Jobs 2.0

Berufe mit Spaßfaktor

01.02.2010
Von Anja Dilk

Die Netzwerkerin

Soziale Netze hat Vivian Pein schon immer geliebt. Offene Veranstaltungsformen wie Barcamps. Darin ist sie gern und oft unterwegs. Sie hat das Wordcamp in Hamburg mitorganisiert, später das Artcamp und das Community Camp in Berlin. Irgendwann, als sie der Wirtschaftsinformatik an der Hochschule enttäuscht den Rücken zuwandte ("zu viel Frontalvorlesung"), packte sie in Vaters Gärtnerei mit an, programmierte den Internet-Auftritt der Firma, entwarf einen Gutscheinshop für eine Werbeagentur, surfte für einen Headhunter im Netz nach interessanten Profilen und studierte nebenher an der Fernuniversität Hagen Betriebswirtschaft. Dass sie einmal bei Deutschlands größtem Business-Netzwerk Xing landen würde, hätte Vivian Pein nicht gedacht. Die 28-jährige lacht. "Dabei ist so ein bunter Lebenslauf recht typisch für Social-Media-Manager."

Vivian Pein hat mit 28 schon so einen bunten Lebenslauf wie manche mit 50 nicht. Das prädestiniert sie für ihren Job als Social-Media-Managerin bei Xing.
Vivian Pein hat mit 28 schon so einen bunten Lebenslauf wie manche mit 50 nicht. Das prädestiniert sie für ihren Job als Social-Media-Managerin bei Xing.

Als die Community-Managerin von Xing auf die umtriebige Online-Netzwerkerin aufmerksam wurde und vor gut einem Jahr bei Vivian Pein anklopfte, schlug die gleich ein: "Es passte einfach perfekt." Zu dem Zeitpunkt hatte Pein längst berufliche Erfahrungen mit Social-Community-Management gesammelt. Als Projektleiterin baute sie in der Hamburger Personalberatung Gemini Executive Search eine soziale Plattform auf, motivierte die Mitarbeiter zum Mitmachen, gab Schulungen im kleinen Einmaleins des Web 2.0: richtig anmelden, Bilder hochladen, mit Wikis arbeiten, sich am internen Blog beteiligen. Als die virtuelle Gemeinschaft bei Gemini in Bewegung gekommen war, sollte sie wieder in die Abteilung Personalsuche. "Aber ich erkannte, dass meine Leidenschaft woanders liegt." Da kam der Anruf der Hamburger Business-Netzwerker.

Gut findet Pein an ihrem Job bei Xing, dass es so etwas wie Alltag gar nicht gibt: "Jeder Tag ist anders." Mehr als 30.000 Gruppen treffen sich auf der Plattform zu virtuellen Debatten, moderiert von Moderatoren, die eingewiesen werden müssen in die Möglichkeiten der Online-Community. Pein berät und betreut die Moderatoren: Wie können sie am besten eine Gruppe aufbauen? Welche Themenformulierungen ziehen? Ist es für die Gruppe sinnvoll, auf Google sichtbar zu sein, oder nicht? Sie vernetzt die Diskussionsleiter untereinander, ist Ansprechpartnerin bei Fragen und Konflikten, klärt über Rechte, Pflichten und Regeln der Gemeinschaft auf. Manchmal muss sie auch Streitigkeiten in Foren schlichten oder einschreiten, wenn aus hitzigen Debatten beleidigende Tiraden werden. Um den Mitgliedern näher zu sein, greift Pein auch mal zum Hörer. "Die Mitglieder sind ganz überrascht, wenn sich Xing auf eine Frage persönlich meldet - und freuen sich. Der direkte Kontakt ist eben ebenso wichtig in der virtuellen Welt wie im normalen Leben. Wer das nicht begreift, hat die Online-Welt nicht verstanden." Deshalb trifft sich die Social-Media-Managerin gern "auf einen Kaffee" mit den Moderatoren. Über Twitter oder im Xing-Blog kündigt sie an, wenn sie auf Messen oder Kongressen ist. Wer will, kann einen Termin machen. Und ab und an gibt es Moderatorentreffen mit der Community-Managerin in Bars, Restaurants oder auch mal auf dem Weihnachtsmarkt - so persönlich wie möglich. "Wenn sich die Leute einmal kennen gelernt haben, läuft die Kommunikation im Netz ganz anders."

Vivian Pein lacht. "Ohne Leidenschaft geht so ein Job nicht." Was man dafür braucht? Das Wissen, wie die sozialen Medien ticken; Menschenkenntnis und Kommunikationsfähigkeit, ein gerüttelt Maß Stressresistenz, Geduld und Ruhe; und die Lust, auch nach Dienstschluss um 18 Uhr und am Wochenende regelmäßig reinzuklicken und zu schauen: "Hey Folks, alles okay?"