Kolumne

"Body-Leasing reicht nicht mehr"

20.04.2001
Wolfgang Herrmann Redakteur CW

"Ich bin nicht derjenige, der sich gerne von amerikanischen Headquarters Vorschriften machen lässt", sagt Christian Stolorz. Der ausgeschiedene Vorstandschef der CSC Ploenzke AG hat mit dem Management der Computer Sciences Corp. (CSC) offenbar noch so manches Hühnchen zu rupfen.

Nach der Fusion mit dem US-Konzern 1995 kam es immer wieder zu Konflikten, die nicht zuletzt durch die unterschiedlichen Kulturen geprägt waren. Gründer Klaus Plönzke hatte das Unternehmen zum IT-Beratungshaus mit einem starken Projektgeschäft entwickelt. CSC dagegen, weltweit einer der größten Outsourcer, drängte Ploenzke in einen Markt, in dem es kaum Erfahrung vorweisen konnte.

Der Exodus von Führungskräften deutet darauf hin, dass die strategischen Entscheidungen in der Kiedricher Zentrale keineswegs so einmütig zustande gekommen sind, wie Stolorz glauben machen will. Ob der wortgewandte Jurist nun wegen interner Querelen gegangen ist oder einfach nur "das überragende Angebot" des Investmenthauses Goldzack angenommen hat, sei dahingestellt. Offensichtlich ist dagegen, dass das 1969 gegründete Unternehmen eine strategische Neuausrichtung dringend benötigt.

CSC Ploenzke ist wie eh und je dem klassischen Body-Leasing verhaftet: 62 Prozent der Einnahmen stammten im Finanzjahr 1999/2000 aus dem IT Consulting, weitere 16 Prozent aus der Management-Beratung. Dieses Geschäftsmodell hat viele Jahre funktioniert, stößt jetzt jedoch an seine Grenzen.

In konjunkturschwachen Zeiten kürzen viele Unternehmen zuerst die Ausgaben für Beratungsleistungen; Outsourcing-Projekte dagegen werden attraktiver. "Konjunkturelle Niedergänge, wie sie uns jetzt drohen, bieten an sich ein gutes Klima für Outsourcer", sagt Helmuth Gümbel von Strategy Partners.

Die jüngsten Geschäftsergebnisse der großen IT-Dienstleister untermauern diese These: Gegen den Trend hat der CSC-Konkurrent EDS angekündigt, die Ergebniserwartungen der Börsenexperten zu erfüllen. Zu den Stärken von EDS gehören langfristige Outsourcing-Verträge, die Schätzungen zufolge 70 Prozent zu den Einnahmen beitragen. Anders CSC: Der Anteil des Outsourcing-Geschäfts liegt bei knapp 40 Prozent, entsprechend größer ist die Abhängigkeit von konjunkturellen Schwächeperioden. Wegen der nachlassenden Nachfrage nach Consulting-Services sind Umsatz und Gewinn im letzten Quartal drastisch eingebrochen, warnte der Konzern im März.

Die deutsche Tochter ist von dieser Entwicklung nicht verschont geblieben. Auch in Kiedrich räumt man inzwischen ein, das Wachstum im klassischen Beratungsgeschäft habe sich abgeschwächt. Nun will das Management den Outsourcing-Arm stärken. Er steuerte bislang nicht einmal 20 Prozent der Einnahmen bei. Mit der Einrichtung eines zuständigen Vorstandsressorts reagiert das Führungsgremium reichlich spät auf eine absehbare Entwicklung. Die Traditionalisten bei CSC Ploenzke dürften daran nicht ganz unschuldig sein.