Intranet-Anwendungen/ Client-Server-Verbund im Intranet transparent gemacht

BMW: Plattformübergreifendes Monitoring vom Leitstand aus

26.02.1999
BMW hat ernst genommen, was IDC in einem "White Paper" des Jahres 1997 formuliert hat, nämlich, daß dem plattformübergreifenden Monitoring eine Schlüsselrolle für die effektivere Arbeit der Administration zukommt. Die dafür notwendige durchgehend konsistente Benutzeroberfläche liefert ein Web-Browser. Hans Grimme beschreibt die Intranet-Anwendung und ihren Nutzen.

Um den komplexen Client-Server-Verbund bei BMW und dessen Umgebung, die aus verschiedenen Servern, dem Netzwerk, Routern, Clients und diverser Software, etwa Catia und Pro Engineer, besteht, der Forderung nach Transparenz anzupassen, mußten neue Wege beschritten werden.

Man löste die organisatorische Aufgabe der Informationsverteilung durch den sogenannten Leitstand im Intranet. Die ursprüngliche Idee war, nachdem sich die Client-Server-Infrastruktur von der homogenen Struktur mit einem Host zu der heutigen komplexen Landschaft gewandelt hat, die Analogie zum Kraftwerk zu ziehen, wo sich mit Hilfe eines Schaltbilds alles überwachen und steuern ließ. Die drei wichtigsten Faktoren, denen der Leitstand mehr Transparenz verleihen soll, sind dabei die Stabilität, die Verfügbarkeit und die Performance des Verbunds.

Der Leitstand sollte einfach und plattformunabhängig anzubinden und abzurufen sein - zwei Anforderungen die mit Internet-Technologien effektiv und kostengünstig erfüllt werden konnten. Das Intranet bietet sich hierfür geradezu an, weil sich der Leitstand von jedem Arbeitsplatz per Netscape-Browser aufrufen läßt, aber auch, weil die Bausteine relativ einfach zu programmieren und zu implementieren sind.

Der erste Schritt in der Entwicklung des Leitstands, an der die Haitec AG aus Übersee am Chiemsee mitwirkte, war es, eine durchgängige hierarchische Klassifizierung der Komponenten im Hinblick auf ihre Bedeutung für die Betriebssicherheit vorzunehmen. Der Leitstand soll explizit dazu beitragen, die Übersicht zu verbessern, und damit der Betriebsstabilität dienen. Dazu mußte zunächst wegen der Gesamtverfügbarkeit unterschieden werden, welche Komponenten für die Client-Server-Infrastruktur kritisch sind.

Die wichtigsten Komponenten werden auf einigen Intranet-Web-Seiten grafisch dargestellt. Beispielsweise die gesamte Client-Server-Infrastruktur mit den Daten zur Funktionsbereitschaft aller Bausteine, die CPU-Performance, die Speicherauslastungen, der Datenverkehrs nach außen und die Nutzungszeiten einzelner Applikationen.

Der Leitstand erfaßt und verarbeitet eine Vielzahl der Betriebsdaten, die in der Client-Server-Installation mit derzeit 2,4 Terabyte Speicherplatz und zirka 1350 Workstations allein im CA-Bereich anfallen. Per Netscape-Browser, der auf allen PCs und Workstations vorhanden ist, kann der Intranet-User den Leitstand besuchen und sich anhand der als Diagramme aufbereiteten Daten über den Zustand des Client-Server-Verbunds informieren.

Ziel war es hauptsächlich, ohne großen Aufwand den momentanen Zustand des Verbunds abfragen und diese Daten mit den bisherigen Werten vergleichen zu können. Doch das System leistet durch die gewonnene Transparenz noch mehr. So sind die Zeiten der größten Auslastung für jeden einsehbar geworden. Besonders netzwerkbelastende Anwendungen können dann durchgeführt werden,wenn mehr freie Ressourcen vorhanden sind.

Im Management hat das Tool vor allem dazu beigetragen, nötige Investitionen in die Client-Server-Landschaft anschaulicher und vorurteilsfreier darstellen zu können beziehungsweise deren Effekt nach der Umsetzung zu demonstrieren. Die Effektivität von Investitionen läßt sich unmittelbar und plastisch ablesen, außerdem sind Engpässe und Optimierungsmöglichkeiten deutlich zu erkennen.

Die Rendite der Investition läßt sich bislang schwer errechnen, zumal der Leitstand noch nicht alle Daten in sich vereint. Injedem Fall hat er aber bereits durch das Plus an transparenter Information zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingunge nbeigetragen. Die Situation eines Bahnreisenden, der sich auf freier Strecke im stehenden Zug wiederfindet und lediglich erfährt, daß es eine Verspätung geben wird, aber nicht, warum, kann nicht mehr entstehen. Der User reckt sich gewissermaßen aus seinem Browser-Fenster, sieht in den Intranet-Leitstand und weiß Bescheid.

Eben diese Transparenz ist nur dann wirklich erreicht, wenn die Datenausgabe, das heißt die Darstellung der Information, intuitiv zu verstehen ist. Die allgemeine Funktionsfähigkeit wird deshalb durch eine Verkehrsampel angezeigt, Säulendiagramme verdeutlichen zeitliche Abläufe und sind frei nach Zeiträumen abrufbar. In Zusammenarbeit mit Haitec entwickelte man hier eine Oberfläche, die sich durch ihren modularen Aufbau schnell anpassen läßt und die Betriebsdaten aussagekräftig darstellt. Dabei werden die Daten mit Hilfe relativ einfacher in Perl programmierter CGI-Scripts in Grafiken wiedergegeben, die als Bausteine in eine HTML-Seite eingebunden sind. Gängige und relativ einfache Internet-Technologien ließen sich durch innovative Lösungen so zur Überwachung komplexer Komponenten nutzen.

Die größeren technischen Schwierigkeiten lagen zunächst in der Datenbeschaffung. Der Leitstand soll Betriebsdaten anzeigen und statistisch aufbereiten. Dabei war es das schwierigste, eine flexible und einfache Schnittstelle herzustellen. Gefragt war ein vielseitiger Schnittstellen-Standard zur Datenanbindung, der zu den Betriebssystemen und den verschiedenen Komponenten kompatibel ist. BMW löste das Problem schließlich mit einer entsprechenden Schnittstellen-Definition für die verschiedenen Datenquellen.

Zentrales Ziel des weiteren Ausbaus ist die Verbesserung der Informationsbereitstellung für die IV-Administratoren, und hier wird auch weiterhin fleißig am Leitstand gearbeitet. Zusätzliche Parameter der Client-Sever-Installation sollen erfaßt und dargestellt werden, um strukturell und funktional noch mehr Transparenz zu schaffen.

Zur Zeit sammelt man weiter Daten der verschiedenen Hardwarekomponenten und der Applikationen. Sie sollen dann künftig miteinander in Zusammenhang gesetzt werden, um Trends erkennen und Ausbaumaßnahmen proaktiv einleiten zu können.

Angeklickt

Seit 1995 intensiviert die BMW AG ständig die Nutzung ihres Intranet für die interne Kommunikation. Beispielsweise bieten interne "Leistungszentren" Schulungen an, die über das Intranet abgefragt werden können. Doch nicht nur Dienstleistungen für die Mitarbeiter sind vertreten, auch ein Blick in das Räderwerk der Konstruktion ist erlaubt: Im "Leitstand" kann man den Zustand und die Betriebsdaten des Client-Server-Verbunds abfragen. Das ist eine wichtige Informationsmöglichkeit für Anwender im CA-Bereich und für die Entscheider über die IT-Infrastruktur.

Diplomingenieur Hans Grimme verantwortet den CA-Bereich in der Abteilung Client-Server-Technologie.