Betrifft: CW Nr. 30 vom 25. 7. 1975, Gastkommentar: "Die schwache Seite der Prozeßrechner".

19.09.1975

Betrifft: CW Nr. 30 vom 25. 7. 1975, Gastkommentar: "Die schwache Seite der Prozeßrechner".

Dieser Gastkommentar leistet einen nützlichen Beitrag zum zentralen Thema des Computer-Einsatzes, zu der Frage nämlich, wie man ohne Umwege von der Aufgabenstellung zum Programm, vom Problem zu dessen Lösung kommt. Die Forderung, der Technologe müsse sein Automatisierungsvorhaben ohne Zuhilfenahme von Programmierexperten in die Tat umsetzen, kann man nur dreimal unterstreichen.

Allerdings sind einige Sachaussagen im Artikel von Prof. Lauber zu ergänzen, wenn nicht richtigzustellen.

1. Ein Vergleich der Prozeßrechner mit kommerziellen Computern geht insofern unentschieden aus, als auch und gerade hier in aller Regel ein EDV-Experte den Mittler zwischen Wunsch und Wirklichkeit darstellt, allen höheren Programmiersprachen wie RPG und Cobol zum Trotz. Der kaufmännische Sachbearbeiter, der "seine" Programme selbst gebiert, wird immer noch mit der Lupe gesucht.

2. Daß Software die "schwache Seite der Prozeßrechner" sei, trifft in dieser Allgemeinheit nicht zu, jedenfalls insoweit Minicomputer moderneren Zuschnitts gemeint sind. Qualität der Betriebssysteme und sprachliche Vielfalt brauchen keinen Vergleich mit anderen Systemen gleicher Leistungskraft zu scheuen. Freilich hat es lange mit formalen Echtzeit-Programmiersprachen gehapert.

3. Haben sich die "von einigen Herstellern propagierten Realtime-Basic" tatsächlich als wenig wirkungsvoll erwiesen? Dazu einige Fakten:

Bei Dietz ist seit etwa zwei Jahren die Realtime-Sprache Basex im Einsatz, eine Erweiterung von Basic, bei der selbstverständlich die schwierigen Echtzeit-Statements nicht ausgeklammert wurden.

Nach den Unterlagen der zuständigen Support-Gruppe bei Dietz ist Basex zur Zeit auf 121 Kunden-Systemen vom Typ 621 implementiert, davon 64mal bei industriellen Anwendern, 43mal im Bereich von Forschung und Lehre, der Rest bei Behörden, in Kliniken und anderen Institutionen. Von 108 dieser Systeme ist bekannt, daß auf ihnen überwiegend oder ausschließlich Basex-Programme laufen, und jetzt kommt das Interessante: In 87 Fällen haben die "Technologen" das Programm selbst geschrieben, während nur 21 mal Software-Experten mit von der Partie waren. Bei vier von fünf Systemen ist also Professor Laubers Forderung erfüllt.

4. Geht man den Gründen für diese doch recht erfreuliche Bilanz nach, so erweist sich, daß (echte) Echtzeit-Basic nicht nur eine wirkungsvolle, sondern aufgrund ihrer direkten und unkomplizierten Handhabung auch eine zum Do-it-yourself verlockende Programmiersprache ist. Diesen Appeal aber hat die von Professor Lauber zu Recht gepriesene Prozeßsprache Pearl gerade nicht. Vielmehr werden sich hier infolge des hohen formalen Aufwands zunächst wieder die Programmier-Experten tummeln; beim Durchschnitts-Technologen wird´s noch ein bißchen dauern, bis er sich ins Abenteuer stürzt. Wie lange? Nun, - bis jeder (Buchhalter) PL/1 gelernt hat.

Rolf Stöters, Dietz Computer Systeme, Mülheim

Betrifft: CW Nr. 30 vom 25. 7. 1975: "Detab/GT-Vertrieb ganz bei GMO".

Sehr geehrter Herr Redakteur, leider stellt Ihre Notiz über den Entscheidungstabellenprozessor Detab/GT die Situation nicht ganz richtig dar.

Nicht Meinungsverschiedenheiten, sondern ein gemeinsamer Entschluß im Sinne einer Bereinigung der regionalen Zuständigkeiten und zur Vermeidung von Überschneidungen hat dazu geführt, daß GMO, Gesellschaft für moderne Organisationsmethoden, Hamburg, für den Detab/GT-Vertrieb nunmehr auch den süddeutschen Raum betreut.

Von den insgesamt 88 Installationen entfallen 45 auf die Schweiz, 31 auf die BRD, 7 auf Österreich und 5 auf andere Länder. Es ist erfreulich festzustellen, daß nun auch in anderen Ländern unser Entscheidungstabellenprocessor die gleiche positive Aufnahme findet wie hier.

Besondere Bedeutung für die weitere Entwicklung wird vor allem der Delta Compiler besitzen, der die erforderliche methodische Erweiterung des Detab/GT zu einem ausgebauten Generator-Konzept bringt. Mit freundlichen Grüßen

Dr. Reinhold Thurner, CH-8600 Dübendorf (Autor des Detab/GT-Programms)

Betrifft: Datenverarbeitung in der öffentlichen Verwaltung.

Um die Verwaltung zu vereinfachen, hat die Bundeskasse Stuttgart die Importfirmen um Zustimmung zum Banklastschriftverfahren gebeten. Unter anderem wirbt die Bundeskasse auch mit dem Hinweis für das Verfaren, daß hierdurch die Überwachung der Fälligkeitstermine wegfiele sowie Säumniszuschläge und Verzugszinsen vermieden würden. Wenn der Importeur sich dem Bankeinzugsverfahren angeschlossen hat, wundert er sich nicht wenig, wenn trotzdem Mahnungen mit Säumniszuschlägen bei ihm eintreffen. Als Begründung bekommt der "säumige Zahler" zu hören, daß er als Importeur selbst darauf zu achten habe, daß sein Zollaufschubkonto nicht das festgesetzte Kreditlimit überschreite. Um zu vermeiden, daß das Limit überschritten werde, müsse der Importeur von sich aus Abschlagszahlungen an die Bundeskasse leisten Und dürfe nicht warten, bis die Bundeskasse die Abgaben durch Lastschrift einzieht. Dieses umständliche Verfahren der Behörde wird damit begründet, daß man bei den Bundeskassen mit Computern abrechne und es nicht möglich sei, jeweils bei Erreichen des Kreditlimits eine Lastschrift auszuschreiben. Die Mahnungen und Säumniszuschläge dagegen werden von Hand beziehungsweise mit der Schreibmaschine geschrieben. Außerdem würden rechtliche Gründe dem entgegenstehen, weil die Abgaben erst bei Fälligkeit eingezogen werden dürften. Unklar bleibt, wieso dann Säumniszuschläge erhoben werden können für Abgaben, die gar nicht fällig sind.

Zum Vergleich denke man sich einen Lieferanten, der seine Forderungen bei seinen Kunden durch Banklastschrift einziehen darf. Wäre es nicht lächerlich, wenn dieser Lieferant von seinem Kunden verlangen würde, daß dieser von sich aus unaufgefordert Zahlungen leistet, falls der Lieferant versäumt oder organisatorisch nicht in der Lage ist, die Lastschrift zu schreiben?

Solche Probleme in der öffentlichen Verwaltung dürften eine Ahnung davon vermitteln, weshalb bei den Behörden auch der Einsatz moderner Computer zu keinen Personaleinsparungen führt.

Dr. Hartmut Kauffmann, Gebrüder Kauffmann, Import-Großhandel, 7300 Esslingen

Betrifft: Kopie zur Kenntnis

An das Kultusministerium des Landes Baden-Württemberg Stuttgart

Einem Artikel der Fachzeitung Computerwoche, München, vom 29. August 1975 entnehmen wir, daß die Fachhochschulen Aalen und Ravensburg und vermutlich noch weitere Hochschulinstitutionen Baden-Württembergs gewerbliche Dienstleistungen der mittelständischen Wirtschaft anbieten und erbringen.

Wir bitten um Auskunft, ob dies zutrifft und in welcher Größenordnung Gewerbe- und Mehrwertsteuer berechnet werden.

In der heute mehr als angespannten Wirtschaftslage, besonders was mittelständische Unternehmen anbetrifft, würden wir es als merkwürdig empfinden - sollten die Angaben der Zeitung zutreffen - wenn die öffentlich Hand durch Hochschuleinrichtungen zur Konkurrenz der gewerblichen Wirtschaft wird und unter Außerachtlassung der Weiterberechnung von Fixkosten manpower und Rechenleistung zu Preisen anbietet, die einem Dumping gleichkommen.

Für eine erklärende Rückäußerung wären wir besonders im Hinblick auf die Mittelstandspolitik des Landes Baden-Württemberg verbunden.

Lange-Hellwig, Geschäftsführer Verband Deutscher Rechenzentren e. V., 5000 Hannover