großbritannien genannt, die Gegenstand einer Untersuchung der dortigen Monopolkommission sind. Merrill Lynch weist darauf hin, daß sich diese Untersuchungen nicht nur auf Pitney Bowes, sondern auf alle Anbieter von Frankiermaschinen in Großbritannien erstrecken. Der Broker hält die gängigen Mutmaßungen der Börse über die Folgen für Pitney Bowes für weit übertrieben und empfiehlt, die Schwäche der Aktie zum Kauf zu nutzen.

Coleco-Aktien befinden sich nicht mehr auf der Empfehlungsliste von Merrill Lynch. Sie werden zudem jetzt nicht mehr nur als "spekulativ" bezeichnet, sondern in der Kategorie "hohes Risiko" geführt. Anlaß ist ein am 2 1. Dezember erschienener Artikel in der unabhängigen amerikanischen Publikation "Consumer Reports". Er befaßt sich mit dem Adam-Computer und stellt die Zuverlässigkeit dieses Geräts als unerwartet gering dar.

Mit AEG befaßt sich die Deutsche Gesellschaft für Anlageberatung (degab) in einer ausführlichen, leicht optimistisch gehaltenen Analyse. Gegenwärtig erzielbare Ertragsverbesserungen bedurften jedoch einer mittelfristigen Untermauerung. Angesichts der schwachen Eigenkapitalausstattung seien daher immer noch hohe Risiken gegeben, wenn sich auch die Chancen, das Unternehmen allmählich wieder auf festen Boden zu führen, mit der konjunkturellen Verstetigung inzwischen verbessert hätten. Die degab, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bank AG, erteilt in ihren Analysen grundsätzlich keine Empfehlungen.

Deutschen Technologieaktien räumt die Dresdner Bank AG auch

weiterhin vergleichsweise günstige Kurschancen ein.

Als "Wert mit Zukunfts-Appeal" wird Tewidata von der ADCA-Bank bezeichnet und auf ermäßigtem Kursniveau zum Kauf empfohlen. Die Gesellschaft für technisch-wissenschaftliche Datenverarbeitung liefere heute mit mehr als 100 Mitarbeitern, mehr als fünf Verkaufsniederlassungen und sechs Servicebüros schlüsselfertige Systeme und kundenspezifisch ausgelegte EDV-Anlagen auf der Basis von DEC-Rechnern. Der Gesamtumsatz des für DEC-spezifische Anwendungen derzeit größten und nahezu konkurrenzlosen Systemhauses in der Bundesrepublik in Höhe von 25,3 Millionen Mark teilte sich 1982 nach Angaben der Bank wie folgt auf: 30 Prozent DEC-kompatible Peripherie (einschließlich Rechner), 25 Prozent grafische Peripherie, 20 Prozent

Hardware- und Software-Entwicklung, 14 Prozent OEM-Personal-Computer und elf Prozent Service. Die ADCA-Bank schätzt daß Tewidata im gerade abgelaufenen Jahr einen Gewinn von 17 bis 18 Mark je Aktie erwirtschaftet hat und daß das Ergebnis im neuen Jahr bei 23 bis 24 Mark je Aktie liegen dürfte.

Im Zusammenhang mit der Kursschwäche, die die IBM-Aktie in den vergangenen Wochen offenbart hat, meint Bache Securities, daß die IBM- Aktie in Phasen, in denen die gesamte amerikanische Technologie-Gruppe überreizt ist oder völlig unbeobachtet bleibt, als eine Art "Ausgleichsbecken" für Gelder dient. In Zeiten überzogener Kurssteigerungen, die einen Rückschlag der gesamten Gruppe erwarten lassen, fließen nach Darstellung von Bache Gelder aus Gewinnmitnahmen in das IBM-Papier, das als konkurrenzlos solide und damit als "sicherer Hafen" gilt. Wenn die Anleger dagegen große Erwartungen in die gesamte Gruppe setzen und zu kaufen beginnen, beziehen sie die dafür notwendigen Gelder aus den Verkauf von IBM-Aktien, meint der Broker. Daraus könne man schließen, daß dieses Papier eher ein Kontraindiktator als ein tendenzweisendes Barometer der Technologie-Gruppe sei.

E. F. Hutton korrigiert die früher abgegebene Empfehlung für die Aktie von Convergent Technologies Inc. nach oben. Nachdem der Broker den Titel bisher als kaufenswert eingestuft hatte, rät er nunmehr zum massiven Kauf der Aktie und zwar sowohl für Anleger, die eine mittelfristig ausgelegte Strategie haben, als auch für solche, die sich eher langfristig orientieren wollen. Convergent Technologies beeindrucke durch immer neue Großaufträge, die das Unternehmen an Land ziehen könne. So werde jetzt eine Bestellung im Werte von rund 100 Millionen Dollar von Datapoint Corp. und eine andere im Umfang von etwa 30 Millionen Dollar von Plessey Inc. of Europe gemeldet.

Siemens gehört nach Ansicht der Stadtsparkasse Köln zu den preiswertesten Papieren an der deutschen Börse, obwohl die Aktie bereits seit Anfang 1982 in einem ungebrochenen Aufwärtstrend liege. Das Institut rät zum Kauf und weist in diesem Zusammenhang darauf hin, daß Siemens ein von ausländischen Anlegern besonders bevorzugtes Papier sei.

Advanced Micro-Devices empfiehlt E. F. Hutton eindringlich zum Kauf. Der Broker vermutet, daß das explosive Ertragswachstum des Unternehmens unvermindert anhält. Im Geschäftsjahr zum 31. März 1984 dürfte der Gewinn je Aktie um 169 Prozent auf 1,05 Dollar steigen. Im folgenden Geschäftsjahr sei eine weitere Steigerung um 57 Prozent auf 1,65 Dollar zu erwarten.

Die günstigen Aussichten für den japanischen Aktienmarkt beschreibt die Landesgirokasse in Stuttgart in der Dezember-Ausgabe ihrer "LG Kapitalanlage". Sie weist dabei besonders auf Technologieaktien von Fujitsu, Hitachi und Sony hin, die nach wie vor im Blickpunkt für den ausländischen Anleger stünden.