Entwicklung des IT- und TK-Markts

Bitkom korrigiert Prognosen nach oben

18.10.2002
MÜNCHEN (CW) - Die deutsche IT- und TK-Branche sieht Anlass zur Hoffnung: Dem Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) zufolge wird der hiesige Markt, der in diesem Jahr um 1,3 Prozent eingebrochen ist, 2003 nicht wie bislang angenommen um 0,4 Prozent, sondern um 0,7 Prozent wachsen.

Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland jedoch hinterher: Laut dem Oktober-Bericht des European Information Technology Observatory (Eito) wird die Nachfrage nach Hardware, Software und IT-Services in Westeuropa im laufenden Jahr um 1,1 Prozent und 2003 um 3,2 Prozent anziehen. In den USA soll der IT- und TK-Markt in diesem und im nächsten Jahr um 3,2 beziehungsweise fünf Prozent zulegen, in Japan rechnen die Analysten mit einem Plus von 4,4 respektive fünf Prozent. Und weltweit erwartet Eito sogar einen Zuwachs von 3,2 Prozent 2002 und 6,2 Prozent im nächsten Jahr.

Am stärksten geht der IT- und TK-Markt in Westeuropa nach wie vor im Hardwaresektor zurück. Neben dem anhaltenden Preisverfall, längeren Produktlebenszyklen und dem damit verbundenen Trend, geplante Ersatzanschaffungen aus Kostengründen zu verschieben, machen die Eito-Experten den Mangel an innovativen Produkten für den dauerhaften Abwärtstrend verantwortlich. Auch im TK-Markt sei keine Besserung in Sicht, da die Anbieter hier in erster Linie mit dem Kampf gegen ihre Schulden beschäftigt seien.

Die IT-Services-Branche leidet vor allem unter Einbußen im Geschäft mit Systemintegration und Beratung, da immer mehr Unternehmen ihre Projekte selbst in Angriff nehmen, um sich die Kosten für den externen Dientleister zu sparen. Auch im Softwaresektor geht der Trend zu einfacheren Anwendungen, die mit weniger Implementierungsaufwand verbunden sind. Die europäischen Investitionen in die UMTS-Netze sind zwar weit geringer als ursprünglich angenommen. Allerdings rechnen die Eito-Analysten damit, dass sich Dienste für die dritte Mobilfunkgeneration ab 2004 zur treibenden Kraft im IT- und TK-Markt entwickeln werden.

Weitere Impulse sind den Experten zufolge von Middleware-Anwendungen und entsprechenden Dienstleistungen zu erwarten, die auf eine Vereinfachung und Optimierung der IT-Infrastruktur abzielen. Auch in Customer-Relationship-Management (CRM), Supply-Chain-Management (SCM), Business Intelligence (BI) und Enterprise Integration Application (EAI) steckt laut Eito noch Potenzial. Außerdem im Trend sollen IT-Security-Produkte und -Services, Wireless LAN sowie Breitbanddienste bleiben.

Nach den Worten von Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Bitkom, besteht in Deutschland hinsichtlich der IT- und TK-Ausgaben nicht zuletzt wegen der hohen UMTS-Lizenzgebühren noch viel Nachholbedarf. Trotz seiner 82 Millionen Einwohner entfielen auf Deutschland nur 23,1 Prozent der in Westeuropa erzielten Einnahmen. Die rund 60 Millionen Briten trügen bereits mit 20 Prozent zum Gesamtumsatz bei. Nach Ansicht von Rohleder ist jetzt in erster Linie die Politik gefordert. Wichtig seien unter anderem eine Vereinfachung des Arbeitsrechts sowie des Steuersystems, eine Reform des Bildungswesens sowie eine beschleunigte Einführung von E-Government-Initiativen.

Dass Deutschland im europäischen Vergleich das Schlusslicht bildet, ist auch auf der diesjährigen Systems zu spüren. Mit rund 1600 Buchungen verzeichnet die Messeleitung ein Viertel weniger Aussteller als im ohnehin schon schwachen Jahr 2001. Damit füllt die Münchner IT-Fachmesse nur acht der zur Verfügung stehenden 15 Hallen. (sp)

Abb: Wachstum in Westeuropa

Trotz inzwischen nach oben korrigierter Prognosen bildet Deutschland das Schlusslicht, was das Wachstum des IT- und TK-Markts betrifft. Quelle: Eito Update 2002