Nach der Konsolidierung

Bessere Aussichten für Online-Shops

02.05.2003
MÜNCHEN (CW) - Nach zahlreichen Pleiten und Rückzügen in den vergangenen Monaten soll in Deutschland das Geschäft für verbliebene Online-Shops wie Ebay oder Otto weiter anziehen.

Schätzungen des Deutschen Multimedia Verbands (dmmv) gehen davon aus, dass im vergangenen Jahr rund 70 Prozent aller Internet-Geschäfte durch eine "Mega-Bereinigung" des Marktes für immer ihre Tore schließen mussten. Übrig geblieben sind, gemessen an den Klickraten, vor allem große Internet-Anbieter wie Ebay und Amazon.de sowie die Web-Dependancen von Versandhäusern wie Otto, Karstadt-Quelle oder Neckermann. Allesamt Unternehmen, die anders als viele ihrer gescheiterten Konkurrenten ihrer Kundschaft auch ausreichende Logistikdienstleistungen bieten können.

Den verbliebenen Online-Kaufhäusern möchte der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels nun Hoffnung machen. Nach seinen Schätzungen soll der Internet-Handel in diesem Jahr erstmals mehr als elf Milliarden Euro einfahren, was einem Anteil von 3,7 Prozent der privaten Konsumausgaben entspräche. Tatsächlich verbuchen mittlerweile einige der Akteure Zuwachsraten. So legte Neckermann im Jahr 2002 um 123 Prozent zu, Ebay kam auf 100 Prozent. Auch der Shop-Pionier Karstadt-Quelle AG hat nach der Pleite mit seinem Angebot "Myworld.de" mittlerweile mit Karstadt.de wieder aufgeschlossen und liegt derzeit auf Rang zwölf. Allerdings genießt mittlerweile das Online-Angebot des Konzerns keinen Sonderstatus mehr, sondern stellt mit seinen 30 Millionen Euro Umsatz nur noch einen Vertriebskanal dar, der vor allem Kunden zum Besuch der innerstädtischen Kaufhäuser animieren soll.

Vor allzu großen Erwartungen in den E-Commerce warnt auch eine aktuelle Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung in Essen (RWI). Statt des von vielen Untersuchungen für die kommenden Jahre erwarteten durchschnittlichen Wachstums im E-Commerce von 60 bis 80 Prozent rechnen die Wissenschaftler bis zum Jahr 2005 im Schnitt nur mit einem Anstieg von etwa 40 Prozent - von gut einer halben Milliarde Dollar im Jahr 2001 auf etwa zwei Milliarden im Jahr 2005. Immerhin soll laut RWI der Internet-Handel in Deutschland stärker als in anderen Ländern zunehmen. So erwarten die Forscher, dass sich der deutsche Anteil am weltweiten Geschäft bis 2005 auf sieben Prozent nahezu verdoppeln könnte. Möglich machen diese Entwicklung laut RWI die moderne Netzinfrastruktur und die steigende Zahl der mobilen Internet-Nutzer. Derzeit entfallen fast ein Viertel der weltweiten ISDN-Anschlüsse und 13 Prozent aller B-to-B-Plattformen auf Deutschland. (as)

Abb: Umsatzentwicklung

Der Anteil des Internet-Umsatzes am Produktionswert wird in Deutschland bis 2010 auf 14,5 Prozent geschätzt. Quelle: RWI