Börsenspots

05.01.1984

Nach Ansicht von Merrill Lynch ist es noch zu früh, um sich ein definitives Bild über die künftige Entwicklung von NCR zu machen. Das Unternehmen sei bestrebt, seine Kundenbasis durch eine Reihe neuer Produkte zu erweitern. Gleichzeitig versuche man, durch ausgeklügelte Werbe- und PR-Maßnahmen eine gezielte Image-Pflege zu betreiben, um in neue Märkte vorstoßen zu können. Marktbeobachter des amerikanischen Brokers glauben erste Erfolge dieser Kampagne erkennen zu können. Dennoch sei es verfrüht, von einer gesicherten Entwicklung und von positiven Auswirkungen auf die Aktie auszugehen. Merrill Lynch bezieht daher eine eher neutrale, abwartende Position gegenüber der NCR-Aktie.

Quotron Systems gilt in den Vereinigten Staaten als führender Anbieter für Management-Informations-Systeme, insbesondere im Bereich der Vermögensverwaltung. Zu den wichtigsten Kunden zählt auch Merrill Lynch. Im Auftrag des amerikanischen Brokers hat das New Yorker Softwarehaus Monchik-Weber ein Programmpaket entwickelt, mit dem der IBM-PC als intelligentes Terminal am Arbeitsplatz des Kundenberaters eingesetzt werden kann. Der PC stellt eine Verbindung zum Dienstleistungsangebot von Quotron (laufende aktualisierte Kurse, Berechnungen aller Art) her und unterstützt gleichzeitig weitergehende Büroautomations-Funktionen. Dean Witter schätzt, daß Merrill Lynch etwa 10 000 solcher Arbeitsplatzrechner einsetzen wird. Zudem würde der Broker eine ganze Menge der neuen Quotron-Steuereinheiten Modell 1001 benötigen, um die Kompatibilität zwischen IBM- und Quotron-Systemen herzustellen.

Quotron konnte im 3. Quartal des laufenden Geschäftsjahres einen Gewinn je Aktie von 0,18 Dollar erzielen. Dies stellt eine Steigerung von 38 Prozent gegenüber dem Vorjahresergebnis dar. Das Resultat wäre noch besser ausgefallen, wenn nicht höhere Steuerbelastungen und eine Verwässerung durch zusätzliche Titel, die in Umlauf gebracht wurden, zu verkraften gewesen wären. Die Quotron-Aktie führte allerdings nach Meining von Dean Witter ein ziemlich "bewegtes Leben". In weniger als vier Monaten fiel sie um ganze 43 Prozent, von denen sie seit Oktober erst 38 Prozent wieder wettmachen konnte. Der Broker ist jedoch der Meinung, daß der solide technische Background des Unternehmens, seine gute Wettbewerbsposition sowie eine außergewöhnlich gesunde finanzielle Basis (die langfristigen Verbindlichkeiten betragen nur ein Prozent des Eigenkapitals) Anlaß zu Vertrauen in die Aktie, die derzeit unterbewertet sei, geben müßten. Dean Witter empfiehlt die Aktie zum Kauf.

Quotron Systems dürfte seinen Gewinn je Aktie 1984 um gut 50 Prozent auf 150- Dollar steigern, meint Dean Witter Reynolds. Für 1983 rechnet der Broker mit einem Ergebnis von 0,70 Dollar. Er empfiehlt die Aktie uneingeschränkt zum Kauf, hebt aber ausdrücklich hervor, daß sie bisweilen geradezu wilde Kurssprünge nach oben und unten hin vollführt.

Verkaufen kann man nach Ansicht von E. F. Hutton unter den derzeit überblickbaren Umständen die Aktien von Digital Equipment, Prime Computer und Storage Technology.

Mit Aspekten der japanischen Wirtschaft und des Aktienmarktes dort befaßt sich das Münchner Bankhaus H. Aufhäuser in seinem neuesten "Börsen- und Wirtschaftsbrief". Dabei stellt die Bank einige, wie es heißt, Spitzenwerte vor, die auch an deutschen Börsen gehandelt werden. Aus dem Technologiebereich sind vertreten: Canon, Casio Computer, Fujitsu, Hitachi, Matsushita Electric Industrial, NEC, Olympus Optical, Sharp and Sony. Aufhäuser weist darauf hin, daß Engagements in diesen Aktien am deutschen Markt kostengünstiger getätigt werden können als in Japan direkt.

Tektronix ist in Wallstreet durch ein unerwartet schlechtes Ergebnis für das zweite Geschäftsquartal aufgefallen. Dennoch vertreten Analytiker die Auffassung, daß sich die Aussichten schon aus rein zyklischen Gründen bessern. Man rechnet ferner mit der Einführung neuer attraktiver Produkte wie Flachbildschirme und grafische Systeme.

Dean Witter vertritt die Ansicht, daß Softech Inc., ein Systemhaus, das sich unter anderem auf Software-Entwicklungen für den militärischen Bereich (Ada-Programme) spezialisiert hat, demnächst nicht mehr interessant genug sein könnte, um in der Empfehlungsliste der "Emerging Growth Group" geführt zu werden. Dean Witter geht davon aus, daß die kommerziellen Erfolge der Mikrocomputer-Abteilung, die in der Vergangenheit zu einem wesentlichen Teil zum Gewinn des Unternehmens beigetragen haben, in Zukunft wesentlich geringer ausfallen werden. Allein durch den finanziellen Zusammenbruch der Osborne Computer Corp. habe Softech rund 1,9 Millionen Dollar an Forderungen abschreiben müssen, was für ein Unternehmen dieser Größenordnung außerordentlich schmerzhaft sei. Auch könne sich das UCSD-P-Betriebssystem, das von Softech vertrieben wird, kaum gegen CP/M oder MS/DOS behaupten. Der Broker rät daher zum Abwarten.

Shearson/American Express hat Tandon Corp. in seine Empfehlungsliste aufgenommen. Die heutige Bewertung der Aktie berücksichtige die zu erwartenden positiven Entwicklungen, die in den nächsten sechs Monaten eintreten dürften, wenn das Unternehmen die komparativen Kostenvorteile, die es beim Bau von Winchester-Laufwerken besitze, voll ausspielen könne. Allein im September habe das Unternehmen 50 000 5 1/4-Zoll-Platten und im September sogar 70 000 Einheiten hergestellt. Um diese Leistung richtig beurteilen zu können, müsse man bedenken, daß die gesamte Industrie 1982 lediglich rund 80 000 Platten dieses Typs produziert habe. Nach Angaben der Unternehmensleitung sieht Tandon sich in der Lage, seine Produktionsleistung sogar noch zu verstärken. Auch bei den Floppies wird ein starker Zuwachs erwartet. Hier spielt insbesondere der Erfolg des IBM-PC eine wesentliche Rolle. Solange dieser Kleinrechner (und seine Kopien oder Nachahmungen) große kommerzielle Erfolge erzielen können, wird auch Tandon davon profitieren. Angesichts derart positiver Grundtendenzen rät Shearson/American Express zum Kauf der Tandon-Aktie.

Tandon Corp. empfiehlt Bache Securities kurz- und mittelfristig orientierten Anlegern jetzt uneingeschränkt zum Kauf. Der Broker weist darauf hin, daß das Unternehmen seine Forderungen gegenüber Victor Technologies bereits abgeschrieben habe. Im laufenden Geschäftsjahr zum 30. September 1984 sei mit einer ausgezeichneten Gewinnentwicklung zu rechnen. Der Gewinn je Aktie könnte sich im Vergleich zu 1983 von 0,47 auf 1,30 Dollar erhöhen.

Gegenüber den Aktien von Commodore International nimmt Merrill Lynch eine neutrale oder abwartende Haltung ein. Der Broker hat seine Gewinnschätzung für das Geschäftsjahr 1984 spürbar herabgesetzt. Begründet wird dies mit der vermutlich höheren Steuerbelastung, die auf das Unternehmen zukommen dürfte.

Hitachi empfiehlt Merrill Lynch langfristig orientierten Anlegern uneingeschränkt zum Kauf. Der Broker vertritt unter anderem die Ansicht, daß das Unternehmen seine frühere hohe Ertragskraft im Bereich der Informationsverarbeitung wiedererlangen wird.