Kriterien festgelegt

"Blauer Engel" klebt bald auch auf Druckern

28.06.1996

Noch hat die für den "Blauen Engel" zuständige Jury Umweltzeichen nicht offiziell die Verabschiedung der Vergaberichtlinie bekanntgegeben. Was aber auf die Hersteller zukommt, steht weitgehend fest.

So sollen die Hersteller die recyclinggerechte Konstruktion der Gehäuse, der Mechanik und der Verbrauchsmaterialien wie Farbbänder, Tonerkartuschen und Tintenpatronen sicherstellen. Beispiele dafür sind der bevorzugte Einsatz von Schnapp- statt Schraubverbindungen oder die für ein Recycling wichtige Kennzeichnung von Kunststoffen. Die Zahl der verwendeten Kunststoffsorten soll auf maximal vier verringert werden.

Ein wesentlicher Punkt der Richtlinie wird die Schadstoffvermeidung sein. So werden die Kunststoffe der Gehäuse und Gehäuseteile keine halogenhaltigen Flammschutzmittel enthalten dürfen. Diese Stoffe können unter bestimmten Bedingungen - beispielsweise Brände - die giftigen Dioxine und Furane bilden. Auch PVC wird durch entsprechende Formulierungen ausgeschlossen sein.

Kompromisse, so ist von den Druckerherstellern zu hören, müsse man bislang noch bei Flammschutzmitteln in den Kunststoffen von Verbrauchsmaterialien und Spezialteilen eingehen, die zum Beispiel in der Nähe von Belichtungstrommeln von Laserdrukkern eingebaut sind. Dort können Temperaturen bis zu 200 Grad Celsius erreicht werden. Zwar sollen die umstrittensten halogenhaltigen Flammhemmer (Chlorparaffine, polybromierte Diphenyle und Diphanylether) nicht mehr eingesetzt werden dürfen. Ganz könne man aber in diesen Fällen auf halogenhaltigen Flammschutz nicht verzichten.

Für Laserdrucker wird es außerdem Kriterien für die Schadstoffe in Tonern geben: Ausgeschlossen sein sollen unter anderem krebserregende Azofarbstoffe und Schwermetalle.

Zwei weitere Kriterien für die Vergabe des Umweltzeichens sind Energieverbrauch und Geräuschemission. Hier wird es Sonderregelungen geben, da das neue Umweltzeichen vom kleinsten Tintenstrahler über lärmende Matrixdrucker bis zu großen Farb- Laserdruckern alles abdecken soll.

Für die Geräuschemission ist etwa eine Aufschlüsselung nach Gerätetyp und Druckleistung pro Seite erforderlich. Für Nadeldrukker werden also höhere Lärmpegel erlaubt sein als für Tintenstrahler und Laserdrucker. Schnell drukkende Geräte dürfen mehr Krach machen als langsame.

Eine ähnliche Differenzierung wird für die Leistungsaufnahme im Ruhezustand gelten. Für Hochleistungs-Farbdrucker ist etwa die Energiesparnorm der US-Umweltbehörde Environment Protection Agency (EPA) von 30 Watt im Ruhezustand einfach nicht machbar. Vorgesehen sind voraussichtlich 45 Watt.

Zu guter Letzt spielt auch die Ozonemission eine Rolle. Als Grenzwert sind bislang 0,02 Milligramm pro Kubikmeter Luft im Gespräch, was die großen Hersteller ohne weiteres erreichen.

Bislang sind die Druckerproduzenten zurückhaltend, was das neue Umweltzeichen angeht. Voraussichtlich werde man sich wie für die Computer um das Label bewerben, lautet etwa die Auskunft aus der Pressestelle von Hewlett-Packard.

Detlef Herb, Umweltbeauftragter bei Kyocera, weist darauf hin, daß der "Blaue Engel" ein reines Marketing-Instrument sei: "Die wenigsten Verbraucher werden sich die Mühe machen, zu erfahren, warum der Blaue Engel auf dem Gerät klebt." Ein positives Umweltimage ist am Markt zwar ein wichtiges Zusatzargument, kann aber bei vergleichbaren Geräten nicht mit einem niedrigen Preis konkurrieren.