Englisch wird zur Schlüsselsprache

BMFT: Dolmetschgerät soll die Sprachbarrieren beseitigen

17.01.1992

BONN (CW) - Visionär muten die jüngsten KI-Pläne des Bundesministeriums für Forschung und Technologie (BMFT) an: Im Rahmen des Projektes "Verbmobil" soll bis zur Jahrtausendwende ein tragbares Übersetzungsgerät entwickelt werden, das die Ad-hoc-Übertragung unterschiedlicher gesprochener Sprachen ins Englische leisten soll.

Vorstellbar, so das BMFT, ist etwa die Situation, daß ein Deutscher und ein Japaner Englisch als Dialogsprache benutzen und zumindest passiv beherrschen. Das System übersetzt die jeweilige Ausgangssprache entweder vollständig ins Englische, oder es unterstützt die Gesprächspartner, indem momentan fehlende oder schwierige Worte beziehungsweise Gesprächselemente eingesetzt werden. Der Sprecher kann das Resultat der Computerübersetzung verfolgen und gegebenenfalls korrigieren.

Zwei voneinander unabhängige, konkurrierende Teams aus Deutschland und den Vereinigten Staaten haben bereits diverse Vorstudien und Machbarkeitsuntersuchungen durchgeführt. Bei einem "stufenweisen Vorgehen mit wohldefinierten Zwischenschritten", so das Resultat, scheint das Entwicklungsvorhaben durchführbar zu sein - wenn auch zunächst wohl nur in enger gefaßten sprachlichen Anwendungsbereichen.

Die Forscher kalkulieren dabei auf der Hardwareseite mit einer neuen Generation von leistungsfähigen Mikroprozessoren, die gegenwärtig noch nicht zur Verfügung steht. In den Bereichen Analyse und Synthese gesprochener Sprache, maschinelle Übersetzung und Dialogverarbeitung liegt nach Einschätzung des BMFT in der Bundesrepublik genügend Erfahrung vor, um das Entwicklungsvorhaben durchzuführen.

Natürlich erwarten die Experten, die sich vor wenigen Wochen zu einer Fachkonferenz in München zusammenfanden, von diesem Projekt deutliche Entwicklungsfortschritte in den Informatikbereichen Sprachverarbeitung, Künstliche Intelligenz und Neuroinformatik. Deshalb wird mit öffentlichen Geldern nicht gegeizt: In der ersten vierjährigen Projektstufe sollen bis zu 1,5 Millionen Mark pro Jahr in das Projekt einfließen.

An dem auf insgesamt acht bis zehn Jahre veranschlagten Entwicklungsvorhaben können sich Partner aus der EG, den Vereinigten Staaten oder aus Japan beteiligen. Das BMFT geht davon aus, daß technische und wirtschaftliche Impulse von einem Leitprojekt dieses Ausmaßes auch auf andere Bereiche, zum Beispiel Telekommunikation oder Büroautomation, ausgehen. Absehbar sei beispielsweise die Entwicklung einer phonetischen Schreibmaschine, mit der gesprochene Sprache direkt in Schriftzeichen umgesetzt werde.