Erste Hilfe im Technologie-Dschungel

Beim Kundenfang setzt Gateway auf kostenlose Schulungen

15.09.2000
MÜNCHEN (CW) - Ein beträchtlicher Teil der PC-losen US-Haushalte steht mit der Computertechnologie auf Kriegsfuß. Im Rahmen einer groß angelegten Schulungskampagne will Gateway diese Berührungsängste abbauen. Ob und wie sich das Konzept auch hierzulande realisieren lässt, ist noch unklar.

Mit einer ganzen Reihe teils kostenloser Programme will Gateway Heim- und Firmenanwendern einen Weg durch den Dschungel der modernen Computertechnologie bahnen. Im Visier hat der Direktanbieter dabei sowohl so genannte eindimensionale PC-Nutzer, die ihren Rechner lediglich als Internet-Zugangsgerät sowie als E-Mail-Vehikel nutzen, als auch potenzielle Kunden, die sich aus Angst vor der Technik noch keinen PC zugelegt haben. Dabei will der frisch gebackene IT-Tutor auch herstellerübergreifend aktiv werden.

Unterricht im Gateway-StoreMit dem Ziel, bis zum Jahresende der größte Anbieter von IT-Trainings im privaten Umfeld zu werden, bietet Gateway kostenlose wöchentliche Crashkurse, die in den 290 US-Stores des Direktversenders stattfinden sollen: Das Themenspektrum erstreckt sich nach Angaben des Anbieters von Grundlagen zur PC- sowie zur Internet-Nutzung über anspruchsvollere Themen wie digitale Fotografie und Musik bis hin zu Spezialgebieten wie dem Online-Investing und der Planung eines Business-Netzwerks. Gleichzeitig soll einmal pro Woche ein Techniker für Gratis-Beratung zur Verfügung stehen, und es werden 5000 Schulungsplätze für - allerdings kostenpflichtige - Intensivkurse angeboten. Ferner wird sich laut Gateway ein Netzwerk von "Technology Ambassadors" flächendeckend den IT-Bedürfnissen etwa von Gemeinden widmen.

Flächendeckende PräsenzDer Direktanbieter stützt sich bei seiner IT-Aufklärungskampagne auf die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage: Demnach sind 69 Prozent der amerikanischen PC-Besitzer nicht in der Lage, das Potenzial ihres Computers ganz auszuschöpfen - wobei 32 Prozent der Befragten Einsatzmöglichkeiten und Leistungsvermögen ihres PCs angeblich gar nicht einschätzen können.

Auch andere Hersteller wie Compaq und IBM haben sich in Sachen Kundenschulung engagiert. Gateways entscheidender Vorteil ist jedoch - zumindest in den USA - die flächendeckende Präsenz in Form seiner zu Klassenzimmern erweiterten "Country Stores", während andere Anbieter dazu gezwungen sind, ihre Fort- und Ausbildungsangebote im Zusammenspiel mit Vertriebspartnern zu realisieren.

Im deutschen Markt dürfte das Schulungsangebot allerdings schwer zu realisieren sein: Mit der Abschaffung des Gateway-Showroom-Konzepts in seiner alten Form fehlt hierzulande die entsprechende Plattform. Nach der Eröffnung einer neuen Münchner Niederlassung im März dieses Jahres ist man laut Gateway aber dabei, sich in Sachen lokaler Präsenz etwas Neues einfallen zu lassen. Denn anders als in den USA sowie in anderen europäischen Ländern habe man in den deutschen Showrooms tatsächlich nur schauen, aber nicht bestellen oder kaufen können.

In anderen europäischen Ländern will der Direktversender seine "Beyond-the-Box"-Strategie jedoch in absehbarer Zeit anlaufen lassen, allerdings nur dort, wo sich echte Gateway-Country-Stores befinden.