Betrifft CW-Nr. 5079 vom 14. Dezember 1979: Kolumne: "Software-Klamotte"

01.02.1980

Unter Meinungen in CW Nr. 1/2 vom 11. 1. 80 kritisiert Herr Stodte Ihr Attribut "Software-Klamotte", das Sie in Ihrer Kolumne der Kategorie "Standardsoftware" gegeben haben.

Grundsätzlich haben Sie recht.

Bei "Paisy" von Herrn Stodte handelt es sich um einen sehr engen und überschaubaren Teilbereich von Standardsoftwate, nämlich um sogenannte "Horizontal-Software", also "Bereichssoftware".

Wenn ein Bereichs-Softwarepaket in einer verbreiteten höheren genormten Programmiersprache geschrieben ist, etwa in Cobol, muß zwar noch einiges getan werden, um dieses Paket von einem Computermodell auf das nächste zu heben. Aber das ist vergleichsweise noch gut überschaubar.

Ganz anders liegen die Fakten bei der zweiten Kategorie von Standardsoftware, der "Vertikal-Software", also Branchensoftware. Hier tauchen durch die notwendige Integration mehrerer Verarbeitungsbereiche (Info-Ebenen) erheblich größere Probleme auf - die mit Standardsoftware nicht lösbar sind. Und entweder sagt ein Anwender bedenkenlos ja zu allen Lösungen (ohne jede Änderung) oder er will ändern lassen - und merkt dann, daß "Standardsoftware eine Klamotte" ist.

Natürlich kommt es auf die Art der Änderung an: Eine zusätzliche Bedingung ist relativ einfach eingebaut; ein fehlender Suchbegriff und ein fehlender Programmstufen-Begriff sind geradezu bösartig.

Herr Stodte möchte doch einmal ganz konkret die absoluten Konstruktions-Kriterien von Qualitäts-Software definieren und dann diejenigen Kriterien nennen, die "Paisy" zu einem so gut verkauften Softwarepaket gemacht haben. Also nicht: weil "Paisy" so schnell änderbar ist, sondern warum "Paisy" so schnell änderbar ist.

Dann werden wir sehen, wie recht der Kolumnist der CW hatte, als er die fehlenden Qualitäts-Merkmale von Software anprangerte.

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