Berg- und Talfahrt bei Hewlett-Packard

23.11.2004
Mit einem guten vierten Fiskalquartal hat Hewlett-Packard (HP) die Enttäuschung der Sommermonate vergessen lassen. Ruhe wird damit jedoch nicht einkehren, denn der Wettbewerb bleibt hart.

Wer einen Konzern sucht, der sich konstant und linear entwickelt, sollte damit nicht bei HP anfangen. Das Unternehmen schafft es trotz seiner Diversifizierung immer wieder, Marktbeobachter zu überraschen - nach einem überaus schwachen Vorquartal nun wieder positiv: Der Umsatz stieg im Abschluss-Vierteljahr (Ende: 31. Oktober) in allen Segmenten an, die Gewinne wurden ausgebaut, und die Aktie erholte sich vom Tiefschlag, den sie noch im August hatte einstecken müssen. Unbeständig zeigten sich auch die Kunden: War vor einem Jahr noch die Nachfrage der Privatanwender stark gewesen, knauserten diese nun. Unternehmen dagegen investierten wieder ordentlich.

Überraschend gut hat sich der Konzern in der Sparte "Enterprise Storage and Server" geschlagen: Dem operativen Verlust des dritten Fiskalquartals (208 Millionen Dollar) folgte nun ein Profit von 107 Millionen Dollar. Vor drei Monaten hatte Firmenchefin Carleton Fiorina noch nach schwachen Zahlen drei Topmanager entlassen. Begründet worden war die enttäuschende Vorstellung des HP-Vertriebs zudem mit Schwierigkeiten bei einer internen Implementierung von SAP-Software - das Thema habe sich nun erledigt, so Fiorina. Allerdings lag die Server-Sparte auch im abgelaufenen Quartall operativ immer noch unterhalb der Durchschnittsgewinne aus den vergangenen vier Berichtszeiträumen, lässt man einmal das schwache dritte Quartal außer Betracht. Die für 2006 geplanten Kostensenkungen in dem Bereich sollen vorgezogen werden, kündigte der Konzern an, ohne Details zu nennen.

Im Storage-Bereich sanken die Einnahmen um neun Prozent

Im jüngsten Berichtszeitraum stieg der Umsatz mit Speichern und Servern gegenüber dem Vorjahr um rund sieben Prozent auf 4,1 Milliarden Dollar. Etwas mehr als die Hälfte erzielte HP mit Standard-Servern, 25 Prozent entfielen auf geschäftskritische Computer, ein Fünftel wurde mit Speichern erwirtschaftet. Hier läuft jedoch längst nicht alles rund: Der Storage-Umsatz schrumpfte im Jahresvergleich bedingt durch den anhaltenden Preisverfall um neun Prozent.

Die Einnahmen mit PA-Risc-Maschinen verbesserten sich um acht Prozent, während die Alpha-Server um ein Viertel einbrachen. Der Konzern wird diese ab Ende 2006 nicht mehr produzieren. Laut HP ist der Umsatzanteil der auf Intels Itanium-Chips basierenden "Integrity"-Maschinen (Betriebssysteme HP-UX, Windows, Linux) an der Gruppe geschäftskritischer Systeme (Business Critical Systems = BCS) innerhalb eines Jahres von fünf auf 16 Prozent gestiegen. Demnach hat der Konzern im Abschlussquartal Itanium-Computer im Wert von 164 Millionen Dollar verkauft. Der Umsatz der Standard-Server wurde im Jahresvergleich um 16 Prozent ausgebaut, die Verkäufe der Nonstop-Server (Ex-Tandem) zogen um 13 Prozent an.

Mit PC-Verkäufen schlug sich HP wacker, da viele Unternehmen ihre alten Rechnerflotten ausgemustert und durch neue Systeme ersetzt haben. Der Quartalsumsatz mit Firmenkunden kletterte um zwölf Prozent, während die Einnahmen mit Endkunden lediglich um vier Prozent wuchsen. Die Personal Systems Group (PSG) nahm insgesamt 6,5 Milliarden Dollar ein - plus neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dabei fiel der Betriebsgewinn mit 78 Millionen Dollar so hoch aus wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Die PC-Division hat nun fünf Quartale in Folge schwarze Zahlen geschrieben.

Besser als erwartet lief es im Softwaresegment; dieser Bereich konnte die Quartalsumsätze prozentual am stärksten ausbauen. Insgesamt verbesserten sich die Einnahmen um 25 Prozent auf 277 Millionen Dollar: Die System-Management-Suite "Openview" wuchs um 30 Prozent, die TK-Plattform "Opencall" legte um 17 Prozent zu. Der Verlust der Softwaresparte belief sich lediglich noch auf fünf Millionen Dollar; hier rückt die Gewinnschwelle kontinuierlich, wenn auch langsam, näher.

Strategische Investitionen in dem Bereich sollen das HP-Konzept des "Adaptive Enterprise" unterstützen. Anfang des Jahres waren etwa die Firmen Novadigm und Consera übernommen worden, die jeweils Lösungen für die IT-Systemverwaltung zum Portfolio beigesteuert haben. Management-Software entwickle sich zum "nächsten Schlachtfeld für die IT", hatte damals eine HP-Managerin die Marschroute vorgegeben. Indes: Bei einem um rund zehn Prozent höheren Konzernumsatz nahm IBM mit Software im Geschäftsjahr 2003 über 14 Milliarden Dollar ein, HP kam zuletzt auf knapp eine Milliarde Dollar. Bis sich die Softwareabteilungen der beiden Schwergewichte auf einem annähernd ähnlichen Niveau vergleichen lassen, muss Fiorina noch einen Teil der kurzfristig verfügbaren Mittel von derzeit knapp 13 Milliarden Dollar investieren.

Das Geschäft mit Managed-Services wuchs um ein Drittel

Kaum Grund zur Klage gibt es im Bereich der Services. Hier stieg der Quartalsumsatz im Jahresvergleich von 3,3 Milliar-den auf 3,7 Milliarden Dollar. Angetrieben wurde das Wachstum aus dem Segment Managed-Services, das sich um 35 Pro-zent verbessern konnte. Die Supporteinnahmen kletterten um zehn Prozent und machen derzeit knapp zwei Drittel der Dienstleistungsumsätze aus. Hingegen legte das Geschäft mit Beratung und Integration nur um vier Prozent zu. Der operative Gewinn der Dienstleistungs-Division belief sich auf 376 Millionen Dollar.

Die einzig wahre Konstante bei HP neben der Unberechen-barkeit der Quartalszahlen ist immer noch das Druckergeschäft einschließlich der Tinten- und Tonerabfüllung. Im Gesamtjahr verkaufte der Konzern 47 Millionen Drucker, im Abschlussquartal wurden 14 Millionen Geräte ausgeliefert. Dies war ein neuer Rekord. Der Umsatz der Printing-Sparte stieg um fünf Prozent auf 6,5 Milliarden Dollar.

Bei Privatanwendern sind die Druckereinnahmen gesunken

Hier zeigte sich ebenfalls die mäßige Nachfrage der Privatanwender, die rund zwei Prozent weniger ausgaben, während die Druckerumsätze mit Geschäftskunden um sechs Prozent expandierten. Das Umsatzvolumen mit Toner und Tinte verbesserte sich um acht Prozent. Mit einer operativen Marge von 16,6 Prozent blieben bei den Druckern unter dem Strich knapp 1,1 Milliarden Dollar hängen. Das waren über 80 Prozent des operativen Profits von HP im Abschlussquartal. Im Gesamtjahr steigerte der Konzern seinen Nettogewinn von 2,54 Milliarden auf 3,5 Milliarden Dollar. Allerdings fielen die Restrukturierungsaufwendungen um knapp 700 Millionen Dollar niedriger aus als im Vorjahr.

Beim obligatorischen Ausblick auf die ersten sechs Monate des laufenden Geschäftsjahres 2005 gab sich Firmenchefin Fiorina selbstbewusst. Sie erwartet einen Umsatz von rund 42 Milliarden Dollar, zirka 3,5 Milliarden Dollar mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der Gewinn soll auf 72 bis 74 Cent je Aktie steigen. Vieles hängt davon ab, wie sich HPs Itanium-Umsätze entwickeln - und ob die Druckersparte den Angriffen der Wettbewerber auch weiterhin trotzen kann. Zudem müssen die Profite der Storage- und Server-Division verbessert werden. Die Wahrscheinlichkeit, in den kommenden Quartalen erneut auszurutschen, ist indes auch nach den zuletzt guten Zahlen nicht gesunken.