OS2-Kunden werden erneut vertröstet

Big Blue kann Officevision 2 nicht temrmingerecht ausliefere

04.01.1991

MÜNCHEN (CW) - Die Auslieferung von "Officevision" verzögert sich. Big Blues PS/2. Kunden müssen sich daher vorerst mit der ersten Version dieser BK-Software bescheiden, die außer Elekronic Mail und Textverarbeitung nur wenig bietet

Mit dem erneuten Aufschub der Auslieferung von Officevision hinkt die IBM jetzt mehr als neun Monate hinter ihrem ursprüngliche Zeitplan her. Der Grund dafür liegt nach Informationen des britischen Branchendienstes "Computergram" bei den Entwicklern.

Danach scheint es nicht zu gelingen, den Hauptspeicherbedarf des Softwarepakets auf unter 12 MB für Servermaschinen und auf unter 8 MB für die Requester zu beschränken.

Darüber hinaus vermerkt das "Wall Street Journal" hinter der Verzögerung grundsätzliche Probleme. "Die IBM hat sich zuviel auf einmal vorgenommen", äußert sich Stuart Woodring, Unternehmensberater bei Forrest Research Inc., gegenüber der US-Wirtschaftszeitung. Mit dieser Aussage bezieht sich der Analyst auf IBM-Pläne, wonach Officevision eine zentrale Anwendung im Rahmen des SAA-Konzeptes werden soll.

Officevision soll auf Anwendungsebene den Kern einer unternehmensweiten Datenkommunikation bilden. Hardwarespezialist IBM steht unter Druck, beweisen zu müssen, daß er in der Lage ist, ein derart komplexes Softwareprojekt durchzuziehen. Nur wenn das gelingt, so das "Wall Street Journal", können die Armonker darauf hoffen, erfolgreich am Wachstumsmarkt für PC-Software zu partizipieren.

Geplant ist, daß die Bürokommunikations-Software auf allen SAA-Plattformen vom PS/2-Rechner über die AS/400 bis zu den MVS-Mainframes läuft. Darüber hinaus verspricht das Konzept, daß die Anwender von einer grafischen Oberfläche aus auf alle innerhalb dieser heterogenen Systemlandschaft gespeicherten Daten zugreifen können, ohne sich um die dafür nötige Technik kümmern zu müssen. Wie für den PS/2-Bereich läßt allerdings auch Officevision für die AS/400, MVS und VM auf sich warten.