Bildungsinstitut Media Design in der Kritik Schueler sind mit Ausbildung zu Multimedia-Profis unzufrieden

14.07.1995

MUENCHEN (hk) - Schueler des auf Multimedia-Ausbildung spezialisierten Instituts Media Design in Muenchen beschweren sich seit einem halben Jahr ueber ungenuegend vorbereitete Dozenten, mangelhafte Hardware und schlechte Organisation. Bisher habe das Institut nichts getan, um die Situation zu verbessern. Der Schulungsanbieter bestreitet die Vorwuerfe. Echte Maengel seien zum grossen Teil beseitigt worden, andere Beschwerden wuerden jeder Grundlage entbehren.

Fast zur gleichen Zeit, als der stellvertretende Schulungsleiter Franz Glas die Beschwerden der Kursteilnehmer gegenueber der CW als zum Teil nicht gerechtfertigt und ueberzogen darstellte, flog einer der Klassensprecher von der Schule.

Arnold Grossegesse hatte vor zwei Wochen beim Media Design Bildungszentrum seinen Ausbildungsvertrag gekuendigt. Seiner Ansicht nach verbesserte die Arbeitsamt-gefoerderte Umschulung die Aussichten auf einen Job nicht. Zunaechst hatte ihm der Arbeitsberater seines Wohnortes den Wechsel zu einem anderen Schulungsanbieter genehmigt. Dann aber pfiff das Muenchner Arbeitsamt, das fuer die Ueberwachung der Ausbildung zustaendig ist, den lokalen Berater zurueck, und Grossegesse musste die Kuendigung zuruecknehmen.

Weitere zwei Tage spaeter nahm Media Design die Kuendigung doch an und drohte nach Grossegesses Aussagen gar mit der Polizei, falls er das Schulgelaende nochmals betrete.

Eine komplette Klasse wechselt das Institut

Grossegesse glaubt, dass der Muenchner Bildungsanbieter an ihm ein Exempel statuieren will, damit Ruhe in die Schule einkehre. Das wird nicht ganz einfach, denn nach Darstellung eines Mitschuelers haben sich 20 weitere Schueler an einen Rechtsanwalt gewandt. Dieser soll pruefen, ob ein Wechsel zu einem anderen Trainingsinstitut moeglich ist.

Bereits im Fruehjahr wechselte eine komplette Klasse, die sich zum Mediendesigner ausbilden lassen wollte, zu einem anderen Trainingsinstitut. Auch hier half ein Rechtsanwalt, allerdings funktionierte das nach Darstellung von Teilnehmern nur deshalb, weil die Schueler Selbstzahler waren. Von den oeffentlich gefoerderten Schuelern hingegen wollen Arbeitsamt und Media Design zunaechst niemanden gehen lassen.

Hintergrund dieser Auseinandersetzungen sind Klagen von Schuelern ueber die mangelhafte Qualitaet des gesamten Schulungsprogramms. So wandten sich die Klassensprecher des Lehrgangs zum Multimedia- Projekt-Manager Anfang Maerz in einem Brief an die Geschaeftsleitung, in dem sie detailliert die Maengel auflisteten.

Bei der Kursorganisation vermissten sie unter anderem den roten Faden: "Wo bleibt die Integration von Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Datenbanken in ein Kursganzes? Wo bleibt der Bezug zu Multimedia?" Nicht zufrieden war man auch mit den Lehr- und Lernmitteln. So arbeite Media-Design mit zum Teil veralteten Versionen und defekten Teilen, und es fehle an Druckmoeglichkeiten. Der Programmpunkt "Einscannen von Bildern wurde auf Warten vor dem Scanner reduziert". Schlecht kommen auch die Dozenten weg, denen es an paedagogisch-didaktischer Kompetenz und ausreichender Praxiserfahrung mangele. Diese Liste liesse sich beliebig fortfuehren, denn es gab noch Beschwerden von anderen Klassen. Auch einzelne Teilnehmer wandten sich bereits seit dem Fruehjahr direkt an das Muenchner Arbeitsamt und wiesen auf die Missstaende hin.

Die Schulleitung gibt zu, dass es zu Fehlern gekommen sei, allerdings seien diese im Zusammenhang mit dem schnellen Wachstum des Unternehmens zu sehen. Letztes Jahr unterrichtete das Institut Glas zufolge erst 40 bis 60 Teilnehmer, heute seien es ueber 200. Man habe in den letzten Wochen neue Geraete angeschafft. Endgueltig abgelehnt wird allerdings der Wunsch der Schueler, jeden mit einem eigenen PC arbeiten zu lassen.

Als "Fast-food-Designer" schlechte Jobaussichten

Schliesslich muesse das Institut nach wirtschaftlichen Kriterien arbeiten, und auch vom paedagogischen Gesichtspunkt her sei es nicht sinnvoll, allein am Rechner zu sitzen. Ungenuegend qualifizierte Lehrkraefte sollen nach Glas' Aussage hoechstens eine "kurzzeitige Erscheinung" gewesen sein, er selbst habe "nie ein schlechtes Wort ueber die Dozenten gehoert". Im uebrigen wuerden die Trainer staendig weitergebildet, und "jeder muss sich vor der Dozentenmannschaft praesentieren".

Der Geldgeber Arbeitsamt hat endlich auf die Klagen der Schueler reagiert und Media Design besucht. In einem Brief teilt die Behoerde nach dem Besuch den Schuelern mit, sie freue sich,

"ueber die deutlich zum Ausdruck gebrachte Bereitschaft der Schulungsleitung, Abhilfe zu schaffen". Bis zum 14. Juli soll die Schule die "gerechtfertigten Beanstandungen" beseitigen. Bis dahin werde einem Kursabbruch nicht zugestimmt. Vom Arbeitsamt war bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu erhalten.

Diese Streitigkeiten sind mittlerweile auch Gert Schuelke vom Bund deutscher Grafikdesigner in Muenchen zu Ohren gekommen. Er haelt nichts davon, wenn im Hauruck-Verfahren "Fast-food-Designer" ausgebildet werden. Selbst die vierjaehrige Ausbildung an Fachhochschulen zum Grafikdesigner sei zu kurz, glaubt Schuelke. Den Quereinsteigern mangele es an Grundlagen, etwa dem Umgang mit Typografie, Farbe und Formen. Man muesse in diesem Beruf "Botschaften transportieren und Vorgaenge sichtbar machen koennen".

Er befuerchtet, dass die Teilnehmer von solchen Kursen nur zu "Bedienern von Geraeten" werden. Multimedia sei zwar in aller Munde, aber die Praxis sehe ganz anders aus, als es den Schuelern erzaehlt werde. Solche Institute wie Media Design entstuenden, "weil es Geld vom Arbeitsamt gibt".