Bikos präsentiert Strategien zur Bürokommunikation, aber:Organisation macht DV - Profis zu schaffen

14.02.1986

FRANKFURT (ih) - "Planung, Organisation und Einführung von Informations - und Kommunikationssystemen im Bürobereich", unter diesem Motto stand die 4. Sitzung des Fachausschusses "Büroinformations - und - kommunikationssysteme" (Bikos) der Gesellschaft für Informatik e. V. Fazit der Veranstaltung: Die Technik ist kein Thema, organisatorische Probleme drücken die DV - Verantwortlichen.

Berater und Wissenschaftler stellten den rund 170 Teilnehmern der Veranstaltung in Frankfurt neue Strategien zur Einführung integrierter Bürosysteme vor. Dagegen erschienen die Ausführungen der DV - Verantwortlichen über den Status quo in ihren Unternehmen realistischer. So mußte sich denn auch der SCS - Berater Holger Schellhaas nach seinem Referat den Vorwurf gefallen lassen, die Machbarkeit seiner Konzepte zu überschätzen.

Schellhaas präsentierte die Kriterien für die Planung integrierter Kommunikationssysteme. Zielsetzung sei die Verbesserung der Arbeitsqualität an den einzelnen Arbeitsplätzen.

Der SCS - Mann bedauerte, daß die Zuständigkeiten in den meisten Unternehmen fast immer noch ungeklärt seien. Deswegen lägen die Probleme hauptsächlich im organisatorischen und nicht im technischen Bereich. Die schönsten Ideen der Fachabteilungen nutzten nach Ansicht Schellhaas' nichts, wenn die DV ihre zentralistischen Vorstellungen nicht aufgebe.

Hersteller unter Druck setzen

In der anschließenden Diskussion griffen zahlreiche Teilnehmer die Hersteller an. Sie fordern von den Anbietern zukünftig mehr Ehrlichkeit beim Verkauf ihrer Bürokommunikationssysteme. Schellhaas' Vorschlag: Die Anwender sollen sich verstärkt in Organisationen zusammenschließen, um mehr Druck auf die Hersteller ausüben zu können. "Es ist eine lllusion anzunehmen, daß die Vertriebsbeauftragten irgendwann ehrlicher werden."

Der Theorie folgte die Praxis. DV - Profi Manfred Meibom stellte das integrierte Dialogsystem für Textkommunikation bei der SMS Schloeman - Siemag AG, Hilchenbach, vor. Die Gesamtkonzeption der SMS - lnformationsverarbeitung wurde 1982 verabschiedet. Meibom: "Heute sind alle Rechner, Text - und Bürosysteme im Verbund und bilden ein Kommunikationssystem, das sowohl die interne als auch externe Kommunikation über die öffentlichen Netze der Deutschen Bundespost ermöglichen soll." Speziell für die Textkommunikation konzipierten die Datenverarbeiter ein Textvermittlungssystem, das bis Ende 1985 realisiert sein sollte. Das seinerzeit angestrebte Ziel sei jedoch, bedauert der DV- Verantwortliche, nicht ganz erreicht worden.

Wenig Probleme gab es dagegen bei SMS mit dem PC - Einsatz. Die User werden vom Benutzerservice, das der Organisationsabteilung untersteht, betreut. Meibom betont: "Unsere PC - Anwender sind mit ihrer Stand - alone - Anwendung zufrieden und benötigen keine Verbindung zum Host." Allerdings gibt der DV - Verantwortliche zu, daß eine solche Kommunikation den Datenverarbeitern zuviel Aufwand sei.

Völlig andere Vorstellungen vom PC - Einsatz hat dagegen Lothar Bedorf DV -Verantwortlicher bei der Rheinisch - Westfälischen Kalkwerke AG in Wuppertal. Er legt großen Wert auf die Mikro - Mainframe - Kommunikation und die Vernetzung der PCs untereinander. Mit Problemen hat Bedorf allerdings zu kämpfen, wenn es um neue Investitionen geht: "Der Vorstand will erst dann Mittel zur Verfügung stellen, wenn alle Unternehmensdaten auf Knopfdruck vorliegen können."

Ein strenges Regiment führen die DV - Mitarbeiter bei der Bertelsmann AG in Gütersloh. Der vor zwei Jahren ins Leben gerufene Benutzerservice beschäftigt derzeit 17 Mitarbeiter. Jeder Anwender, der einen PC bestellt, muß aufgrund einer Vorstandsentscheidung mit dem Information Center ein Beratungsgespräch führen. Nach einer Arbeitsplatzanalyse erfährt so mancher Benutzer, daß er "eigentlich keinen Mikro benötigt". Auch wollen die Mitarbeiter des Benutzerservices Lösungen parat haben, bevor die PC - Anwender überhaupt mit Problemen an sie herantreten. Agieren statt reagieren heißt die Devise. Dabei seien, so Andreas Sprenger, Mitarbeiter bei der Bertelsmann

AG, weniger die Technik als vielmehr Organisation und Vorgespräche wichtig.

Der DV - Profi aus Gütersloh berichtete von einem Fall, bei dem beides vernachlässigt worden war. Der Technik - Euphorie der Datenverarbeiter stand daraufhin der Frust der überforderten Anwender gegenüber. Für Sprenger steht die Büroautomation deshalb unter dem Motto: "Eine Lösung hatte ich, aber die paßte nicht zum Problem."