Big Blues weiße Weste

15.05.1987

Das wäre ja gelacht, wenn sich die große IBM von den Leasinggesellschaften in die Knie zwingen ließe. Wo - wie in diesem Fall - die Öffentlichkeit Einblick hat, präsentiert sich der Konzern immer von der liebenswürdigsten Seite. Jetzt darf er sich gleich in zwei Ländern bei uns und in den Niederlanden - als staatlich geprüftes Unschuldslamm gerieren: Wer könnte nur im Traum darauf kommen, die IBM wolle konkurrierende Leasinggesellschaften vom Markt drängen? Die scheinbaren Mitbewerber sind doch Big Blues beste Hardware-Abnehmer...

Friede, Freude, Eierkuchen zwischen Eclat und IBM? Mitnichten! Die Entscheidung, beim eigenen Leasing eine bessere Marge einzukalkulieren, dürfte dem Stuttgarter Management angesichts rückläufiger Gewinne ohnedies leichtgefallen sein. Daß damit dem Kontrahenten sein wichtigstes Argument gegenüber den Wächtern der marktwirtschaftlichen Ordnung verlorengegangen ist, war erwünschter Nebeneffekt.

Daß letztendlich der Versuch fehlschlug, mit einer eigenen Interpretation der Lieferverträge die Leasinggesellschaften zu disziplinieren, wiegt nicht allzu schwer im Vergleich zu dem Triumph, die Beschwerdeführer vor dem Kadi badengehen zu sehen. Ganz nebenbei: Das Zugeständnis, keine Nachbelastungen einzutreiben, ist rechtlich unverbindlich. Mit keinem Wort ist gesagt, daß die IBM im Ernstfall die Forderungen nicht wieder aufgeben lassen durfte. Letzten Endes hat der Blaue Riese zwar den Klammergriff gelockert, aber möglicherweise nur, um seine Muskeln für einen künftigen Kraftakt zu entspannen. Zur Zeit braucht er die "kleinen" Verkaufsheller noch, und sei es nur, damit die ihm das gesamte alte Blech vom Hals halten, das immer noch im Markt kursiert.

So hat sich Big Blue fürs erste auf ein Gentlemen's Agreement mit den Leasingfirmen eingelassen - ein Agreement freilich, bei dem der Mainframe-Marktbeherrscher selber die bessere Figur abgibt. Um wenigstens das zu erreichen, mußten die Eclat-Mitglieder den Kadi anrufen - und das Kartellamt bewies wieder einmal, daß es im besten Fall den Händlern hellen kann, nie aber den Endkunden - hier: den Anwendern.