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Betrug ist nicht überall dasselbe

27.05.1999

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Auf der International Financial Fraud Convention in London haben Experten die uneinheitliche und teilweise laxe weltweite Gesetzgebung zum Thema Betrug beklagt, die Strafverfolgern vielfach die Arbeit erschwere oder gänzlich unmöglich mache. Anwalt Richard Parlour erklärte, organisierte Kriminelle spielten oft verschiedene Rechtslagen regelrecht gegeneinander aus. Er arbeite gerade an einem Fall, wo Gangster unter sechs verschiedenen Rechtslagen 50 Firmen gegründet hätten, um reiche Leute von einem Call-Center in einem kleinen Inselstaat aus auszunehmen. "Es gibt einige Commonwealth-Inseln, in denen immer noch das Recht von 1871 zur Anwendung kommt", so Parlour.

Die Experten von PriceWaterhouseCoopers schätzen, das jährlich Verluste in Höhe von 32 Milliarden Dollar durch organisierten Betrug anfallen - davon die Hälfte mit fragwürdigen E-Commerce-Angeboten im Internet. "Im Internet gibt es keine Kontrolle. Jedermann kann eine Website einrichten und irgend etwas anbieten", erkläutert Brendan Hewson, Ermittler bei der Bank of America. Da kämen zwangsläufig viele auf den Gedanken, "für nichts viel zu kassieren - und das meist bei Leuten, die viel für nichts erwarten".