Börsengang im Visier

Börsengang im Visier Technologieholding schraubt Fondsvolumen auf Rekordniveau

19.02.1999
MÜNCHEN (CW) - Mit einem neuen Rekordvolumen ihrer Beteiligungs-Fonds schloß die Technologieholding VC GmbH das zurückliegende Geschäftsjahr ab. Auch 1999 wollen die Münchner Risikokapital-Spezialisten ihren Expansionskurs mit Hilfe lukrativer Investments fortsetzen und planen mittelfristig sogar selbst den Sprung auf das Börsenparkett.

Die Gründerwelle in Deutschland rollt. Davon partizipieren vor allem die Venture-Capital-Gesellschaften, allen voran die 1987 gegründete Technologieholding, die sich in Deutschland als Branchenprimus unter den privaten VC-Gesellschaften sieht. Wie die beiden Hauptgesellschafter Gert Köhler und Falk Strascheg vor der Presse ausführten, konnten die Wagnisfinanciers im zurückliegenden Geschäftsjahr 1998 neue Höchstmarken erklimmen. So stieg das Volumen der insgesamt neun von der Technologieholding verwalteten Fonds von 385 auf 520 Millionen Mark (siehe Abbildung). Neu ins Beteiligungs-Portfolio aufgenommen wurden 26 Firmen, womit die Münchner momentan bei 68 Firmen als Geldgeber und damit Gesellschafter mit im Boot sitzen. Spitzenreiter bei den Neuinvestments war 1998 mit zwölf "Förderkandidaten" die IT- Branche. Insgesamt investierten die Münchner 75 Millionen Mark in High-Tech-Firmen.

Die von der Technologieholding verwalteten Fonds erzielten 1998 einen Nettogewinn von 450 Millionen Mark und konnten somit das Ergebnis gegenüber dem Vorjahr (150 Millionen Mark) verdreifachen. Die selbst für die VC-Branche überdurchschnittlich hohe Rendite lag zwischen 53 und 111 Prozent. Nicht unwesentlich zu diesem Erfolg haben den beiden Gesellschaftern zufolge die Börsengänge der Internet-Firmen Brokat Infosystems AG und Intershop Communications AG beigetragen. So liegt beispielsweise der aktuelle Börsenwert von Brokat bei rund 2,5 Milliarden Mark.

Doch gibt es auch eine Kehrseite der Medaille. Daß nämlich auf den Gründungsboom allzu gerne die Pleitenwelle folgt, spiegelt sich auch in den Bilanzen der Münchner wider. Jedes dritte Engagement endet laut Strascheg als Flop. Die unter Wagniskapitalisten insgeheim geltende Faustregel "2:6:2" - will heißen: von zehn Investments sind zwei "Highflyer", sechs sogenannte "Living- Deads", also Firmen, deren Wachstum und Perspektive nicht für einen publicyträchtigen und vor allem lukrativen Börsengang ausreichen, und zwei Flops - ließen die Technologieholding-Chefs für ihre Company allerdings so nicht gelten. Die Erfolgsquote liege deutlich über 20 Prozent, hieß es.

Allein 20 Venture-Capital-Gesellschaften kamen 1998 in Deutschland neu hinzu und buhlen um die lukrativsten Deals. In der "weiß- bis dunkelgrauen VC-Szene" gibt es laut Köhler jedoch "deutliche Unterschiede in puncto Qualität". Trotz zunehmender Konkurrenz haben die Münchner indes keine Schwierigkeiten, Kapital zu akquirieren: "Unser Problem ist eher, Investoren abzulehnen, als sie zu finden", plauderte Köhler aus dem Nähkästchen.

Im laufenden Jahr soll deshalb die Zahl der Neuinvestments auf über 30 steigen. Laut Köhler sind aus der überquellenden "Kriegskasse" 350 Millionen Mark "abrufbereit". Für satte Renditen dürfte eine Reihe weiterer Börsengänge sorgen. Angekündigt ist das Going Public von Firmen wie Bintec (ISDN-Lösungen), CPU (Software für Finanzdienstleister) und Poet (objektorientierte Datenbanksysteme). Darüber hinaus liebäugelt man bei der Technologieholding auch mit dem eigenen Börsengang - allerdings noch nicht in diesem Jahr.